zu sein. Bozener Bürger irgend welcher Partei — mit Ausnahme einer Hand voll Christlichsozialer — waren nicht zu bemerken. Sowohl die deutschfreisinnige, wie auch die sozialdenwkratische Partei hatten den Bauern- bund-Rummel völlig ignoriert. Uebrigens nah men sich die Redner sehr in Acht und sagten nichts, was nlan in einer freisinnigen Stadt nicht ohne Widerspruch sagen darf, denn die Angriffe und Ausfälle galten einzig und allein der katholisch- konservativen Partei. Um 3 Uhr nachmittags wurde
die Versammlung durch den Einberufer, Abg. Schraffl, eröffnet, worauf zunächst Karl Aichinger, Redakteur des „Tiroler', das Wort ergriff. Derselbe bezeichnete die Gründung des Bauernbundes als einen Wendepunkt im öffent lichen Leben Tirols. Dann polemisierte er in be kannter Weise gegen die konservative Partei, welche Tirol an die Zentralregierung verkauft und verraten habe. Zuerst sei das Tiroler Bauernvolt um seine ideellen Rechte gebracht worden und dann auch Um die materiellen. Da- runr müsse die Macht
der bisher in Tirol herr schenden Partei und des mit ihr verbundenen Adels gebrochen werden. Redner sprach an der Hand statistischer Belege über die zunehmende Ver> schuldung des bäuerlich?« Besitzes und bezeichnete das, was bisher für den Bailer geschehen sei, als völlig uuzuläuglich. Die Bauern müßten sich.zu sammenschließen und energisch für ihre Interessen eintreten. Anknüpfend an die Tatsache, daß meh. rere mit Unterstützungen ans dem Mtstandskredit bedachte Bauern zu TagusenS bei Kastelruth
den Konservativen ein Torn im Auge gewesen. Schraffl verbreitete sich darauf, wie schon in vielen Verfammlnngen, über die wirt schaftlichen Ziele seiner Partei und forderte be sonders Herabsetzung der Grundsteuer und Ein Hebung derselben durch die Gemeinden. Land- tagsabgeordneter Kienzl (Sarntalj sprach in seiner witzigen Weise über die politische Umvissen- heit der Bauern, welcher gesteuert werden müsse, weil sie die Vernachlässigung des Bauernstandes im Staatshaushalte hauptsächlich verschuldet
habe, und empfahl den Bauernbund uud die christ lichsoziale Partei. Ter katholische Volksverein sei nur gut in religiösen Angelegenheiten. Schraffl teilte mit, daß die nächste Jahresversammlung des Bauerubuudes im kommenden September in Bozen stattfinden werde. Es würden dann auch viele nordtirolische Wirte nach Südtirol kommen nnd hier ihren Weinbedarf decken, natürlich nur bei Bundesnritgliedern; dieses System gegensei tiger wirtschaftlicher Unterstützung empfahl der Redner allen Bundesmitgliedern . Baader