Beilage zu Nr. 131/132 der »Vrwener Chronik'. 1907. Eine große Rede Dr. Lnegers. Me chriMichsosisie Verewigung gratuliert ihrem führer. Die Abgeordneten der christlichsozialen Partei versammelten sich vor der Haussitzung in ihrem Klublokale, von wo sich dieselben vollzählig ins Rathaus begaben, um dem großen Führer ihre Gratulation zum Geburtstage darzubringen. Im großen Empfangssalon gesellte sich auch der Präsident des Abgeordnetenhauses Dr. Weis kirchner zu den christlichsozialen
Abgeordneten. Kurz darauf erschien Bürgermeister Dr. Lueger im Kreise seiner Klubgenossen, von denen er über aus herzlich bewillkommnet wurde. Landmarschall Prinz Liechtenstein hielt so dann an den Bürgermeister folgende Ansprache: Hochverehrter Herr Bürgermeister! Im Namen der stärksten Partei des Parlamentes kommen wir heute, Ihnen die Glückwünsche des christlichen Volkes zu Ihrem Geburtstage darzubringen. Mehrere Jahrzehnte sind ver flossen, seitdem die christliche Bewegung ent standen ist. In Wien
, im Herzen des Reiches, waren Sie es, ver dieselbe aus der Taufe ge hoben hat; Sie sind ihr zu Pate gestanden, (Bravo!) Die christlichsoziale Partei ist er starkt, gewachsen und hat Ihrer Erziehungs methode alle Ehre gemacht. Auch die letzte Probe hat sie bei den Reichsratswahlen dieses Jahres gut bestanden. Diese wa^en das ent scheidende Examen fürs Leben, die Matura. Wir haben vor dem strengsten Richter, vor dem allgemeinen Stimmrechte, den ersten Preis davongetragen, während andere Schüler
, bei welchen- d?r Dünkel die Einsicht übertraf, glänzend durchgefallen sind. (Beifall.) Diesen Erfolg verdanken wir Ihnen, der Sie uns trefflich auf diefe Prüfung vorbereitet haben. (Lebhafte Zustimmung.) Aus dem Jünglingsalter der Sturm- und Drangperiode tritt nunmehr die christlich soziale Partei in das Mannesalter ein, dem noch ernstere Kämpft bevorstehen. Ihrer jetzigen Stärke entspricht eine schwere VerantwmttMg, höhere Pflichten, größere Aufgaben. Mit Gottes Hilfe können wir in Oesterreich die führende Partei
werden, aber unter der Bedingung, daß Sie, verehrter Herr Bürgermeister (Prinz Liechtenstein streckt bei diesen Worten dem Bürgermeister die Rechte entgegen, in welche dieser einschlägt), der Führer der führenden Partei bleiben! Gottes Gnade hat Ihnen die Gesundheit wiedergegeben; Gott erhalte uns dieselbe. Vaterland, Volk und Dynastie be dürfen Ihrer in diesen schweren Zeiten! (All seitige Bravorufe.) Von der Ansprache des Prinzen Liechten stein sichtlich gerührt und freudig bewegt, nahm Bürgermeister Dr. Lueger