, das Kabinett Schober zu bewe gen, die Rücktrittsabsichten aufzugeben. Die Christlichsozialen haben Herrn Schober sogar den Vorschlag gemacht, er möge ein. neues Kabinett bilden, was beiläufig heißt, daß die Regierungs partei es sozusagen dem Kanzler ein'heimgestellt hat, welche Männer er auszuschiffen gedenkt. Aber alle Bemühungen scheiterten. Schober war amtsmüde und ging. Sicherlich hat zu diesem Entschluß die Haltung der Großdeutschen viel öeigetragen. Man darf nämlich nicht vergessen, daß Schober
sozusagen von den Großdenffchen zur Kanzlerschaft berufen wurde! Diese Partei hat schon, als die Frage der Nachfolge Renners zu beantworten war, Schober vorgeschlagen; allerdings vergeblich, denn die Christlichsozialen wollten es zunächst mit einem Parteikanzler ver suchen. Als aber die Regierung Mayr, die be kanntlich ganz auf die Auslandskredite einge stellt war und im Jnlande alle Fünfe gerade sein ließ, an der Politik absoluter Untätigkeit scheiterte, sind die Großdeutschen neuerdings
mit ihrem Vorschlag hervorgetreten; ja, sie machten sozusagen die Koalition mit den Christlichsozia len von der Berufung Schobers abhängig. So kann man wohl sagen, daß Schober förmlich von den Großdeutschen erwählt worden ist. Und ohne Zweifel hat der Kampf, den die Großdeutschen in den letzten Wochen gegen Schober eröffneten, den Entschluß, von dem Kanzlerposten zu scheiden, in ihm zur Reife gebracht. Schober wollte mit ddr Partei, durch deren Vertrauen er auf den Kanzlerstuhl erhoben wurde, nicht in Konflikt
leben. Allerdings dürfte ihm der Rücktritt nicht besonders schwer gefallen sein; die Leitung des österreichischen Staates zählt, angesichts der furchtbaren Wirtschaftsnot, nicht zu den An nehmlichkeiten des Lebens! Unsere Partei hat keine Ursache, Herrn Scho ber eine Träne nachzuweinen, ebensowenig aber liegt Grund zu einer üblen Nachrede vorhanden. Schober war als Kanzler im großen und ganzen ein korrekter Beamter der — und das soll beson ders vermerkt werden — in den kritischen Tagen
des Monarchisienpntsches in Ungarn/als die un garischen Gegenrevolntionäre an der niederöster reichischen Grenze standen, treu zur Republik hielt. Anderweitige Vorzüge hat Herr Schober nicht zur Entfaltung gebracht; bei ihm, der kein ausgesprochener Parteimann war und also nir gends einen starken Rückhalt gefunden hat,. gilt das Wort, daß die Verhältnisse den Menschen formen, wohl mehr als von jedem anderen. Wer Herrn Schober ablösen wird, steht. noch nicht fest. In der christlichsozialen Partei, die als stärkste