läge? Die großdeutsche Idee für die Deutschen im Reiche. Dank der Opserwilligkeit der deutschen Fürsten, die für die Gemeinsamkeit gar manche Vorrechte dahingaben, war dem deutschen Volke eine glänzendere Gegenwart beschieden als je zuvor. Aber um so unheilvoller gestaltete sich das Schicksal der Deutsche» in Oesterreich-Ungarn, unserer Nachbar monarchie. Van Deutschland, zu dem sie von jeher gehörten, seitdem es eine deutsche Geschichte gibt, mit Gewalt losgerissen, waren die Deutschen
in Oesterreich-Ungarn nicht mehr imstande, die leitende Stelle, die sie in der ganzen Monarchie inne hatten, aufrecht zu erhalten. Sie verloren zunächst Ungarn und wurden bedrängt in verschiedenen Königreichen des Reiches; da, wo sie mit einer großen Anzahl einer fremdsprachigen Bevölkerung verbunden waren, wurden sie von einer Stelle in die andere gedrückt, und sogar in rein deutschen Ländern gerieten sie in! eine nichts weniger als leichte Stellung. Es war das ja ganz natürlich, denn, wenn Oesterreich
-Ungarn ebensoviele Jahrhunderte, als jetzt Jahrzehnte her sind seit dem Gefechte bei Helmstadt — über 400 Jahre, nämlich seit 1437, als Kaiser Albrecht II. den Thron bestieg — mit kurzen Unterbrechungen an der Spitze Deutschlands gestanden, mußte durch das gewaltsame Hinaustreiben Oesterreich-Ungarns aus Deutschland die Herzschlagader des Deutschtums in Oesterreich-Ungarn unterbunden werden. Das fortwährend Oesterreich zufließende deutsche Blut kam nicht nach Oesterreich-Ungarn, und die Deutschen
und tüchtige, hervorragende Menschen zu sein, dann wird es ihnen wieder ge lingen, die Stellung einzunehmen, die ihnen zu kommt. Aber etwas dürfen sie nicht tun: sie dürfen durchaus nicht über die Grenze schielen. Das ist Hochverrat und eine Schädigung aller guten staats treuen Deutschen in Oesterreich-Ungarn. Es ist auch nicht zulässig, daß von Seite des Deutschen Reiches in die Verhältnisse unserer Nachbarmonarchie einge- grifsen werde. So wie wir es uns verbitten, daß das Ausland sich in unsre Geschäfte
mischt, so hat auch Oesterreich-Ungarn das Recht, es uns zu verbieten, daß wir hineinschauen. Ich möchte das Wort König Ludwigs I., das er in der Befreiungshalle, die er fünfzig Jahre nach der Schlacht bei Leipzig eröffnet hat, niederlegte, und das ich vor zwei Monaten an der Spitze der bairischen Turner sprach, wieder holen : „Mögen die Deutschen nie vergessen, wodurch die Befreiungskriege notwendig wurden und wodurch sie gesiegt!" Diese Worte gelten jetzt ganz besonders für das Verhältnis