ist keine verderblicher als die derjenigen, dieList und Trug benützen, um als gute Männer zu erscheinen. Cicero. Oesterreich am Scheidewege. (Vom Reichsratsabgeordneten Dr. Schöpfer.) „Der Tiroler' hat unlängst einen Auszug meiner in Jenbach über das Thema „Oesterreich am Scheide wege' gehaltenen Rede gebracht. Damals war die ungarische Wahlschlacht noch nicht geliefert, Graf TiSza noch nicht besiegt, die liberale Partei nicht zu Boden geworfen. Ich konnte darum für die Be hauptung, daß ^„Oesterreich am Scheidewege
sie dem städtischen Bürgertum — was vielleicht wenig Unterschied macht — oder der Bureau kratie an. DaS allen gemeinsame Streben geht auf die Hegemonie (Oberherrlichkeit) und Alleinherrschaft des modernen MagyariSmnS hinaus, entweder in demütiger Unterordnung Oesterreichs unter Ungarn oder in vollständiger Lostrennung Ungarns von Oesterreich. DaS eine wie das andere bedeutet den Untergang des Dualismus. DaS erste hatte vorläufig die liberale Partei im Sinne, die sich bescheiden damir begnügte, den Schwerpunkt
der Monarchie, noch mehr als es schon geschehen ist, und immer mehr von Wien nach Ofen-Pest zu verlegen; das zweite will die Unabhängigkeitspartei, welche das „Los von Oesterreich' als das Um und Auf ihres Programmes ansieht. Daß die Hegemonie des MagyariSmnS über Oesterreich auf die Dauer nicht zu erreichen ist, sehen auch die ungarischen Liberälen ein, und darum waren sie schon seit Jahren Realpolitiker genug, um sich in Worten auf den Bodm des Deakschen Ausgleiches zu stellen, in ihrem Denken und Streben
aber es mit der UnabhängigkeitSpartei zu halten. Diese Gedanken sind auch immer mehr bei dieser und bei jener Ge legenheit von Worten begleitet worden, je mehr es den treibenden Kräften gelungen war, diese Unab hängigkeit Ungarns als selbstverständliche Forderung des magyarischen NationalpaLriotismuS hinzustellen. Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß der Programmpunkt „LoS vdn Oesterreich' mächtige Förderung bei der italienischen Freimaurerloge fand, die seit Mäzzini die, Zerschlagung unseres Reiches als wichtigstes Ziel Wer
A nziehnngSkraftin ihrem Programmes Ihre zwei politischen Ziele, wirtschaftliche und militärische Trennung von Oesterreich, find», wie erwähnt, mehr weniger die LieblingSpläne aller magyarischen Politiker. Graf Apponyi ist nicht ans Zufall in die Partei KossuthS eingesprungen. Er ist ein politischer Streber ersten Ranges, ehrgeizig und herrschsüchtig im höchsten Grad, und nebenbei von hervorragender Begabung. Er hat noch recht zeitig erkannt, daß in Ungarn derzeit die Zukunft der Unabhängigkeitsidee gehört