, je doch nur, um ihn im Frieden wieder zu verlieren. Weil es an einer Instanz fehlte, den schwer er rungenen, mit ungeheuren Opfern erkauften Frie den auch wirklich zu festigen, zu sichern und ihm Fundamente von Dauer zu geben, darum war letztlich ein Hitler möglich, darum konnte ein wild gewordener Gefreiter das Schwert wiederum als ultimo ratio des politischen Geschehens prokla mieren, darum mußten friedliche und wehrlose Staaten und Völker wie Oesterreich mit beinahe unentrinnbarer Sicherheit seine Opfer werden. Wen hätte
die Feststellung, daß Oesterreich in den entscheidenden Tagen des Jahres 1938, deren wir jetzt gedenken, sich von allen verlassen fühlte, nicht tief erschüttert! Europa konnte und wollte nicht helfen; der Völkerbund verfügte weder über notwendige straffe Einheit noch hatte er Machtmittel, sich durchzusetzen! Und noch ein anderes erwuchs aus der unge nügenden Verankerung des Friedensgedankens und der Schwäche jener Organisation, die ihn hüten und vertreten sollte: Die Möglichkeit, daß faschistisches Regiment
sich widerstandslos aus breiten und — auch in Oesterreich mehr oder minder getarnt — dem Hitlerschen Abenteuer den Weg bereiten konnte. Gegenüber diesen zurückliegenden Fehl schlägen hatte die UNO einen verheißungsvol- Wien, 11 . März. Eigenbericht. Gestern fand in Wien eine Staatsfeier der Bundesregierung zum Gedenken an den 11. März 1938 statt. Bundeskanzler Figl richtete an die Versammelten eine An sprache, in welcher er besonders der Mär tyrer gedachte, die dem Nazismus zum Opfer gefallen sind. Er erinnerte
daran, daß in den letzten Tagen vor dem Anschluß Katholike” Sozialisten und Kommunisten gemeinsam versuchten, das Unheil abzuwenden. „Am 11. März“, so erklärte er, „stand das ge samte österreichische Volk, wie es auch im einzelnen zur Regierung gestanden sein mochte, eindeutig, in gemeinsamer Front, im letzten Kampf um die Freiheit dieses Staa tes.“ „Oesterreich konnte den offenen Kampf nicht aufnehmen“, sagte der Bundeskanzler weiter, „denn es war damals allein. Seine großen Freunde im Westen
und Osten wa ren für diesen Kampf noch nicht gerüstet. Der imperialistische Stiefel des Faschismus begann seinen Marsch über Europa.“ Nachdem sich der Redner noch dagegen verwahrte, daß heute alles, was ein wasch echter Nazi war, plötzlich nur ein getarnter Kämpfer für Oesterreich gewesen sein will, und sich jeden Versuch der Störung des Säu berungswerkes der Regierung verbat, schloß er seine Ansprache mit einem Bekenntnis für ein freies, demokratisches Oesterreich. Städtetag und Wiederaufbau Radio