Regierung nicht so gespannte sind, als man sich vielfach vorstellt, so muß man doch auf der anderen Seite sich auch vor dem an deren Extrem bewahren: vor der gegentheiligen Uebertreibung, daß diese Beziehungen beson ders herzlich oder vertraulich derzeit seien. Das ist nicht der Fall, sie sind einfach korrekt, aber kühl. Zahlreiche Ursachen erklären diese Kälte. Die erste und wichtigste ist die, daß der Va tikan Oesterreich-Ungarn niemals verziehen hat und auch niemals verzeihen
wird, daß es sich der Tripelallianz angeschlossen hat, die dem König von Italien die Integrität seines Territoriums und infolge dessen auch den Be sitz der ewigen Stadt garantirt. Das ist die große Klage, welche der Heilige Stuhl gegen die österreichisch-ungarische Monarchie erhebt, eine Klage, welche der Vatikan mit umso größerem Nachdrucke zur Geltung bringt, als er in Oesterreich eine katholische Macht sieht, die er für verpflichtet hält, sich von jeder Un ternehmung fernzuhalten, die dem Papstthum feindlich ist. Diese wenig
wohlwollende Haltung der päpstlichen Diplomatie gegenüber dem offi ziellen Oesterreich wird naturgemäß mit ganz besonderer Kraft behauptet, seit der Kardinal Rampolla das Staatssekretariat im Vatikan übernommen hat. Der Kardinal Rampolla verabscheut geradezu den Dreibund, und alle seine Anstrengungen gehen darauf aus. ihn zu vernichten oder doch wenigstens zu schwächen. Eine Zeit lang, während Graf Kalnoky die äußere Politik Oesterreich-Ungarns lenkte, schmeichelte man sich im Vatikan mit dem Traum
, daß es gelingen werde. Oesterreich- Ungarn von Deutschland und Italien zu — trennen. Sowie dieser Traum vor der Macht, der Thatsachen verflogen war, trat eine tiefe Un zufriedenheit und Erbitterung im Vatikan an dessen Stelle. Und daraus ist der Enthusias mus zu erklären, mit welchem die päpstliche Diplomatie den Abschluß der französisch-russi schen Allianz begrüßt hatte. An dem Tage, an dem der Zweibund dem Dreibunde gegen- übertrat, fühlte auch der Vatikan sich gerächt an jenem verwünschten Dreibunde
, welcher den Schlaf des Kardinal Rampolla stört. Nach dem Kardinal Rampolla alle seine Hoffnung auf die französisch-russische Allianz gesetzt hat, hat er natürlich nicht mehr in so hohem Grade wie vorher das Bedürfnis gefühlt, auf Oesterreich und Deutschland Rücksicht zu neh men. und von da an sind die Beziehungen zwischen dem Vatikan und diesen beiden Mächten immer kühler geworden. Die Thatsache steht mit einer anderen im Zusammenhange, welche die Kluft zwischen dem Heiligen Stuhle und der österreichisch