neben dem Henker gleich der Bajazzo stand, wie es ja auch heute noch der Fall ist. So waren damals die geistigen Zustände in Oesterreich beschaffen. Betrachten wir das Vereinsleben in Oesterreich. Ein Vereinsleben gab es damals in Oesterreich gar nicht, um Ihnen aber zu zeigen, wie die damaligen Zustände waren, will ich Ihnen folgende Thatsache er zählen: Einige Professoren der Universität, Juristen, Philosophen, auch fromme Theologen, sehr loyale Ad-l vokaten und sehr loyale Doktoren der Medizin
nichts Geringeres als der Herd der Revolution sei. Daß der Graf Sedlnitzky dem Vereine auch im Jahre 1848 nicht hold war, geht aus einer inter essanten Thalsache hervor. In diesem Jahre wollten nämlich die Herren den Staat Umstürzen, sie setzten eine revolutionäre That in Scene. Sie wollten nämlich in Oesterreich Gesetze herausgeben. Natürlich mußte > wieder Graf Sedlnitzky um Erlaubwß befragt werden. Er sagte: „Das darf nicht sein, das gibt es nicht, das ist viel zu gefährlich", und meinte dann zur Depu tation
: „Lesen Sie nur, meine Herren, lesen Sie nur. Sie lesen sich Alle zu Verbrechern." Das war seine Meinung über den Juridisch-politischen Leseverein. So waren die geistigen Zustände in Oesterreich beschaffen, so das Vereinswesen unter dem System Metternich. Gestatten Sie mir, noch mit einer ganz neuen Seite zu kommen, welche leider in den Geschichts büchern, auch in den besten und umfangreichsten, nur sehr flüchtig behandelt wird, gestatten Sie mir, daß ich Ihnen auch die socialen Verhältnisse
, wie sie in Oesterreich damals waren, kurz schildere. Denjenigen, welche sich besonders dafür interessiren, empfehle ich das Buch von Wieland: „Die socialen Verhältnisse in Oesterreichs Ländern." Dieses Buch ist leider sehr schwer zu bekommen. Es ist schon ganz vergriffen, doch dürfte es noch in manchen Arbeitervereinen vor handen sein, und ich glaube, daß es im Gumpendorfer Bildungsverein aufliegt. In diesem Buche werden die Zustände geschildert, wie sie im Vormärz in Oesterreich existirten. Wie Ihnen bekannt
ist, hat am Ende des 18. und am Anfänge des 19. Jahrhunderts eine gewaltige Revo lution stattgefunden, eine viel größere und gewaltigere als die große Revolution in Frankreich. In dieser Periode wurde der Dampf in den Dienst der Industrie gestellt, und auch in Oesterreich machte sich der Um schwung in einem gemissen Sinne bemerkbar. Wir er fahren aus diesem Buche, daß die Lage der Bauern in den Vierziger-Jahren eine sehr traurige war, so daß sie fast vollständig dem Zustande im 18. Jahrhundert glich, bevor