5eite 4. Nr. 79. Samstag, rixener Chronik/ 3. Juli 1909. A-Xll. Jahrg. Aktenstücke zur „Kos von Rom Zwischen dem orthodoxen Organe der „Evange lischen Gemeinschaften', „Licht und Leben', und dem Führer des Evangelischen Bundes Pastor Dr. Kornrumpf gab es vor kurzem wegen der österreichischen „Los von Rom'--Bewegung eine interessante Diskusston. Die Orthodoxen haben nämlich Klage geführt, daß die reichs- deutschen Vikare, die nach Oesterreich gehen, viel fach dem linken Flügel der Theologie
angehören, wie die Positive Union feststellt. (Vergl. „All gemeine ev.-lnth. Kirchenzeitung', 1909, Nr. 18.) Pastor Dr. Kornrumpf sandte darauf ein Schreiben, worin er mitteilt, daß der Evangelische Bund 200.000 Mark jährlich für Monatsge hälter in Oesterreich ausgebe, und schloß seine Ausführungen mit den Worten: „Wenn unter den fast 100 Vikaren, die der Bund in Oester reich erhält und zum Teil wenigstens erhalten hilft, liberale Leute sind, so sollen uns die Positiven, die ernsten Christen
, nur andere Be werber senden. Wir nehmen sie herzlich gern.' Der Redakteur von „Licht und Leben' nahm nun den Pastor Kornrumpf beim Worte. Er schrieb nämlich: „Es ist doch zweierlei, daß man nicht aus der Kirche austritt, trotz der liberalen Pfarrer, die die Kirchenregierung bis zum äußersten duldet, und daß man Anstand nimmt, beim Evangelischen Bunde mitzutun, weil die liberalen Elemente hier zum Teil den Ton angeben. Wir sind durchaus dagegen, daß man den an ihrer Kirche irre gewordenen Katholiken in Oesterreich
ein gebrochenes Evangelium gibt. Nun aber eine Frage, die vieles entscheidet: Sie sagen, lieber Herr Bruder: ,Die Positiven, die ernsten Christen, sollen uns für Oesterreich nur andere Bewerber schicken.' Damit haben Sie recht. Weil ja aber in Deutschland der Mangel an Theologen sehr fühlbar wird, so möchten wir fragen: würden Sie uns vom Evangelischen Bunde die Mittel aus wirken, daß wir zwei tüchtige, gläubige Laienbrüder nach Oesterreich schicken? Wenn das der Evangeli sche Bund tut
, dann wollen wir ihm sehr dank bar sein.' Auf diese Zuschrift ist dann vom Pastor Kornrumpf eine Antwort eingegangen, die allerhand auch für die Katholiken Interessantes enthält. Er schrieb nämlich: „Sehr verehrter Herr Bruder! Sie schreiben: Mir sind durch aus dagegen, daß man den an ihrer Kirche irre gewordenen Katholiken in Oesterreich ein ge brochenes Evangelium gibt/ Das hat mich, wenn ich offen sein darf, darum sehr betrübt, weil es mir zeigt, daß Sie, verehrter Herr Bruder, noch gar nicht verstanden