Seite 2 „Der Tiroler' Donnerstag, 24. Dezember 5S03 lich gewiß eine Einigung gefunden werden, so öald dies bezüglich der Weinzollklausel geschehen ist.' Man sieht, wie bescheiden der österreichische Staats mann spricht. Aber dies ist eben Oesterreichs selbst gewählte Rolle. Man findet hier schon dies unbe greiflich, daß Oesterreich seine Unterhändler nach Rom schickt, wo die italienischen Regierungsvertreter wegen des unmittelbaren Rückhaltes, den sie bei ihren Landsleuten haben, einen großen
sind es, die gegen das Interesse der österreichischen Weinbauern einen AuSnahmSzoll verlangen. Sie haben hierin mächtige Bundesgenossen in Oesterreich selber, näm lich alle die großen kapitalkräftigen Weinhändler, welche ja die allerbesten Geschäfte machen, seitdem der Zoll nur 3 20 fl. beträgt. . Diese fürchten, an ihren profitabeln Unternehmungen Einbuße zu er leiden und das Preisdiktat etwas aus den Händen zu verlieren, wenn der italienische Wein durch einen hohen Zoll ferngehalten wird. Auf unsere Regierung
« hat Oesterreich. Nichts als Kamps und Streit rings um, keine Spur von Friede und Eintracht ist zu finden in unserem lieben Kaiserreich. Der Reichs adler mit den zwei Köpfen, ist er nicht eine drastische Illustration unserer Verhältnisse. Die beiden Köpfe schauen auseinander, wie zwei, zwischen denen nicht Friede und Eintracht herrscht. Oesterreich und Un garn könnten nicht heftiger gegen einander in Zorn entbrannt sei, wenn sie sich mit Heeren und dräuen den Kanonen gegenüberstünden. Fürwahr, das trau rige
fahren fort, Kampf, Hader und Streit in die Welt zu säen. — Wann wird denn, auch, in Oesterreich einmal Weihnachten, das Fest des Frie dens, sein? . ' , Ausland. ^ Die Aerhaudtmtge» Sver das Kandelsprovisorinm mit Italien. Am Sonntag nachmittags wurden die unter brochenen Verhandlungen in Rom unedel ausgenom men. Die österreichischen Unterhändler haben, wie versichert wird, keine neuen Vorschläge von Wim mitbekommen, woraus man hoffen kann, daß unsere Regierung die Beseitigung der Weinzollklausel
ener gisch betreibt. Dafür wird fie aber wahrscheinlich Italien Begünstigungen für seine Südfrüchte zuge stehen, was wieder unserem Obst sehr gefährlich werden kann. Bei uns in Oesterreich ist es leider schon ein alter Brauch, daß die Regierung, welche an chronischer Rückgratkrankheit leidet, von der Skylla zur Charybdis segelt; unsere Regierung deckt halt immer das Loch im Dach mit Brettern von einem anderen Teil des Daches, wodurch wieder ein Loch entsteht. In der erwähnten Sitzung am Sonn tag