zustande kommt oder nicht, die Zollgemeinschaft zwischen Oesterreich und Ungarn bleibt aufrecht bis 1907. Von da an, kann jeder der beiden Staaten sich Zollpolitisch, wenn es ihm beliebt auf die eigenen Hüße stellen. Der Ausgleich und der neue Zolltarif sollen also im Laufe des heurigen Jahres auf Grund der von Herrn v. Szell selbst erfundenen Formel festgestellt werden. Seit mehr als dreiviertel Jahren nun wird darüber unterhandelt und es ist nicht möglich zu einem Ergebniß zu kommen. Herr v. Szell
ist der Tod des Herrn v. Horanszky jedenfalls sehr bequem. Dabei muß in Wahrheit gesagt werden, daß Herr v. Szell eigentlich noch lange nicht der. Schlimmste ist. Er wäre für den Frieden und die Verständigung mit Oesterreich, aber er läßt sich von seinem eigenen Ackerbauminister Dr. Doranyi, von den Oberbeamten und Refe renten in seinem eigenen Handelsministerium und von den chauvinistischen Elementen im Reichs« tag zu einer anti-österreichischen Haltung drängen. Die Rechnung dieser anti-österreichischen
, und daß Ungarn die Politik der Ausreden und desVer- schleppens aufgebe. Das ist das einzige Richtige, will uns scheinen, das größere Oesterreich kann nicht immer von dem Wohlwollen des kleineren Ungarn, sozusagen von der Hand in den Mund leben. Will Ungarn die Zollgemeinschaft nicht um vernünftiger und für beide Theile gleich vortheilhaften Weise verlängern, dann möge es zum Brück kommen, aber dann sofort, nicht erst in dem Augenblick, in dem es gerade erst den Herrn Magyaren paßt. Die Zoll trennung wäre sür
also gut, mit uns nicht zu spielen; kommt es zur Zolltrennung, so würden wir, um ein biblisches Wort zu gebrauchen, vielleicht mit Ruthen geschlagen; sie aber mit Skorpionen. Die Geduld der österreichischen Völker aber ist zu Ende. Und wenn Herr v. Koerber darauf besteht, daß es jetzt zu einem entschiedenen Hin oder Her komme, so wird er die öffentliche Meinung in Oesterreich auf seiner Seite finden. Die ungarische Bevormundung hat jedermann satt; hierin sind Deutsche, Slaven und Italiener
einig.'-' Möge man also in öber-^ legen, was man thut; in Oesterreich will jeder mann den wirthschaftlichen Frieden mit dem Nachbar, will dieser aber den Krieg, so kann er ihn haben und zwar in einer Weise, daß der Tag, an dem er ihn begonnen hat, dereinst in der ungarischen Geschichte als ein Unglücks tag verzeichnet stehen soll. X. X. politische Rundschau. Inland. Die Delegationen. Am 6. ds. wurden in Budapest die Dele gationsfitzungen eröffnet. Minister GoluchowSki richtete an den Delegirten Helfert