Beilage zu Nr. 140 der „Bozner Zeitung' vom 21. Juni 1900. (Nachdruck verboten.) Sweeney's Millionen. Roman. <13. Fortsetzung.) 12. Kapitel. Das Verhör, welches der Lordmayor mit dem Oberst Adelt und Leboudiers hielt, hatte die Dauer von mehreren Stunden und zeitigte folgendes Ergebnis: Es war festgestellt worden, daß Sweeney, ein geborener Amerikaner, die Schwester Hed- wig des Obersten Abelt im Jahre 1859 ge- heirathet hatte. Dieselbe war im Jahre 1862 am 15 Januar, ohne Kinder geboren
zu haben, gestorben, während Sweeney sich anscheinend auf einer europäischen Reise befand. Oberst Abelt hatte dann jahrelang in keiner Ver bündung mit ihm gestanden, bis er vor zwei Jahren, als er in dem Hause Leboudiers, als Vertreter, eine Stelle erhielt, durch Zufall in einem Pariser Bankhaus den Namen Sweeney hörte und da es ihn interessierte, wo derselbe wohnte, die Antwort erhielt: In London. Er hatte damals an ihn geschrieben und fast ein halbes Jahr vergieng. bevor er Nachricht erhielt. Diesen Brief
Sweeneys habe er zu Paris in feiner Wohnung und werde er den selben herbeischaffen. Der Inhalt sei ungefähr dieser, daß Sweeney von Neuem geheirathet. Vater von zwei Kindern wäre und sehr glück lich lebe. Er, Oberst Abelt habe aber die Empfindungen beim Lesen des Briefes gehabt, als sei letzterem doch nicht so, indem in dem Brief ein Schlußsatz vorhanden war, welcher folgenden Wortlaut besaß: Wir Menschen glauben oft, daß unser Glück diejenigen Wünsche sind, welche wir zu erringen hoffen und manch
aus. — Diesen Brief, sagte der Oberst, habe er auch seinem Freunds und Chef Leboudiers. mit welchem er eines Abends bei sich über seinen Schwager Sweeney geredet, gezeigt und Leboudiers erklärte sich berelt, den Inhalt des Briefes in dem Wort laut zu beeiden. Dann erzählte der Oberst weiter, daß er seine Töchter, welche vor etwas über drei Jahren nach London betreffs besseren Erwerbs gegangen seien, jetzt zum erstenmal besuchen wolle. Der Kommissar Bennett, welcher bei dem Verhör zugegen war und eifrigst Notizen
machte, sagte jetzt zu dem Oberst: „Es wundert mich, daß Ihre ältere Tochter Marie, welche sich sehr oft als Zeugin in einer Kriminalsache bei mir be findet, noch niemals bei dem Namen Swee ney, welchen sie oft gehört hat, aufgemerkt hat. Dieselbe scheint den Namen garnicht zu kennen.' Der Oberst beantwortete die Frage sofort und sagte: „Meine Tochter Marie ist jetzt zwanzig Jahre. Seit drei Jahren ist sie fort von mir, daß heißt, sie war siebzehn Jahre und hat, soviel ich weiß, bis dahin kaum