hti i nema Versand im Postabonnement 70% Filiale Bozen Nr. 63 Oktober 2006 EURO 3,50 www.kulturelemente.org info@kulturelemente.org redaktion@kulturelemente.org 0 Der Salzburger Autor und Feuilletonist Cornelius Hell hat mit der diesjährigen Ly rikpreisträgerin Ulrike San dig sowie mit der Autorin, Herausgeberin und Jurorin des Lyrikpreises, lima Rakusa, über ihre Erfahrungen in Me ran gesprochen t/ Arno Dusini „Es singt inwendig“ Eröffnungsrede zum Meraner Lyrik-Preis 2006 Sehr geehrter Herr

Bürgermeister, sehr geehr te Anwesende, die Veranstalter und Veranstal terinnen des Meraner Lyrik-Preises, denen ich zu allererst herzlich zu danken habe für die Einla dung, hier im Pavillon des Fleurs zu Ihnen zu sprechen - die Veranstalter und Veranstalter innen haben, was ich hier zu sagen habe, im Pro gramm unter dem Stichwort „Festvortrag“ an gekündigt, wohlmeinend wohl und wohl auch, um das, was ich sage, erkennbar abzusetzen, singst“, kein „sie singt“, kein „wir singen“; da ist kein „Gesang

werden, und dem irreal hoffnungsfrohen, zwischen erster Person und Im perativ changierenden „Fliege fort, fliege fort!“ könnte im Kontext der Kerkermauern radikaler Hms Jörgen 8AIMES gxj lima RAKUSA Inga HOSP LYRIKPREIS M E R A N Foto: Andreas Marini von der dichterischen Rede, abzusetzen auch von der kritischen Rede, von jenen Redeformen mithin, die - seit seiner Gründung durch Alfred Gruber - dem Meraner Lyrik-Preis seine Be deutung versichern. Ich muss eingestehen: Ich weiß nicht, ob ich den Erwartungen

und autobiografi sche Querbezüge zu seinem neuen Roman „Störgeräusch“ Im Literaturteil gehört das Wort den Preisträgern des diesjährigen Meraner Litera turfestivals: Gedichte von Ulrike Sandig, Ulf Stolterfoht und Andreas Neeser Kulturelemente-Galerie: Transzendente Naturerfah rung spricht aus den Bildern von Markus Damini und den lyrischen Texten von Christine Mathä, die sich in ihrer Aussage gegenseitig befruchten und ergänzen

sich sel ber loben dürfte. Lyrik öffnet weite Räume lima Rakusa, Jurorin des Meraner Lyrikpreises, über Gedichte als Wegweiser der Welterfahrung Literaturhinweise: - Johann Wolfgang von Goethe: Faust. Hg. von Albrecht Schö ne. 2 Bde (Bd. 1 Text; Bd. 2: Kommentare). Frankfurt am Main 2005 (Deutscher Klassi ker Verlag Tb 1) - Joseph von Eichendorff: Sämtliche Gedichte und Verse- pen. Hg. von Hartwig Schultz. Frankfurt am Main: Insel 2001 - Michel Foucault: Das Leben der infamen Menschen

. Hg. und übersetzt von Walter Seit- ter. Berlin: Merve 2001 - Peter Handke: Rund um das Große Tribunal. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003 lima Rakusa ist Schriftstellerin, Übersetzerin aus dem Französischen, Ungarischen, Serbokroatischen und Russischen, Heraus geberin und Kritikerin. Sie hat Lyrik und literaturtheoretische Texte sowie literatur historische Werke veröffentlicht und dafür zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Frau Rakusa, Sie waren zum ersten Mal Ju rorin beim Meraner Lyrikreis

und in Form von solchem Wettlesen auch prämiiert wird. Wir haben nach wie vor den Leonce-und-Lena-Preis und den Meraner Lyrikpreis, auch den Christine Lavant- Preis. Was mich sehr freut ist, dass es Verlage - gibt, die sich auf Lyrik spezialisieren - das sind eher kleine Verlage, aber immerhin. Und in 'den Medien hängt es auch davon ab, wie/Lyriker ihre Sachen vortragen. Es gibt einige, die sich auf Vortrag geradezu spezialisiert haben, die das in einer Weise performen oder sich auch in gewisser Weise

Schlechte Zeit für Lyrik - der Titel des Brechtschen Gedichtes könnte quasi emblematisch für das Miss trauen stehen, das die literarische Zunft immer wieder ihrem zartes ten Pflänzchen entgegenbringt. Doch was Verleger gewöhnlich zum Händeringen veranlasst, ist den Ausrichtern des Meraner Lyrikprei ses geradezu ein Ansporn, die mittlerweile im deutschen Sprach- und Kulturraum zur viel beachteten Dichter-Kür avancierte Veranstal tung mit desto größerer Energie und Entschlossenheit durchzufüh ren

Sie dabei bleiben? Ich denke schon, aber ich mache mir das nicht so bewusst. Icn kann wahrscheinlich nicht anders, als dabei zu bleiben, es ist we niger eine Wahl als eine Tatsache. Was bedeutet der Meraner Lyrikpt^eis auf diesem Weg? n. Erst mal ein wahnsinnig großes Geschenk, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe, weil das für mich der erste Preis ist, bei dem ich überhaupt Finalistin bin. Und ich fühle mich nach wie vor sehr jung in dem ganzen „Ge schäft“ - es ist ein großer, großer Mutmacher