„Doch jetzt muß ich dem Tier die Wunde verbinden und ihin ein Lager für die Nacht zurechtmachen.' Während er das Blut von den verklebten Haaren abwusch und Max ihm das Becken hielt und mit Schmeichelworten den Patienten bei der schmerzhasten Prozedur zu trösten versuchte, holte Minna den Brotrest hervor, den man dem Vater verwahrt. Dann brachte sie flugs aus der Kammer ein paar Hände voll von ihrem Bett stroh herbei und legte es in die Ofenecke. Als das Tier, das seinen Pflegern
man an seiner Lust, mit den Kindern zu spielen, nach ihren greifenden Händen zu schnappen, ohne sie jedoch auch nur im geringsten zu verletzen. Es war ein Sonntag und Minna und Max brauchten nicht in die Schule, so daß sie sich ungehindert ihrem neuen Freunde widmen konnten, soweit sie nicht von ihren häuslichen Pflichten in Anspruch genommen waren. Um die Mittagszeit, als alle bei dem einfachen, dampfenden Kartoffelgericht saßen, und die Kinder darüber herfielen mit einem Appetit, der dem Sprichwort recht gab
durcheinander, bis schließlich das Liesli das salomonische Urteil fällte: „Wir dehn zum Metzer un taufen ihm Feisch!' Aber Max und Minna, die schon die mißlichen Finanzen der Familie kannten und wohl wußten, daß das nicht anging, spannen den Gedanken des Kleinsten aber doch weiter aus: „Laß uns zur Wirtin gehen, ja Vater, willst du? Und wir brauchen auch gar kein Geld, der Albert, weißt du, vom Schuster Kremm, der hat sie auch immer um Abfall gebeten für seinen Hund, den er aus dem Wasser gerettet
, daß sie über dem Mitgefühl mit dem leidenden Tier für eine kurze Weile ihr eignes Leid vergaßen! So gab er denn seine Einwilligung. Jubelnd stürmten die drei Kinder fort, ein Gefäß zu holen, das sie mitnehmen wollten, und bald darauf verließen sie die einsame Hütte und gingen dem Dorfe zu. Frau Jansen, die freundliche, behäbige Wirtin vom „Goldnen Hirsch', stand gerade in ihrer sauberen Küche, als die drei Bitt steller schüchtern anklopften und bescheiden über die Schwelle traten. Max brachte höflich sein Anliegen
das Futter für „Findling' holten, wie Max ihn getauft, hatte die gute Wirtin auch für sie selbst immer eine Überraschung bereit, ja sogar Geld schenkte sie ihnen für kleine Besorgungen, die sie auf dem Schulweg für sie ausführten, und auch der Vater verdiente einen ganz schönen Wochenlohn für die Arbeiten, die sie ihm ausgetragen. Die Mutter erholte sich bei der besseren Pflege sichtlich, so daß sie sogar schon auf halbe Tage das Bett verlassen konnte. Findling war nach wie vor das ganze Glück der Kinder