Die Geige -es Matthias Bnntim Eine besinnliche Rrulahrsgeschichte - Bon Barbara Klotz Als der Geigenmacher Matthias Bruckner den Ge stellungsbefehl erhalten, nahm er die halbfertige Geige vom Werktisch, hüllte sie sorglich in ein feines weiches Tuch und ging mit ihr hinüber zu Veronika Turnit, die er liebte, seitdem sie ihm zum erstenmal als jun ges Mädchen entgegengetreten war. Aber er war un gelenk in seinen Worten und hatte zu Veronika niemals von dem, was ihn bewegte, gesprochen
Wege. Sie legte das Instrument behutsam, aber ohne jede Freude in die buntgestrichene Truhe. „Ich will's dir wohl verwahren", sagte sie, und die ungeweinten Tränen machten ihre Worte schwer. Mehr sprach sie nicht, und Matthias Bruckner, der seine Geige, das liebste, was er geschaffen, FRONT UND HEIMAT EIN EINZIGER WILLE - EIN GEMEINSAMES ZIEL. in den Händen des liebsten Menschen wußte, hatte nichts mehr zu sagen. Er preßte Veronikas Hand mit festem Druck und ging davon. Das war vor einem Jahr
gewesen. Matthias Bruckner war inzwischen von Norwegen nach Frankreich gezogen und schrieb wenig, denn auch das Schreiben war seine Sache nicht. In den wenigen Briefen aber, die Veronika erhielt, stand die Frage nach der Geige, die er halbfertig gebaut. Und das Mädchen, geläutert und ernst ge worden durch das Leid, das sie heimlicherweise trug um den heimlicherweise geliebten Mann — das Mädchen Veronika nahm des Abends in ihrer Kammer die Geige, die Matthias ihr anvertraut, aus der buntbemalten Truhe
und entfernte mit verhaltenen Gebärden das feine, weiche Tuch. „Schön," sagte sie leise, „schön bist du." Und strich mit liebkosender Hand über das Holz. — „Matthias," sagte sie dann, und ihre Lippen wurden schmal vor Schmerz und Weinen. Sie wurde sehr still in jenen Tagen... Eines Tages schrieb Matthias Bruckner: er werde Urlaub erhalten und, soviel er berechnen könne, am Neujahrstage zu Hause sein. Als sein Brief ankam, war es anfang Dezember, und Veronika überlegte bei der Arbeit und am Feierabend
zu dem Altgeigenbauer, bei dem Matthias gelernt hatte. Der schmunzelte, als er Veronika sah. „Da schaust her", sagte er und schob die Brille hoch auf die Stirn: was das Mädel bringe, wollte er wissen. Veronika er rötete und zog das blau-weiß getüpfelte Kopstuch von den starken blonden Kranzflechten. Sie antwortete kurz und viel zu barschig: es handele sich darum, daß dem Matthias die Geige fertiggemacht werde, bis er komme — und das wollte sie, die Veronika, tun. Der Altmeister stopfte langsam seine Pfeife