15.960 risultati
Ordina per:
Rilevanza
Rilevanza
Anno di pubblicazione ascendente
Anno di pubblicazione discendente
Titolo A - Z
Titolo Z - A
Giornali e riviste
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1906/24_06_1906/ZDB-3077611-9_1906_06_24_10_object_8419806.png
Pagina 10 di 16
Data: 24.06.1906
Descrizione fisica: 16
einen Menschen, der Noch dazu sein Bruder ist, hassen müsse, um die Mordhand gegen ihn zu erheben. Im Juli konnte erst die Verhandlung über die Mordtat vor dem Schwurgericht stattfinden. Alle Dienstboten des Klausenhoses waren als Zeugen geladen, dazu selbstverständlich der Matthias Winter halder, der Haldenmüller, der Lindenwirt von Bachhalden, verschiedene seiner Sonntagsgäste, auch der Steckental bauer und des Toni Geliebte, die sich inzwischen schon wieder mit einem Malergesellen schadlos

gehalten, der sich nicht erst euren steifen Hut kaufen mutzte, wenn ihn des Schaier Tobiassen-Tochter ihren Freundinnen und Be kannten vorstellen wollte. Im Zeugenverhör mutzten die Dienstboten zugeben, datz Peter und Toni oft hart aneinander geraten waren, und der Matthias sagte aus, die Mitteilung des Toni habe den Peter offenbar in solche Wut versetzt, datz es noch am Mittage zu Tätlichkeiten gekommen wäre, wenn nicht die alte Hanne so gejammert und geweint hätte. Unr welche Zeit der Peter

heimgekommen, könne er nicht sagen, denn er sei gewohnt, zeitig zu Bett zu gehen, er hübe geschlafen und den .Heimkehrenden nicht gehört. Später sah der Angeklagte seinen Bruder bittend an: „Matthias, hilf mir! Unser Vater selig im Himmel ist Zeuge, datz ich den Toni nit getötet hau!" Die Geschworenen sprachen mit knapper Mehrheit das „Schuldig" aus, und Peter Winterhalder wurde wegen vollbrachten Brudermordes zum Tode und zu den Kosten des langwierigen Verfahrens verurteilt. Der Landesfürst

. Der Matthias, der jetzt dort unumschränkter Herr war, besaß nicht das Zeug dazu, ein so großes Anwesen umzutreiben. Anstrengende Tätigkeit und stetige An spannung aller Kräfte waren nicht sein Fall) schon zu Lebzeiten des Vaters noch hatte er sich von allen körper lichen Arbeiten gedrückt, und der alte Klausenhofbauer hatte das geduldet, weil er sich dachte, der Matthias werde ja doch nicht Bauer werden. Früh aufstehen stund gar nicht im Haussegen des neuen Klausenhofbesitzers) aber aus einem großen Bauern

gut haben zur arbeitsreichen Sommerszeit die Fleißigen schorr zwei Hemde naß geschwitzt, wenn sich andere Leute erst den Schlaf aus den Augen reiben. Wenn das Auge des Herrn die Pferde fett macht, so macht es auch die Knechte arbeitsfreudig, die Mägde emsig und die Scheunen und die Tennen voll. Unter tags freilich, wenn sich der Matthias die Bettfedern ans den Haaren gekämmt hatte, dann waren seine zwei mit einander streikenden Augen tüchtig hinter der Gesindeschar her, nicht aber um berechtigte

1
Giornali e riviste
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1906/17_06_1906/ZDB-3077611-9_1906_06_17_11_object_8419791.png
Pagina 11 di 16
Data: 17.06.1906
Descrizione fisica: 16
Das Verhältnis der Brüder zueinander war kein anderes geworden. Peter und der junge Klausenhof bauer redeten wenig zusammen, trotzdem war es im Verlaufe des Herbstes wieder zu heftigen Auftritten ge kommen. Doch ließ sich keiner mehr zu Tätlichkeiten Hinreisen. Matthias und Toni aber sprachen seit jenem Austritte nie mehr ein Wort miteinander. Der Haß, den beide aufeinander gefaßt hatten, ward immer größer,' namentlich, da Toni aus dem Weidbuben herausgepreßt hatte, daß der Matthias

es gewesen, der ihm damals das Rad des Bennewagens in das Heu versteckt. Dem Peter hätte der junge Bauer diese Tat verziehen, weil er ihm eine gewisse Berechtigung dazu zugestehen mußte, dem Matthias verzieh er es nicht. Auch der Matthias hatte anscheinend neuen Grund bekommen, seinem Bruder noch mehr zu grollen. Und das war so gekommen: Die Geschichte mit der B'schau war nämlich bald ruchbar geworden, und so be schäftigte sich die öffentliche Volksrede eifriger mit dem Verhältnis des jungen Klausenhofbauern

nichts) da ist er vom Tisch weg geblieben und ist mit hungrigem Magen zum Halden müller hinabgestiegen, diesem des Toni neuesten Gewalt streich zu klagen. Am Nachmittag und am Abend hat dann der junge Klausenhofbauer mit seiner Geliebten in der „Linde" zu Bachhalden getanzt, was das Zeug gehalten hat. „Weißt du, Toni," hat die Liebste zu diesem gesagt, „bei dir oben auf dem Klausenhof hätt' es mir ganz gut gefallen, aber dein Bruder, der scheel Matthias, das ist ein ekliger Mensch, den möcht' ich nit immer

um mich haben!" „Hast recht, Schatz! Mir wttr's auch lieber, es säß' irgend ein fremder Handwerksbursch' mit am Tisch daheim, als der Matthias!" Der Toni hatte im Frühjahre nur eine kleine Liebelei anfangen wollen mit der Stadtmamsell, um sie alsdann sitzen zu lassen und eine reiche Bauerstochter zu heiraten. Aber schon in den ersten Wochen des Verkehrs mit Lilli Schmer war ihm die Neigung zu dem schönen Mädchen über den Kopf hinausgewachsen und jetzt befand er sich ganz in der Macht seiner Geliebten

. Jene Aeußerungen der beiden wurden gehört, und weil sie beiderseits eine aller Rücksicht bare Roheit ent hielten, dem Matthias zugetragen. Von dem Zeitpunkte an schlief der Matthias manche Stunde in der Nacht nicht, aus Rache sinnend. Untertags streifte er oft in den Wäldern und felsigen Gehängen herum, um der Fuchsjagd zu obliegen. Anderes Wild zu schießen, daran hatte er keine Freude, das überließ er dem Toni, der mit einem Wildbrethändler in der Stadt einen Vertrag abgeschlossen hatte, ihm all wöchentlich

2
Giornali e riviste
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1906/03_06_1906/ZDB-3077611-9_1906_06_03_10_object_8419758.png
Pagina 10 di 16
Data: 03.06.1906
Descrizione fisica: 16
, wenn er zu dem Bauern wolle, der sei nicht daheim, aber dessen Bruder, der Matthias, sei drinnen in der Stube, und der Briefträger trat dort ein. „Ei, da kommt ein fremder Gast. Macht's heitz da herauf. Was bringst denn?" „Für Euch Hab' ich nichts, aber da Hab' ich einen Brief, der an den Hofbauer Anton Winterhalder auf dem Klausenhofe adressiert ist. Und es steht noch drauf: Mutz eigenhändig abgegeben. werden. Der Bauer ist nit da?" „Wenn ihn suchen willst, im Stollenwald kannst ihn stnden. Es ist nur eine Stund

' dahin! Wenn du aber warten willst, bis zur Mittagszeit werden sie wohl zurück kommen!" sagte der Matthias und seine Augen lauerten. Der Postbote schüttelte den Kopf. „Ich bin weder zu dem einen noch zu dem andern verpflichtet!" „Glaub's. Weißt was, Bote, laß den Brief da, ich will ihn dem Toni abgeben!" „Tut das. Darum kann ich mich nit bekümmern, daß da steht, man soll ihn eigenhändig abgeben!" „Freilich nit! Magst ein Kirschwafser, Bote, oder ein Glas Most? 's ist am End' besser bei der Hitz

'!" „Wenn's Euch nit zu viel Umständ' macht, wär' mir ein Most schon lieber. Man trinkt keinen schlechten auf dem Klausenhof!" Eine Viertelstunde später saß der Matthias wieder allein in der großen Stube. Er hielt den Brief in der Hand, wog ihn her und hin und hielt ihn gegen das Licht. Man konnte die Schriftstücke durch den Umschlag durch scheinen sehen, aber wie der Matthias auch studierte, er konnte keinen sinngemäßen Zusammenhang herausbringen. Die Neugierde und seine Heimtücke setzten ihm tapfer

zu, das Schreiben zu öffnen. Sollte er den Brief lesen und nachher verbrennen? Das ging nicht gut an. Er kam von der Mamsell in der Stadt, das konnte der Matthias schon erraten. Wenn also der Toni wieder zu ihr käme, mutzte er davon hören, und dann würde er den Postboten zur Rede stellen. Oder öffnen und hernach wieder zu machen? Der Briefumschlag war gesiegelt, wie man das in den sechziger Jahren allgemein tat. Matthias erinnerte sich, daß sich im Familienbesitze ein alles Petschaft befand, das nicht mehr

gern." Der Matthias las den Brief noch einmal. Er schien ihm zu gefallen. „So so, Toni, soweit hat's dich!" tuschelte er für sich allein. „Und nit einmal mehr die Kleider sind ihr gut genug, wie sie die Klausenhofer tragen, und die Händ', wie man sie kriegt beim Schaffen, der vornehmen Stadtmamsell, dem Schuhflickersmaidle!" Matthias tat den Bogen wieder in den Umschlag, holte Siegellack und Petschaft und verschloß den Brief wieder. Kaum war er damit fertig, da schlügen die Hunde draußen

3
Giornali e riviste
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1934/10_05_1934/TI_BA_ZE_1934_05_10_5_object_8380435.png
Pagina 5 di 16
Data: 10.05.1934
Descrizione fisica: 16
Aus den Kriegserinnerungen eines Kaiserjägers. Fortsetzung. (Herz unter Stahl.) Leutnant Gräber war auf Feldwache, Leutnant Hanser und Fähnrich Schwärmer hatten je die halbe Nacht Grabendienst. Den Matthias traf die Nachtwache. Etwas vor Mitternacht stellten die übrigen Pfeifen deckel einmütig fest, daß Matthias schon wieder in seinem Unterstände schnarche und sie beschlossen nach kürzerer ! Beratung, an ihm ein Strafgericht zu vollziehen. Zunächst nahmen sie Kerze und Zündhölzer aus Matthias

' Unterstand. Dann füllten sie drei alte, verrostete Menageschalen mit Wasser und befestigten sie mit Stricken an einer Querlatte des Dachgerüstes. Die gefüllten Schalen hingen eine Handlänge über dem Kopfe und der Brust des Matthias. Dann wälzten die Pfeifendeckel mit vereinten Kräften einen großen Felsblock vor den Eingang des Unterstandes. In der Morgendämmerung kam Leutnant Gräber vom Feldwachdienst zurück. Er begab sich in seinen Unterstand, wo ihn Matthias von Rechts wegen mit Waschwasser

, klapperte, plätscherte und polterte es. Dann schrie der Matthias: „Sanität, Hilfe, i bin verschüttet, i bin derschossn, i schwimm im Bluat!" Der Leutnant brüllte durchs Loch hinüber: ,^LaPp, damischer, schrei nit so wie a angstochne Sau! Jsch ja nix gicbegn, i Hab di lei amal richtig aufgweckt, du faules Luder." Drüben wimmerte der Matthias: „I bin ganz naß, die ganze Pritschn ist naß." „Schämst di nit, alter Laggl?" „Na, nit aso, Herr Leutnant", verteidigte sich Matthias, „da hat mir wer a paar

Blechkandln voll Wasser übern Kopf aufghängt." Jetzt mußte der Leutnant lachen: „Recht habn's ghabt! „Wenn i lei die Kerzn fand und die Hölzln", jammerte Matthias. „Mach dein' Eingang auf, dann hast Licht genug, ist ja heller Tag." Der Matthias tappte und stolperte herum: „I find in Ausgang nimmer, überall ist Fels, i bin do verschüttet worden." „Entweder bist bsoffn oder narrisch wordn", brummte der Leutnant, ging aber doch vor seinen Unterstand, um nachzuschauen. Da sah er nun den Felsklotz

vor der Hundehütte des Matthias. Er lachte wieder. Das hatten sie wirklich gut gemacht! „Matthias, marsch heraus", schrie er. „Wie lang soll i denn no wartn?" Das Rusen des Leutnants lockte einige Leute herbei. Darunter befanden sich auch zwei Pfeifendeckel, die scheinheilig dreinschauten. „I kann nit, Herr Leutnant, i bin eingmauert", rief Matthias in Aengsten. „Heraus mit Dir!" Da kam auch Hanser vorüber und erfaßte mit einem Blicke die Lage. „Er kann nicht, er riecht schon", bemerkte er mit dem ernstesten

4
Giornali e riviste
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1941/31_12_1941/TIGBO_1941_12_31_4_object_7758182.png
Pagina 4 di 8
Data: 31.12.1941
Descrizione fisica: 8
Die Geige -es Matthias Bnntim Eine besinnliche Rrulahrsgeschichte - Bon Barbara Klotz Als der Geigenmacher Matthias Bruckner den Ge stellungsbefehl erhalten, nahm er die halbfertige Geige vom Werktisch, hüllte sie sorglich in ein feines weiches Tuch und ging mit ihr hinüber zu Veronika Turnit, die er liebte, seitdem sie ihm zum erstenmal als jun ges Mädchen entgegengetreten war. Aber er war un gelenk in seinen Worten und hatte zu Veronika niemals von dem, was ihn bewegte, gesprochen

Wege. Sie legte das Instrument behutsam, aber ohne jede Freude in die buntgestrichene Truhe. „Ich will's dir wohl verwahren", sagte sie, und die ungeweinten Tränen machten ihre Worte schwer. Mehr sprach sie nicht, und Matthias Bruckner, der seine Geige, das liebste, was er geschaffen, FRONT UND HEIMAT EIN EINZIGER WILLE - EIN GEMEINSAMES ZIEL. in den Händen des liebsten Menschen wußte, hatte nichts mehr zu sagen. Er preßte Veronikas Hand mit festem Druck und ging davon. Das war vor einem Jahr

gewesen. Matthias Bruckner war inzwischen von Norwegen nach Frankreich gezogen und schrieb wenig, denn auch das Schreiben war seine Sache nicht. In den wenigen Briefen aber, die Veronika erhielt, stand die Frage nach der Geige, die er halbfertig gebaut. Und das Mädchen, geläutert und ernst ge worden durch das Leid, das sie heimlicherweise trug um den heimlicherweise geliebten Mann — das Mädchen Veronika nahm des Abends in ihrer Kammer die Geige, die Matthias ihr anvertraut, aus der buntbemalten Truhe

und entfernte mit verhaltenen Gebärden das feine, weiche Tuch. „Schön," sagte sie leise, „schön bist du." Und strich mit liebkosender Hand über das Holz. — „Matthias," sagte sie dann, und ihre Lippen wurden schmal vor Schmerz und Weinen. Sie wurde sehr still in jenen Tagen... Eines Tages schrieb Matthias Bruckner: er werde Urlaub erhalten und, soviel er berechnen könne, am Neujahrstage zu Hause sein. Als sein Brief ankam, war es anfang Dezember, und Veronika überlegte bei der Arbeit und am Feierabend

zu dem Altgeigenbauer, bei dem Matthias gelernt hatte. Der schmunzelte, als er Veronika sah. „Da schaust her", sagte er und schob die Brille hoch auf die Stirn: was das Mädel bringe, wollte er wissen. Veronika er rötete und zog das blau-weiß getüpfelte Kopstuch von den starken blonden Kranzflechten. Sie antwortete kurz und viel zu barschig: es handele sich darum, daß dem Matthias die Geige fertiggemacht werde, bis er komme — und das wollte sie, die Veronika, tun. Der Altmeister stopfte langsam seine Pfeife

5
Giornali e riviste
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1940/06_03_1940/NEUEZ_1940_03_06_4_object_8175443.png
Pagina 4 di 4
Data: 06.03.1940
Descrizione fisica: 4
Heinrich Zerkaulen: Oer Spiegel im Kerzen Wer von uns möchte behaupten, daß er unbeschwert, ganz und gar auf eigene Verantwortung gestellt, durch das Leben ginge, daß er nach keinem Himmel und nach keinem Teufel zu frflgen brauchte? Matthias Lock war solch ein Mensch, ein wenig hochfahrend, sehr selbstbewußt, ein Mann von gewich tiger Bedeutung, einer, auf dessen Urteil man etwas gab in der Stadt, den zum Freund zu haben nützlicher schien als um gekehrt. Matthias Lock hatte das Leben gemeistert

. Vor kurzer Zeit heiratete seine einzige Tochter einen jungen Mater. Hundert Meter weit entfernt von seiner eigenen Wohnung lebte das Paar, auf der gleichen Straße, die Matthias Lock zu dieser Stunde schon mehrere Male in Gedanken hin und her schritt. Seinen Wagen hatte er abgeschafft, seitdem ihm die Frau ge storben war. „Warum soll ich dem Tode kilometerweit entgegenfahren? Ich habe kerne Eile mehr", lautete die Antwort, als gute Freunde ihn mit einigem Erstaunen fragten. Matthias Löck kam

aus dem Theater, angeregt, still-hetter, ein wenig müde. Jetzt war er am Hause der verheirateten Tochter angelangt. Es brannte kein Licht mehr hmter den Vorhängen, nur ein Fensterflügel zu ebener Erde stand offen. Es fiel Matthias Löck ohne jeden Zusammenhang ein, daß hinter diesem geMsneten Flügel der Schreibtisch seines Schwie gersohnes, des Malers, stano, und daß dicht daneben an der rechten Wand ein jetzt vollendetes Portrait hing: das Bildnis des Herrn Matthias Löck. Zn diesem Augenblick langte

, wenn man ihm Modell gestanden und das Portratt schlecht ausgefallen ist. Schlecht? Ach, das war schwer zu sagen. Es schien eher verzeichnet: zwei Köpfe in einem, so verrückt das klingen mochte. Da war ein junger Matthias Löck in einen alten hineingemalt. Die Augen schienen zu fragen: was ist aus dem Mund ge worden? und umgekehrt. Die zurückfliehende Stirn stolperte über Falten, die den Weg verlegt hatten: kleinliche Falten, von Altersgram und Hokuspokus herrührend, über die der junge Löck einst sieghaft

hinweggeschritten war. Das Gesicht war also verzeichnet. Möglicherweise trug der Maler keine Schuld daran. Das wußte aber nur ein Ginge- weihter festzustellen, eben Matthias Löck selber. Kurzum, es war ein ungewöhnliches Bild. Matthias Löck hatte keine Andeutung gemacht, es für sich erwerben zu wollen. Und nun stellte sich dieser verzeichnete Meisich ihm plötzlich in den Weg. Obwohl es dunkel war auf der Straße, erkannte Löck ihn sogleich als ein Stück von sich selber. „Ach —"sagte er. Und der Schatten

6
Giornali e riviste
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1906/01_07_1906/ZDB-3077611-9_1906_07_01_10_object_8419822.png
Pagina 10 di 16
Data: 01.07.1906
Descrizione fisica: 16
0a es erst anfinge, recht schön und lustig auf dem Tanz- boden zu werden. Am Nachmittage schulterte er die Flinte, versprach aber der Magd, zum Füttern zurück zu sein. Unten im Tale lag dichter Nebel, da oben jedoch schien die Sonne. Aber auch aus die Bergeshöhen stiegen die Dunstschleier, und wie es ihnen gelungen war, das Sonnenbild zu verhüllen, setzte eine grimmige Kälte ein. Matthias Winterhalder hatte sich ziemlich weit vom Hofe entfernt. Er hatte vor wenigen Tagen ganz an der Grenze

den Kops. Der Matthias verfiel in seine Manier, halblaut mit sich selbst zu reden. „Was ist denn jetzt mit den Biestern? Laßt sich ja keines sehen! Weißt was, Klausenhosbauer? Jetzt schenkst den roten Spitznasen da drunten noch ein' Tag das Leben und gehst heim zu der Rosel. Es nächtelt schon bald und bis heimkommst, wird's g'rad' Zeit zum Füttern... Nein, jetzt freut mich erst das Leben, und was ich Hab' tun wollen, tu ich nit, wenigstens in dem Jahr noch nit. Mit dem Schriftstück, das hält' ich nit

schreiben sollen, 's ist immer noch Zeit dazu. Der Toni ist tot, lebendig machen kann ihn keiner mehr, und der Peter ist jetzt schon eing'lebt da, wo er ist. Das Schriftstück ver brenn' ich, wenn ich heimkomm', 's ist besser so!" Er neigte den Kopf hin und her und wiederholte dann: „'s ist besser so, und jetzt gehst heim, Klausen hofbauer !" Matthias schulterte die Flinte und wollte aufbrechen. Der Schnapsgenuß hatte ihn aber unsicher gemacht auf den Beinen. Da schug unten ein Fuchs

an, der jetzt zu beginnender Dämmerung seine Hohle verließ, um aus Raub aus zugehen. „Endlich, jetzt kommt einer. Ein Mordskerl muß das sein, der Stimm' nach. Der muß her!" Matthias schlich sich näher an die Halde hin und spähte hinab. Wirklich sah er auch ein besonders großes Tier langsam um einen Felsen herumschleichen, der ziemlich tiefer lag. Des Jägers Augen leuchteten nicht minder als die des Raubwildes da unten. Er wollte die Büchse spannen und seinen Stand punkt besser machen, um ruhiger zielen

zu können, wenn das Tier näher gekommen sei, da verlor er das Gleich gewicht, seine Füße glitten aus, und pfeilschnell sauste der Körper den eisigen Schneehang hinab, da und dort an Felsen und Buschwerk anstoßend, aber außer stände, sich irgendwo sestzuhalten. Die Flinte ward seinen Fingern entrissen und glitt, sich entladend, ebenfalls in die Tiefe der Talschlucht hinab. Bewußtlos, zum Teil mit gebrochenen Gliedern und an Gesicht und Händen zerschunden, kam Matthias unten an. Er erhielt nach kurzer Zeit

7
Giornali e riviste
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1944/20_07_1944/NEUEZ_1944_07_20_4_object_8178991.png
Pagina 4 di 4
Data: 20.07.1944
Descrizione fisica: 4
Oer Knecht Matthias / tl'S« Als der Knecht Matthias Baumer fein 65. Le bensjahr vollendet hatte, beschloß er, nun Feier abend zu machen für immer. Die Gebresten des nahenden Alters plagten ihn noch kaum; gleich wohl war es zu verstehen, daß er nach 50 langen Jahren ndlich des mühseligen Knechtlebens, das von früh bis spät den ganzen Menschen fordert, müde geworden war. Auch war es ja nicht fo, daß er nun etwa ängstlich nach einem Unter schlupf für feine letzten Tage zu suchen brauchte

— ein Geschwisterkind in der nahen Stadt hatte ihn viele Male gebeten, das überzählige Stüb chen in ihrer Wohnung zu beziehen, und der Matthias kannte das Hannele gut genug, um zu wissen, daß diese Bitte einer wirklichen Nei gung entsprach und nicht etwa dem kaltherzigen Lauern auf seinen sorgsam gehüteten Spar pfennig. Als der Matthias seine Habseligkeiten in den schmalen Handkoffer packte, vergaß er auch sein blaue Arbeitsschürze nicht, in der unklaren Hoffnung, dah es wohl auch in der neuen Hö-i,- mat

hin und wieder etwas zu werken gäbe. Sein einziger Kummer war, daß seine Anver wandten nicht eines jener kleinen Häuser am Stadtrand bewohnten. Dort verliefen die Stra ßen schon wie Feldwege ins Grüne, Wegwarte und wilde Kamille wucherten da an ihren Rän dern. Ein buntes Blütenvielerlei drängte sich durch die sauber gestrichenen Zäune, die Obst bäume waren sorgfältig gestützt, und um den Hasenstall im Grasgarten spektakelte das Hüh nervolk. Ja, hier hätte der Matthias sich wohl bald ganz zu Hause gefühlt und den gewohnten

, die ihm- lauschten, sondern eine schmerzliche Sehnsucht nach dem Paradies, das die Menschen zu zerstören be gannen, wo sie anfingen, sich sebst in Stein und Stahl zu zwängen. Dem Matthias erpreßte dieser Stadtkerker manchen heimlichen Seufzer, obschon er über nichts zu klagen hatte. Seine Kammer war freundlich und blitzsauber, und das Hannele umsorgte ihn wie eine leibliche Tochter. Die Schneezeit kam, und nun gefiel es dM Matthias schon besser. Es war doch schön, weim man an solch einem frostklirrenden Winter

das süße Nichtstun über alles ge priesen hatte, schien plötzlich ganz verwandelt. Da es ihm bei seinem Alter versagt bleiben mußte, die Welt wieder ins rechte Geleise schie ben zu helfen, wollte er wenigstens dadurch zu seinem bescheidenen Teil beitragen, daß er sich für die Kriegsdauer als Hilfe zu einer Meisterin verdingte, deren Mann und Geselle auf Ja und Nein weggeholt worden waren. Der Matthias fühlte in diesen Tagen das Alleinsein in der großen, fremden Stadt emp findlicher denn je. Ihm stiegen

8
Giornali e riviste
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1943/28_10_1943/NEUEZ_1943_10_28_3_object_8178594.png
Pagina 3 di 4
Data: 28.10.1943
Descrizione fisica: 4
Nachsatz / von Karl Nils Mcolaus Wenn ein junger Mann einen Brief von seiner Schwester bekommt, so ist das im allgemeinen nichts so Aufregendes. Auch Matthias Lechner las den Brief seiner Schwester gemächlich durch. Gewiß, er war jetzt lange von Zuhause-fort und es war interessant, von dem Leben in dem kleinen Ort zu hören und erzählt zu bekommen, was die einzelnen Heute dort machten. Matthias Lechner hatte seine Hei mat nicht vergessen, er liebte sie auch: aber irgend eine Sensation erwartete

er nicht aus dem Brief der Schwester. Dann aber stand unter dem langest, mehrere Seiten umfassenden Brief ein kleiner Nachsatz, der den Matthias Lechner auf seltsame Weise berührte: „Uebrigens wird Ursula Wulf sich demnächst wahr scheinlich verloben mit einem, der hier zugereist ist!" Ganz klein und zart stand der Satz da. Matthias Lechner las ihn immer wieder. „Wahr scheinlich", sagte er vor sich hin, „was heißt schon wahrscheinlich?" So konnten sich nur weibliche Gemüter ausdrücken! Man verlobt

sich doch oder man verlobt sich nicht — wahrscheinlich verloben gibt es nicht? Matthias hatte eine Wut wegen dieses Nachsatzes. Und zwar richtete sich sein Zorn gegen seine Schwester. Und was war das für ein „Zugereister"? Konnte sie sich denn nicht denken, daß ihn das interessierte? Dann aber wandte sich die Wut Lechners von seiner Schwester ab. Er hatte jetzt einen Zorn auf Ursula Wulf. Er empfand es als eine Beleidigung, daß sie erwog, sich mit einem anderen zu verloben. Waren sie beide denn nicht so gut

wie versprochen miteinander gewesen? Matthias Lechner war verwirrt. Er war gerecht genug, einen Teil der Schuld auf sich selbst zu nehmen. Gewiß, er hatte sie etwas vernachlässigt, die Ursula. Erst einmal hätte er sich ja auch öffent- Argentinien hot seine Sensationen Dreijähriger Langstreckenläufer — Streit um das Testament — Prügelei beim Fußballtampf II. Buenos Aires, 28. Oft. Buenos Aires ist in den letzten Tagen um drei amüsante Sensationen reicher geworden. Die erste lieferte der dreijährige

hatte. ^ lich mit ihr verloben können — dann konnte ihm niemand dazwischenkommen! Ja, warum hatte er es eigentlich nicht gemacht? Matthias Lechner ge stand sich ein, daß er sich des Mädchens sehr sicher gewähnt hatte. Es eilte ihm daher nicht mit der Bindung: sie würde ja doch auf ihn warten. Aber nun schien es doch alles ganz anders zu sein. Die Möglichkeit, Ursula zu verlieren, traf ihn schwer. In wunderbarer Anmut ging sie um in seinen Gedanken, die kleine Ursula. Es tat dem Matthias Lechner nun leid

9
Giornali e riviste
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1938/26_12_1938/TIRVO_1938_12_26_6_object_7671550.png
Pagina 6 di 8
Data: 26.12.1938
Descrizione fisica: 8
auf, damit ich Die Nacht nicht im Wirtshaus, sondern bei ihm verbrächte. Der Graf! Nicht einmal sehr reich, aber ein Graf! Er selbst war mich holen gegangen. Den Sohn des Greißlers Pallah! Wie freundlich, wie untertänig mir plötzlich alle ent gegenkamen! Santa, der Mesner, trug meinen Koffer hinaus. Packo half mir auf den Wagen. Am nächsten Tag bezeigte mir das ganze Dorf Re verenz. Ich begegnete Matthias. Er eilte vor mir davon, bevor ich ihn noch hätte ansprechen können. Hunderte

. Doch später . . . Irgend etwas fehlte mir dabei immer. Wenn Tausende von Menschen Beifall klatschten, war es auch nicht das Nichtige. Die alle blie ben mir fremd. Ich habe anfangs immer nur an einen gedacht: an Matthias. Wenn mich jetzt Matthias hören würde, was würde er sagen? Und ich weiß nicht, ich sehnte mich auch sonst nur danach, daß mir bloß ein Mensch znhören möge . . . In Amerika wurde ich am überschwenglichsten ge feiert. Ich gestehe, es betäubte mich. Was bin ich doch für ein großer Mann

! dachte ich manchmal. Und dennoch: etwas fehlte mir immer. Stets dachte ich nur daran: Was würde Matthias sagen, wenn wir einander begeg nen würden? Was würde man daheim, in Füzeser, im Dorfe, sagen, wenn ich jetzt zu ihnen kommen würde? Mein Vater war der Geschäftsmann des Dorfes. Er trieb mit Weizen und Wolle Handel und kaufte auch die Gänsefedern der Umgebung auf. Matthias war aber des Nachbarn Sohn. Was ist seit damals aus Matthias geworden? find aus dem Dorfe? Meinem stillen, kleinen ungarischen

irgend einen bekannten Wagen aufsuchen und damit nach Hause fahren. Als ich über den Platz ging, erblickte ich Matthias bei den Lederwarenhändlern. Ich hatte ihn sofort er kannt. Matthias! Ich bin es. Kennst du mich noch?' Argwöhnisch und dennoch untertänig schaute er mich an, daß ich mich gar nicht getraute, ihn zu umarmen. ,Jch bin es, der Pallay ..." Er wollte sich nicht erinnern. ,Der Sohn des Kaufmannes.' Darauf nickte er. ,So bist du also nach Hause ge kommen?' Wie wurde ich traurig! Zuerst

fragte er mich um nichts. Er beklagte sich, daß hier das Leder keinen Wert habe, wie schwer das Leben sei und was noch alles. Ich bat ihn, mich nach Füzeser zu führen. ,Jch möchte mir das Haus ansehen, in dem ich ge boren wurde.' ,Das hat Peter Packo gekauft. Jetzt ist dort das Wirtshaus.' ,Und auch in den Friedhof will ich gehen, zum Grabe meiner Eltern.' ,Gut', sagte Matthias, sich kann dich ja hinführen.' . Matthias hatte zwei feurige Rappen. Es freute ihn, daß ich sie lobte. Ich saß neben

10
Giornali e riviste
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1935/12_12_1935/TI_BA_ZE_1935_12_12_5_object_8381531.png
Pagina 5 di 16
Data: 12.12.1935
Descrizione fisica: 16
ihn nicht finden. War der denn so weit fortgefallen? Doch endlich hatte er ihn entdeckt. Es war jetzt finster. Der Mond stand hinter Wolken. In Eile schob Matthias die letzten Zweige Almrausch oben in den Sack und warf ihn sich dann auf den Rücken. Schnell strebte er -den Hang hinab. Nichts fühlte er von Müdigkeit. Glück war in ihm. Wie hätte er da müde werden können! Dort, wo der Hochwald anhob, war ihm wieder, als vernahm er Schritte. Er hielt sich ober deshalb nicht auf, lief weiter, immer weiter. Da traf

für einen Wilderer! Ra, der würde ihn rasch laufen lassen, wenn er in seinen Rucksack sah! Er blieb stehen und da traten zwei auf ihn zu. Elek trische Taschenlampen leuchteten auf. Es waren Grenzer, ein junger Grenzaufscher und Deinler, der Kommandant der Grenzwache. Matthias lächelte. „Mit mir habt Ihr kein Glück! Ich bltt nur, macht es kurz und läßt mich weiter!" Deinler schien aber anderer Meinung zu sein. Er leuchtete Matthias scharf ins Antlitz und nickte befriedigt. „Der Richtige

! Da haben wir also einmal gut kal kuliert!" Er brachte feinen Revolver lnS Licht der Taschen lampe und gebot seinem Kollegen: „Etwas nach links, daß er unS nicht auSkneift l" Und dann fuhr er Matthias an: „Keinen Fluchtver such, verstanden! Sonst schießen wir dich glatt nieder, Matthias!" Run zog es finster über MatchiaS' Stirn. „Ist wohl nicht nötig- daß Ihr mir droht! Solltet doch erst sehen, was ich im Rucksack habe! Aber so ist das eben: Weil ich nur Knecht bin, deshalb meint Ihr, mich grob anfahren zu können!" Deinler

gebot: „Spare dir deine schönen Reden! Oie gekränkte Unschuld spielen, das könnte dir so passen! Und nochmals: Denk nicht an Flucht! Und sinne nicht auf Tät lichkeiten! Es bekam dir bestimmt schlecht!" Matthias grollte: „Behaltet Eure Drohungen für Euch!" Er riß den Rucksack aufgeregt herunter. „Da, schaut halt an, was ich drin Hab'!" Ein spöttisches Lächeln glitt über DeinlerS Antlitz. „Großartig! Mit Almrausch hat er den Sack garniert! Damit willst du uns irre führen! Am Ende sollen

wir jetzt meinen, der ganze runde Sack sei voller Almrausch? Er wartest wohl, daß wir uns noch entschuldigen und dich dann gehen lassen? — Vorwärts, pack den Sack aus!" Matthias gab keine Antwort. Er kauerte schon am Boden. Aerger war in ihm, und immer wieder sagte er sich: Vielleicht wird'S nun zu spät! Vielleicht kann ich nun nicht mehr früh genug auf dem Brandnerhof sein! Martha erwacht und schaut zum Fenster, und eS ist leer! — Er letzte die Blütenzwetze, die er Zuletzt geschnitten läge aufgebrochen und daraus

11
Giornali e riviste
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1906/20_05_1906/ZDB-3077611-9_1906_05_20_10_object_8419726.png
Pagina 10 di 16
Data: 20.05.1906
Descrizione fisica: 16
heiratsfähiges Maidle in der Familie hatte, ließ an Samstag Abenden ganz besonders gute Ordnung machen um seinen Hof herum und darin erst recht. Daun würde der Vater mit den beiden andern Söhnen ins Leibgeding zurückziehen, meinten die Leute weiter, und würde den Peter mit seiner jungen Frau auf dem Klausenhof schalten und walten lassen nach Belieben. Aber nichts geschah von all dem. Der Vater hlieb Klausenhosbauer- der Peter wurde älter, und der Matthias kam ins heiratsfähige Alter

in der Familie Rechtsnachfolger des Hausherrn werden mußte. Fortgehen und sich eine suchen, bei der er einheirateu konnte aus ihren Hof, das wollte der Klausenhofpeter nicht, und so blieb er eben unselbständig und blieb Knecht seines Vaters. Heimtückischer war Matthias, der zweite Sohn des Jakob Winterhalder. Schon sein Aeußeres wirkte nicht besonders anziehend. Denn das eine Auge revolutionierte mit dem andern, ging seine eigenen Wege und sah nach der entgegengesetzten Richtung- auch die zurückliegende

Brust und das vorgestreckte, schnüffelnde Kinn machten die Erscheinung nicht sehr sympathisch. Und wer Ge legenheit hatte, mit Matthias Winterhalder näher bekannt zu werden, der fühlte sich bald abgestoßen von der spott- uud hohngespicktcn Bosheit, die in der Brust dieses Mannes auf Opfer lauerte, und von der Arglist, welche hinter jedem Mitmenschen einen Feind witterte. Matthias war auch der Schrecken der Dienstboten. Die Knechte plagte er auf jede nur erdenkliche Art und belegte sie wegen

Kleinigkeiten mit den häßlichsten Schimpf wörtern- die Mägde aber ließ er sonst nicht in Ruhe, so daß manch eine, die sich auf dem Klausenhof ganz wohl gefühlt hätte, diesem den Rücken kehrte, um ehrbar bleiben zu können. Im Charakter von Peter und von Matthias ver schieden war Anton. Dieser wäre leichtsinnig und ver schwenderisch gewesen, hätte ihm der Vater ohne weiteres den Schlüssel zu der schweren Eichcnholztruhe überlassen, in welcher die harten Kronentaler verwahrt lagen. Die Lust am skrupellosen

. Die Charaktereigenschaften der drei Brüder ver- anlaßten manchen Zusammenstoß, namentlich der Aelteste und der Jüngste gerieten sehr leicht miteinander in Wortwechsel, da sich Anton von seinem Bruder, dem Peter, auch nicht das Geringste gefallen lassen wollte. Schrieen sich denn die beiden Brüder gegenseitig an, so schlich Matthias herbei, beileibe nicht um Frieden zu stiften, sondern um die zwei Kampshähne noch mehr unter sich zu verhetzen, so daß es oft nur dem energischen Dazwischen treten des Vaters zu danken

12
Giornali e riviste
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1906/24_06_1906/ZDB-3077611-9_1906_06_24_11_object_8419807.png
Pagina 11 di 16
Data: 24.06.1906
Descrizione fisica: 16
, die Blicke so flehend nach dir richtet und ruft: „Matthias, hilf mir! Matthias, mein Bruder, gib mir meine Unschuld!" Siehst du das alles? -r- * * Auf den Bauernhöfen des Schwarzwaldes feiern die Familie des Bauern und das Gesinde den Weihnachts abend gemeinsam. Ist das Nachtessen in der Stube vorbei und der Tisch abgeränmt, dann geht jedes in seinen Schlasraum und zieht ein besseres Gewand an. Auf den Tisch kommt jetzt ein großes Linnen, und die Bäuerin, wenn keine da ist, die Großmagd, stellt darauf

geht man dann zur Ruhe, denn am Morgen des Fest tages heißt es früh aus dem Bette. Die Mette beginnt um fünf Uhr, und der Weg zur Kirche ist oft stundenweit. Der Klausenhosbauer hatte mit seinen Dienstleuten auch den Weihnachtsabend begangen. Als sich diese in ihre Schlafräume begeben hatten, ging Matthias noch lange mit großen Schritten in der Stube umher. Er wußte, daß er nicht werde schlafen können, darum wollte er vorerst nicht zu Bette gehen und wollte noch tüchtig dem Weine zusprechen

. Was verschlug es ihm, wenn er erst in den Vormittagsstunden schlafen könne, in die Kirche ging er, seit er Bauer geworden war, doch nur selten. Jetzt war ein Jahr vergangen, seit der Toni nicht mehr lebte, und ein Jahr vergangen, seit der Peter hinter den Kerkermauern schmachtete. Das ging dem Matthias doch nahe als ganz besondere Weihnachts erinnerung. Was wird der Peter jetzt tun? Dem Klausenhosbauern ward's heiß. Trug der Ofen die Schuld daran, in dessen Leib die Hanne zur Feier des Abends vielleicht

ein paar Scheite zu viel geworfen oder war der Wein die Ursache? Er riß das Fenster aus und kühlte sein Gesicht an der kalten Winterluft. Der Mond stand als schmale Sichel am sternen- besäten Nachthimmel. Die Berge ringsum hoben ihre Umrisse scharf am Horizonte ab, tiefes Schweigen lag über der Erde, nur ganz in der Ferne ließ ein Fuchs sein kurzes, hungerkündendes Bellen vernehmen. Heilige Nacht! Friede auf Erden den Menschen, die eines guten Willens sind. Der Matthias erinnerte sich der Stunden

, da die Mutter noch gelebt und ihnen vom Christkindchen und von der Liebe des Weltheilandes gesprochen hatte. Eine weiche Stimmung kam über sein Gemüt. Er lächelte so gar, wie er seine Wanderungen in der Stube wieder aufnahm, aber es war ein Lächeln des ergebenen Schmerzes, ein Lächeln resignierter Hoffnungslosigkeit. Die alte Schwarzwälderuhr an der Wand kündete mit schnarrendem Schlage die zwölfte Stunde. Matthias fuhr aus seinem Sinnen aus. „Zwölf ist's?" fragte er sich. Und dann entschlossen: „Wenn ich's

13
Giornali e riviste
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1940/20_03_1940/NEUEZ_1940_03_20_4_object_8175063.png
Pagina 4 di 4
Data: 20.03.1940
Descrizione fisica: 4
auf den Klipven. Man kann seine dunklen Umrisse gut er- kennen. Es kam gewiß aus dem Süden und vertraute dem breiten Sund und seinen ruhigen Wellen. „So helft doch!" schreit Matthias Lor die wartenden Män ner an und zerrt ungestüm die Taue des großen Bootes von den Pfählen. Eine schwere Hand drückt den Jungen zur Seite und eine dunkle Stimme gebietet ihm, schlafen zu gehen. Es ist Matthias' Vater, Torsten Lor, der den Jungen heute zum erstenmal an dem nächtlichen Werk der Männer vom Sund teilnehmen lassen

wollte. Doch Matthias scheint noch zu jung, um zu verstehen, daß man nicht gegen Sturm und Riff an kämpfen darf. Matthias weiß noch nichts von dem schlimmen Erbe, das er einst antreten wird, wie eine lange Kette von Geschlechtern vor ihm. Solange das tückische Felsenriff sich mit vielen heimlichen Höckern und Zacken dicht unter dem Wasser durch den verrufenen Sund bis zur Insel Bolin schiebt, sind die Männer der Felsenküste schon in seinem unheilvollen Bann. Nie halfen sie einem Schiff in Seenot, aber stets

waren sie nach dem Sturm zu schweigsamer Ernte bereit. Das trug ihnen mehr ein als der Fischfang. Mit brennenden Augen steht Matthias Lor, da man ihn wegschickte, auf hohem Steilufer. Heiß würgt der Trotz in der Kehle. Nein — er will nicht wieder zu den Hütten zurück kehren! Nicht die Furcht vor schmerzenden Schlägen, sondern der Abscheu hat den Weg zurück zerstört. Tagelang irrt Mat thias an der Küste umher und grübelt, bis er seinen Plan fertig hat. Heimlich stiehlt er aus dem kleinen Hafen ein Boot. Und dann gerät

in den nächsten Tagen bei stärkstem Nordwest kein Schiff mehr im verrufenen Sund auf Grund. Wochenlang war- ten und lauern die Männer vergebens. Sie müssen sich ein schränken und beginnen schon, die letzten Vorräte hervorzu holen. Sie sind verkommen genug, lieber auf eine leichte Beute zu warten und zu darben, als auf anständige Weise durch Fischfang zu leben. Matthias' Vater, Torsten Lor, aber ahnt, warum kein Wrack mehr auf dem Riff hängt. Als der Sturm wieder einmal tost, fährt er allein mit seinem Boot

in den Sund hinaus und kommt gerade zur rechten Zeit, wie Matthias, fein eigener Sahn, von Bord eines Kutters geht und sein schmales Ruder- boot besteigt. Das war es also: Seit Wochen brachte der Junge als heimlicher Lotse die Schiffe wohlbehalten durch den ver rufenen Sund. Viele Fischer und Seeleute wissen ihm Dank und vertrauen sich dem schweigsamen Matthias an. Der Zunge hat seinen Vater längst entdeckt und stemmt sich ssrörrung teutMr Kunst im Krüge Aus Anlaß der zweijährigen Wiederkehr

14
Giornali e riviste
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1906/10_06_1906/ZDB-3077611-9_1906_06_10_9_object_8419773.png
Pagina 9 di 16
Data: 10.06.1906
Descrizione fisica: 16
IU'. 23 1906 Vellage zum „Ntzbüheler Vesirks-Dole". Redaktion, Druck und Verlag der Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei von Gebrüder Reichel in Augsburg. Der Klausenhof. Erzählung aus dem Schwarzwalde von Hans Brand eck. (z. Fortsetzung.). (Nachdruck verboten.) Der Peter, schalt noch lange fort und griff auch in seinen unmutigen Worten den Matthias an, der, wenn ihn schon die Neugierde getrieben habe, den Brief zu öffnen, denselben auch hätte zurückbehalten sollen. „Ich werd's aber dem Toni schon

stecken, daß ihm die Lust vergeht, am Sonntag mit den Schuhmachern von Frei burg und den Schuhmachersmaidlen Kaiserstühler Wein z' trinken!" Matthias fuhr in seinem Bette auf. „Was, alter Esel! Du willst dem Toni damit sagen, daß ich seinen Brief ausgemacht Hab'?" „Daß der Toni nit noch mehr dümmere Streich macht, ist's nötig so!" gab der ältere Bruder zurück. Der Matthias, dessen Lebensprinzip es war, überall für sich etwas heraus zuschlagen, ward jetzt ohne Maßen wild, denn mit dem Toni

unter nicht gelinden Schmerzen in. seiner Kammer lag, konnte er sich überlegen, daß . ihm eigentlich, recht geschah. War er auch Besitzer des Hofes, so' blieb der Peter denn, doch der Bruder, der um fast zwanzig Jahre älter war. Er übersann aber auch, daß eigentlich der Matthias an allem schuld sei, indem er durch das Brieföffnen dem Peter Anlaß zu dessen Vorhalten gegeben habe. Darum richtete sich sein Zorn gegen den zweiten Bruder, und dieser Zorn wuchs nach und nach zu einem gistgeschwollenen, ffnsteren Hasse

15
Giornali e riviste
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1911/04_05_1911/TIRVO_1911_05_04_2_object_7600691.png
Pagina 2 di 8
Data: 04.05.1911
Descrizione fisica: 8
der „Protestierten"' übertragen, dem Abg. Battaglia z. B. gleich ein halbes Dutzend. Alles das gegen den, nach dem er sich lange gesehnt und — ach, wie viel gab es noch, nach dem er sich sehnte! Er, er hatte Bedürfnisse... Nahende Schritte ließen sich vernehmen. Matthias trat ein und begrüßte den Schwester sohn laut und humorvoll. „Da ist er ja, der Tausendsasa. Na, grüß Gott, bleib' nur sitzen, i bin glei fertig." Er brachte seine Geräte in Ordnung, während er Peter verstohlen musterte und setzte

sich dann zu ibm an den Tisch. „Schön's Wetter, was? Der See is warm Gehst vielleicht baden?" stichelte er. „Ist schon besorgt, Matthias." „So, das macht dir also noch immer Spaß." „Ja, i wasch' mi no immer gern," erwiderte Pe ter, unwillkürlich Ton und Dialekt des Alten an nehmend. „No jo, warum denn nöt, wenn ma nix z'tuan hat, so auf der Sommerfrischen, gel... oder möchst leicht länger da bleiben?" „Vielleicht, wenn's mir so g'fallen tät'." „No jo, no freili..." Er stopfte an seiner Pfeife mit harten

der Klerikalen sehr vermindern, denn bisher haben die politisieren den Geistlichen es ausgezeichnet verstanden, von der Kanzel herab Wahlpropagauda zu treiben, wo sie sicher waren, daß ihnen kein Gegner eutgegentritt. In Tirol verbieten die Bischöfe bloß, daß die feind lichen klerikalen Brüder nicht gegenseitig das bessere „Haha, stin:mt schon ... nit möglich ... und wenn du auch u:ögen hätt'st, so hätt'st nit können... ha ha!" höhnte Matthias, mit so deutlicher Beziehung, daß Peter erriet, er wisse

um alles. Er wollte zu Ende kommen. „Jetzt bin.i da, Matthias, und jetzt wollen wir die Sach' in Ordnung bringen." „Ja mei, was is da viel in Ordnung z'bringa? Das G'richt hat alles, ausg'messen und abg'schätzt, soundsoviel Klafter, weißt eh." „I weiß, die Hälfte vom Grund und vorn Haus g'hört mir." Matthias hatte ein höhnisches Lachen. „Vom Haus... da haben wir aber Spaß g'habt, die Hälfte vorn Haus... sehr gut... von der Hälfte is nix mehr da. Ka Span mehr, mei Liaber; die Wänd' hat der Wurm zerfressen und das Dach

is." „Du hätt'st mich fragen müssen, Matthias, ob ich damit einverstanden bin, ich hätt' vielleicht die Re- Christentun: für sich in Anspruch nehmen, aber so weit geht ihre Liebe zum wahren Christentum nicht, daß sie die Agitation von der Kanzel herab über haupt verbieten, denn gegen die „gottlosen" Sozial demokraten heiligt der Zweck jedes Mittel. Nach dem aber der Erzbischof von Prag mit einem guten Beispiel vorangegangen ist, wollen wir hoffen, daß auch die Tiroler Bischöfe ihm Nachfolgen

16
Giornali e riviste
Tiroler Land-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/OBEWO/1905/22_04_1905/OBEWO_1905_04_22_2_object_8029353.png
Pagina 2 di 16
Data: 22.04.1905
Descrizione fisica: 16
oder ein Wagen wird sichtbar. Es sind die Leute aus den eingepfarrten umliegenden Dörfern, welche in die Kirche wandern zur abendlichen Auferstehungs feier. In der Mitte des Dorfplatzes, auf einem Hügel, steht das alte Kirchlein. Die Fenster des Gotteshauses sind beleuchtet; die Spitze des alten Kirchtums ragt hoch in das Himmelsblau. Der alte Glöckner Matthias steigt langsam die Treppen hinauf nach der Glockenstube. Nur mit Mühe kommt er aufwärts, denn seine Beine sind schon schwach und schwach

auch sein Augenlicht. Schon wäre es Zeit, sich zur ewigen Ruhe zu be geben, aber Gott schickt seinen Todesengel noch immer nicht, um ihn zu sich zu rufen . . . Matthias hat bereits ein langes Leben hinter sich und auch schon vieles erlebt: seine Söhne begraben, seine Enkel, Alte und Junge zu Grabe geleitet... und er, er lebt noch immer! Wie schwer doch das Leben ist! . . . Oft, ja oft schon hat er die Auf erstehungsfeier gesehen — er erinnert sich nicht mehr daran, wie oft — und jedesmal um diese Stunde

vom ewigen Frieden . . . Wie wird es wohl sein nach einem Jahre? Ob er wohl wieder den Turm besteigen wird, um seine Glocken zu schwingen? Matthias ist jede Stunde bereit, dem Rufe des Allmächtigen zu folgen. „Ehre sei dir. Allmächtiger!" murmeln die Lippen des alten Glöckners im Gebete, und er blickt zum Himmel auf und bekreuzt sich . . . „Matthias! Matthias?" ruft eine zitternde Stimme von unten herauf. Es ist der alte Meßner. „Was willst du denn? Ich bin ja da!" gibt Matthias zur Antwort und neigt

sich über das Ge länder der Glockenstube. „Siehst mich denn nicht?" „Nein, ich sehe dich nicht. Jst's denn noch nicht Zeit, die Glocken zu läuten? Was denkst denn wohl?" Beide schauen zum Himmel nach den Sternen. Der feurige „Wagen" steht schon hoch — Matthias beobachtet. „Noch nicht. Warte noch ein wenig; ich weiß schon." Matthias braucht keine Uhr. Die Sterne am Himmel sagen ihm, wann es Zeit ist. Himmel und Erde sind ihm wohl bekannt, alles so ver wandt mit ihm. Er hat sein Leben hier nicht umsonst verlebt

jetzt vor ihm ausgebreitet wie auf der Hand, vom Anfang bis zu dem Grabe, das er sich in der Ecke des Fried hofes ausersehen. Den schweren Lebensweg hat er in Ehren vollbracht . . . und . . . bald, schon bald . . . ! Doch, schon ist es Zeit! Matthias bekreuzt sich noch einmal und nimmt die Glockenstränge in die Hand. Einen Augenblick später erzittert die Luft von dem Glockenschlage, dem ein zweiter, dritter, vierter folgt. Ein Schlag nach dem anderen tönt in den schlummernden Abend, bis endlich die langgedehnte Melodie

17
Giornali e riviste
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1935/24_12_1935/TI_BA_ZE_1935_12_24_5_object_8381563.png
Pagina 5 di 16
Data: 24.12.1935
Descrizione fisica: 16
den 80 3 entwendet. Amras. (Lebensmüde.) Am vorletzten Mittwoch nachmittags wurde in den Amraser Feldern der 25-jährige ledige Bauernknecht Franz Ploner tot aufgefunden. Er , Der Anfriedhof Roman von Kurt Martin. Copyright by Verlag Neues Leben, Bayrisch-Gmain. (Nachdruck verboten.) „Ganz fest weiß ich bas! Niemals tat Matthias so etwas. Er ist kein Schmuggler." Die zitterndes Hände des alten Mannes faßten Mar- thaS Rechte und preßten sie. „Ganz fest glaubst -du -es! — Wie das gut tut, wenn ein Mensch

so von dem Matthias spricht! — Ja, ich hätte mir's ja denken können: Du würdest nicht verächtlich vom Matthias reden! Wie wird die Mutter froh sein — an diesem bittecharten Tage froh sein —, wenn du so zu ihr sprichst! Aber das sag nie mehr, daß du schuld bist —!" „Doch, ich wiederhole es! Nur ich bin schuld an allem Leid, das heute den Matthias traf und damit -euch alle hier im Haus." Sie zögerte. Dann fuhr sie fort: „Weil — ich dem Matthias gut bin, deshalb soll er jetzt ein schlechter Mensch sein." Groß sah

der alte Mann sie an: „Du — weil du —. Ja, aber Martha —." Sie wandte sich zur Tür. „Ich will hinauf zur Mutter. Ich will ihr sagen —" Langsam zog sie die Tür ins Schloß. Lukas starrte lange noch auf die Stelle, wo sie vor kurzem stand. „Ja — ist schon so, wie ich dachte. — Sie ist ihm gut! — Und jetzt — und jetzt —" * » * Lange saß Martha am Lager von Matthias' Mutter. Die kranke Frau gestand: „ES ist mir leichter jetzt, weil ich nun weiß, daß eine da ist —außer uns — die an Matthias glaubt. So hart

war's, als die Grenzer kamen. Ja, und der Matthias! Nicht noch ein einziges Mal habe ich ihn sehen dürfen. Fort mußte er! — Wenn ihn das jetzt zerschlägt —" Martha wehrte. „Das darf nicht sein! Alles müssen wir versuchen, daß er freikommt, daß alles aufgeklärt wird!" / „Wie wollen wir ihm helfen?" Martha senkte den Kopf. hatte sich au« einem Mannlichergewehr eine Kugel in die rechte Schläfe geschossen. Die ganze Schädeldecke war auf gerissen. Eine schwere Krankheit dürfte den Knecht zum Selbstmord

auf, -als — ohne sein Herein -abzuwarten — jemand ins Zimmer trat. „Was ist denn? — Ach, Sie sind es, Fräulein Brandner? Was führt Sie denn zu mir?" Er hatte sich erhoben und kam auf sie zu. Emst sah sie ihn an. ,-Ich komme wegen dem Matthias Ried-auer. Ich möchte Sie verschiedenes fragen und bitten muß ich, daß Sie mir alles, was ich wissen will, wahrheitsgemäß sagen." Er staunte und verhüllte ihr seine Ueberraschung nicht. „Deswegen sind Sie da? — Ja, was in aller Welt -kann dieser Bursche Sie interessieren? Der sitzt

18
Giornali e riviste
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1947/27_11_1947/TI_BA_ZE_1947_11_27_3_object_8384673.png
Pagina 3 di 6
Data: 27.11.1947
Descrizione fisica: 6
, jeder in seinen Gedanken. Die Stille des Herbsttages umfing rings die Landschaft. Nur hin und wieder erhob sich der Wind und der Wald rauschte von den Höhen und die Bäume des Gartens sangen ihr Lied von Reife und Frucht. Da sahen beide Männer sich an und ihr Blick war das, was ihre Rede gewesen war, nur war diese Sprache tiefer und reiner. „Doch sagt Eurer Frau nichts von meiner Freundschaft zu Eurem Bruder", sprach dann Matthias und als Georg nickte, erhob er sich. Er ging den Weg zwischen den Ackern hinaus

da gesehen hätte, der hätte gemeint, hier sei ein Müder eingeschlafen, so ru hig saß er dort. Matthias erwog noch einmal in seinem Sinne, was er tun müsse. Die Stunden vergingen und vom Walde her fiel der erste Schatten und wurde immer länger. Ein Schauer durchschüttelte den Körper des Sitzenden, aber in feinen Augen stand bereits die Klarheit des Entschlusses und sein We sen strömte die Ruhe aus, die aus Seelen kommt, die schwere Ziele wie im Kampf errungen haben. Im. schwankenden Wipfel einer Birke

, die vor dem Ruhenden ihren Stamm aus dem Schatten ins Licht hob, erklang die sehnsüchtige Melodie eines Vogels, welcher dem Sommer nachklagtc. Der Knabe Matthias kam den Weg herauf. Scheu kam er näher, blieb vor seinem Vater ste hen und senkte verlegen den Kopf. „Willst du etwas von mir?" „Ihr wißt von meinem Vater und ich habe Euch deshalb gesucht." „Komm, setz dich da her. Liebst du deinen Va ter?" Der Knabe antwortete nicht, doch das Beben seiner Lippen und sein brennender Blick sagten deutlich Antwort

treibst, denke daran, daß auch dein Vater als Knabe viele Herbsttage durch Wiese und Wald streifte und daß auch er alles dies sah, was bu als erster zu sehen ver meinst. Das Leben deines Vaters willst du ken nen? Sieh um dich, es ist dein eigenes Leben. Liebe alles so, wie du deinen Vater liebst." Freude und Leid in ihrer Größe empfindet das Menschenherz in gleicher Weise und vermag sie nicht zu unterscheiden. So wußte jetzt Matthias nicht, war cs Freude oder Trauer, was in seiner Brust wühlte

, das dir ein Händler dafür geben würde, sondern achte seinen Wert immer nach der Freude, die dein Herz aus seinem Boden empfindet." Dann schwieg Matthias. Der Knabe stellte keine Frage mehr und war damit zufrieden, daß der Mann ihn in seiner Nähe sitzen ließ und ihn nicht sortschickte. So wurde es langsam dunkel und erst das Blinken der Sterne mahnte die beiden an den Heimweg. Bei der Abendmahlzeit saßen alle fast stumm am Tische. Doch die Stille war nicht bedrückend, sondern war so, wie es unter Menschen

19
Giornali e riviste
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1947/16_10_1947/TI_BA_ZE_1947_10_16_3_object_8384643.png
Pagina 3 di 6
Data: 16.10.1947
Descrizione fisica: 6
als Tiroler gefühlt haben, eindeutig ihren Willen, d a ß sie wieder mit Tirol ver einigt sein wollen. Die Tiroler Landes regierung fügte zu diesem Willen Osttirols noch die eigene Forderung auf dessen Anqliederung an Tirol hinzu. Am 27. September 1947 wurde end lich dem entsprochen: Osttirol kehrte heim. E. N. Novelle o. Karl Kecht, Zams II. „Mein Vater ist tot; ich habe ihn nie gesehen; er ist in Rußland gefallen." Wie Matthias diese heimliche Trauer sieht, wird sein Herz voll von Freude und Glück

und er weiß, daß ihm die Liebe der Seinen noch tiefere Heimat ist als Grund und Boden und der ererbte Hof. Da kann er nicht warten und fragt noch rin Zweites: „Lebt deine Mutter noch?" Der Knabe nickt und deutet mit der Gerte zum Haus hin: „Dort unter dem Birnbaum auf der Bank fitzt sie." „Ob sie mich noch erkennt?" denkt Matthias. Dann treibt der Knabe seine Schafe quer über das Feld hin zum Stall. Matthias eilt schnellen Schrittes dem Zaun entlang auf das Haus zu. Da sieht er über die Umfriedung hinweg

in den Obstgarten und bleibt stehen. Im Obstgarten sitzt eine Frau und hält ein Kind im Arm. Zwei Mädchen von drei bis vier Jahren sitzen neben ihr und beißen schmatzend in die großen Birnen, die sie mit ihren Händen kaum halten können. Es ist Anna. Die Haare trägt sie noch immer in Zöpfen um den Kopf. Doch, was ist dies mit den Kindern? „Mein Vater ist tot", hört Matthias noch ein mal die Worte seines Sohnes und in seiner Seele flammt ein Gedanke jäh aus. Mit einem Male werden die Schritte des Man- nes

langsamer. Sein Antlitz wird müde und ängst lich und sein Blick trüb. Stockend und hastig geht sein Atem. Die Wunde an der Schulter beginnt wieder zu schmerzen. Mit wankenden Schritten erreicht Matthias das Haustor und sinkt an der Bank nieder. Anna bemerkt den Mann und kommt herbei. Mitleidig sieht sie in das bleiche Gesicht des Fremden. „Was habt Ihr?" Sie erkennt mich nicht mehr, denkt Matthias. „Einen weiten Weg habe ich hinter mir und ich glaube, eine alte Wunde, noch vom Krieg her

so einfach, doch Matthias weiß, er wird sie fein Leben lang im Ohre behalten. Gleich wie damals steht er da, als sich das heiße Eisen in seinen Körper grub. Er zitiert, wie der Stamm der Fichte zittert, an die der Holzfäller mit der Axt klopft um den frischen Klang des Holzes zu hören. Nr. 42 Sette 3 Der lublasser-Erbhof in Matrei in Osttirol Hier ist meine Heimat Besuch in Osttirol Von der Straße nördlich bei Oberlienz führt ein steiler Steig durch hellen Wald zur Höhe. Wie aller Welt entrückt fühlt

20