er nach einem Briefe, der am Nachmittage gekommen ist und den er erst siebzehnmale gelesen hat. „Liebster Vater, Du glaubst gar nicht, wie betrübt ich bin, daß Du nicht zu meiner Ver lobung kommen willst. Auch Lucie ist ganz unglücklich, denn sie hat längst erkannt, daß du der prächtigste Mann der Welt bist.' „Na, na, nai' macht Ehrenfried, dann liest er weiter. „Und aus welchem Grunde kommst Du nicht? Du mußt Orgel spielen. Sich mal, lieber Vater, ee ist ja recht schön, pflichttreu zu sein, aber was zuviel
ist, ist zuviell Daß Du jetzt keinen Kollegen zur Vertretung be- *) Zu deutsch: In Abwesenheit. kommst, sehe ich ein; aber Du hast Dich doch seit Jahren mit dem Steinhuber Karl ab gequält, daß er Dich mal Sonntags auf der Orgelbank vertreten kann. Und der spielt doch schon ganz hübsch. Etwas verstehe ich doch auch von der Musik (hier muß der Chren- sried zwei Minuten lang husten), und die Reimannsche Messe hat der Steinhuber, als ich das letztemal zu Haufe war, tadellos ge spielt (hier grunzt der Ehrenfried
, wie wir größer waren, als Studenten bekneipt hatten. Immer zusammengehalten! Immer gegen die Weiber, denn das sind Philisterl Wär auch noch schöner! Gelt, Junge, wir zwei — na, ich sage schon, uns kann keine!' „Es geht natürlich nicht, daß Du an mei nem Derlobungsabend so ganz trocken allein zu Hause sitzest. Also schicke ich dir anbei den Stoff zu einem kleinen Knipp (Schwips), da mit Du wenigstens in abfentia meine Ver lobung kräftig begießen kannst. Trink mal auf mein Spezielles! Und auf Lucies Spe
Bescheid tun. .Prosit, Vater', würdest du sagen, .prosit ex'I' Und Herr Ehrensried macht mit dem Glase seines Sohnes „ex', während er aus den Gläsern seiner Schwiegertochter und Tochter nur zwei oder drei Tröpslein nippt. Dann wendet er sich nach dem Lehnstuhl. „Na, trink mal, Mutter! Pröstchen! Feste, immer feste, wirst ja nicht gleich 'n Kopf krampf kriegen, — mußt nicht so nuppcln, — ziehn — feste, — denk halt,'? wär Kaffee — w^ißt ja: „Trink, Mädel, trink! Kostest du Rebenblut, Küßt du nochmal
wieder aus. „Nu Mutter, nu Mutter, was sst denn mit dir los? Gefallen bist«? Ach je, ach je, der ganze gläserne Schleier kaput? Alles wegen einem unschuldigen Witz«? Siehste, Mutter, so bist«? Immer gleich aus'n Häusel! Ru setz dich nur wieder! Junge, Junge, das war bloß gut, daß das dir oder mir nicht passiert ist. Da rvird's gleich heißen, der Wein wär' schuld. Ne, Mutter, was machst du für Ge schichten! Auf den Schreck müssen wir mal trinken.' Und er geht ans Fenster und 'holt eine neue Flasche. Draus schenkt