von B» v. d. Lancken. Helene warf den Kops zurück. „Mütterchen, meinst du fm Ernst, daß Oskar mich vergessen hat, daß er einen Trennungsstrich unter alles gewacht hat?" Es wurde Frau Grevis sehr schwer, ihrer Tochter zu sagen, was sie zu sagen für ihre Pflicht hielt. „Sei vernünftig, mein armes Kind und höre mir mal ruhig zu und sei nicht empfindlich. Solche Partie, wie der Justizrat Buhrorv wird sich dir nie wieder bieten. Es wäre wohl besser gewesen, wenn das jetzt noch nicht an dich herangetreten wäre. Mer
einmal mußt du dir doch klar machen, daß Flemming dich wirklich vergessen, dich nie so ehrlich geliebt hat." „Mutti!" — Lene streckte die Hand gegen die Mutter aus und wimmerte leise. „Ja, mein Kind, es ist doch nun mal so. Wenn ein Mann ein Jahr lang nichts von sich hören läßt — ach, wir haben ja Mai, und es ist länger als ein Jahr — wenn er dir nicht mal seine Adresse angegeben hat, dann, meine Tochter, dann hat er dich vergessen, oder will nichts mehr von dir wissen. Und nun denke, wenn du vielleicht
bald mal von seiner Verlobung hörst, dann wirst du dich doch ärgern und schämen, daß du so etivas Gutes um eine Jugendtorheit beiseite geschoben hast." Lene saß da, zerknirscht, ernüchtert, verbittert. Es war, als ob ihr Schuppen von den Augen gefallen. „Und dann, Kind, ihr habt euch ja gar kein Wort ge geben und keine Treue gelobt. Er ist doch nicht gebunden, so wenig wie du. Also sei verständig, Liebling — und glaube, deine Mutter rät dir schon gut, und willst du noch einen anderen Rat hören, geh