DIE ZEITUNG AM SONNTAG -11. April 1993 Brigitte Mair - „Aufzeichnungen" einer Cedichteschreiberif ra oNss a E 11 Wegg Das Chamäleon aus Zeitgenossen schreibt ihr habt wieder ein motiv es ist krieg Weggenstei ns fra.' % lo.^nn ^■-;'ax04? '• !ju Bozen/Völs Elf Fotos liegen auf meinem Schreibtisch. Bunt oder schwarz weiß: Brigitte, Zunge frech her ausgestreckt, beim Klettern, im Gespräch. Brigitte alleine, Brigitte mit Hund, Brigitte mit Siegerpo kal. Brigitte mal elf und auf jedem Foto ganz
“ des Daseins, die Kurzlebigkeit, das sind dann auch schon einige wichtige Themen, welche die junge Autorin beschäf tigen. Ich solle, darauf macht mich Brigitte Mair gleich zu Beginn un seres Gespräches aufmerksam, solle doch ja schreiben, daß sie in Wirklichkeit anders ist, als sie scheint, als die ich sie gesehen habe! Könnte ich sie denn über haupt anders präsentieren, als sie mir persönlich erschien? „Alteri- tär“ sei der rechte Begriff, meint Brigitte. Und setzt mir orakelhaft ein elftes Gebot
: Du sollst Dir kein Bildnis von Deinem Nächsten ma chen ... Menschen sind, wie Menschen sind Brigitte Mair ist tatsächlich in gewissem Sinne „anders“ als viele Menschen, aber ihr Lebenslauf recht normal. Fünfundzwanzigjährig, hat sie eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder, einen Hund „Strolchi 2“, der schon im Grei- senalter steht und so schwerhörig ist, daß man ihm ins Ohr brüllen muß, damit er überhaupt noch rea giert, und zwei Wellensittiche, Pip pin (wie der Frankenkönig) und Pippeline
und spielen. Maler, Schreiber treffen sich hier, zum Plaudern, zum Diskutieren: Brigitte umgibt sich gerne mit kreativen Menschen. Fäkalienstil und Legosteine Brigitte Mair schreibt Gedichte, aber genaugenommen seien es ja „Aufzeichnungen“. Prosa liege ihr nicht, über reine Gefühlsduselei komme sie da nicht hinaus, ein „Krampf“, geht einfach nicht. Veröffentlicht spärlich bis gar nicht, hat auch vorerst nicht im Sinn, ein Buch zu verfassen, ihr Kontakt zum Publikum besteht - bislang - ausschließlich
, daß sie nur noch in einem bestimmten Licht erscheinen, Arbeit ist halt „Arbeit“, obwohl „Arbeit“ soviel Verschiedenes sein kann, Schule verbindet man mit Mühe und Streß und dem Wunsch nach Ferien, da bei können dieselben Wörter, an ders verwendet oder sogar einfach durch Veränderung ihres „Stamm platzes“ in Sätzen, ganz etwas an deres bedeuten. Darauf will Bri gitte Mair aufmerksam machen, will zeigen, wo der „Hund begra ben liegt“, die „Sch ..., in der wir alle stecken“. Und besonders