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Pagina 7 di 16
Data: 16.04.1916
Descrizione fisica: 16
und blank her; es hatte aber schwe res Geld gekostet und den Besitzer einigermaßen in Schulden gestürzt. In dem neuen, freundlich blickenden Gartnerhause wohnten nur fünf Leute: der verwitwete Bauer, sein einziges Kind Jo hanna, ein zartgebautes, helläugiges, lichtes Mäd chen, ein Knecht und zwei Mägde. Das Ebner haus beherbergte mehr Menschen. Außer dem Bauer und seiner Gattin, die er in zweiter Ehe geheiratet hatte, waren zwei Söhne da, Leopold, und Friedrich mit Namen, das Gesinde bestand aus fünf

Knechten und sechs Mägden. An den beiden Knaben fiel die merkwürdige Unähnlichkeit auf. Größeren Gegensatz zwischen den Kindern des gleichen Vaters konnte man sich nicht denken, als zwischen den BrüdernLeopold u. Friedrich. Ob wohl nur anderthalb Jahre älter, war Leopold doch um mehr als Kopfeslänge höher als Friedrich, er war grobknochig, stark gebaut, hatte ein struppiges schwarzes Haar und eine mehr als dunkle, fast iaftanknüxaune Hautfarbe. Drei schwarze Tup fen an den Wangen verunstalteten

als scharf aus- Mprägte Muttermale sein kantiges Gesicht. An Friedrich, dem jüngeren, hingegen erschien alles weich und geschmeidig, seine Hautfarbe war licht, sein Gesicht frisch wie Milch und Blut, unter den hellblonden, gekrausten Haarlocken strahlten zwei himmelblaue Augen. Auch war der Jüngere gei stig regsamer und lebhafter, während den Aelteren eine große Gutmütigkeit auszeichnete. Leopold konnte keinem Tierlein etwas zu leide tun, er zeigte sich dienstfertig gegen jedermann und half

mit seinen starken Armen immer zu den Schwä cheren. Nur wenn ihn sein aufbrausender, wil der Jähzorn fortriß, schlug er sinnlos drein und alles, was unter feine Fäuste kam, trug blaue Beulen davon oder ging zu Scherben. So ungleich das Wesen der beiden Knaben, so ungleich war auch ihre Behandlung. Friedrich wurde von Vater und Mutter verhätschelt und geschont, Leopold «aber mit Arbeiten und Aufträgen überbürdet. Wollte er einmal gleich anderen Kindern spielen, so mußte er das Spielzeug gleich hergeben

, wenn der jün gere Bruder Verlangen darnach äußerte. Die Strafen bekam immer Leopold, mochte das Ver gehen noch so offenkundig auf Seite Friedrichs lie gen. Dem Jüngeren wurden alle Leckerbissen zu gesteckt, während der Aeltere mit sehnsüchtigen Augen leer ausging. Es hieß immer, der Aeltere müsse der Gescheitere sein, der Aeltere müsse nach geben und für den Jüngeren ein Muster bilden. Selbst in der Kleidung wurden sie ganz ungleich gehalten. Friedrich hatte ein Gewand aus weichem, feinem Tuch

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Pagina 4 di 16
Data: 06.08.1916
Descrizione fisica: 16
Zeile 4. Nr. 31. gegen deinen Wunsch geht; dich beleidigen oder dir trotzen will ich gewiß nicht." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging langsam hinaus, der Alte lärmte wütend hinter ihm drein. — Beim Hannele machte Leopold nur einen kurzen Besuch, und es gelang dem Mädchen nicht, die Sorgen des jungen Mannes vollkommen zu zerstreuen. Auch der Schulmeister im Torf, bei dem Leopold später zukehrte, vermochte nicht, die Sorgen des jungen Mannes vollkonunen zu zer streuen. Erst der Pfarrer

, zu dein der Schulmei ster ihn führte, überzeugte ihn mit triftigen Gründen, daß die Drohungen des Vaters eitel feien und nicht gefürchtet zu werden brauchten. Die Ehe hintertreiben könne der Waldebner nie und nim mer, erklärte der Seelsorger, und vor dem Fluch des Vaters dürfe sich Leopold nicht ängstigen; denn ein ungerechter Fluch, ein Fluch gegen einen Un schuldigen, habe keine Wirkung, sondern verkehre sich in Segen, wie Gott selber es in der Heiligen Schrift mehrfach andeute. Erleichterten Herzens ging

der Bursche mit dem Schulmeister fort und blieb bei diesem über Nacht. Am nächsten Tage fand schon das Vrautexamen und der feierliche Handschlag zwischen Leopold und de--- Hannele stakt. Das Hannele hatte eine umso ßi. tzere Freude, als es auch den Leopold ganz heiter und frohgestimmt sah. Wie ein Lauffeuer ver breitere sich die Kunde von der Verlobung durch die ganze Gemeinde Fast überall beurteilte man die Verlobung wohlwollend; die Vurfchen, welche einst feindselig gegen_ den Leopold

gewesen waren, wünschten ihn aufrichtig Glück, und die Mädchen wußten nur Gutes von ihm zu sagen. Einen förm lichen Stolz hatte der Tischler-Jörg, bei dem der Leopold während seiner Brautzeit Aufenthalt nahm; nur etwas verdroß den Tischler, nämlich, daß sein Neffe die abendlichen Wirthausbesuche mit chm und dem Uhren-Christl nicht mitmachte. Einzig im Waldebnerhause rief Leopolds Ver lobung Mißgunst und heftige Zornausbrüche her vor. Gleich am nächsten Morgen lief der Wald ebner zum Pfarrer, um Einspruch gegen die Hei

rat zu erheben; aber der Pfarrer hielt ihm mit strengen Worten sein unväterliches Betrage:: gegen den älteren Sohn vor und erklärte ihm, daß er mit keinem Mittelmmstande sei, dem Leopold die Ehe zu verlnehren. Zornglühend wandte sich der stolze Bauer an den Gemeindevorsteher; aber auch dieser war nicht zu bewegen, einen Schritt gegen die Heirat zu unternehmen. Nun rannte der Waldebner auf die Bezirkshaupiinannschaft; allein dort erlebte er eine so gründliche Abfuhr, daß er halb krank

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Pagina 5 di 16
Data: 21.05.1916
Descrizione fisica: 16
sich wieder in ihre Kammern zurück, um wei ter der Ruhe zu pflegen. An diesem Vormittag hatte der Waldebner mit seiner Gattin eine längere Unterredung. Beide -Ehegatten waren überzeugt, daß ihrem Liebling, dem Friedrich, eine schwere Gefahr drohe. Aus all dem, was der Tischler in seinem Halbrausche herausgeschrien hatte, konnte man sicher schließen, daß der Leopold zu einer Gewalttat aufgestachelt worden war. Er schien seit einigen Tagen noch düsterer und verschlossener geworden zu sein, und wenn ihn der plötzliche Grimm

ein munteres Liedchen. Am nächsten Morgen ver ließ er das elterliche Haus, ohne von seinem Bru der Abschied zu nehmen. III. Leopold hatte keine Ahnung davon, daß der Bruder seinetwegen hatte fortgehen müssen. Wohl war ihm von dem heftigen Auftritt zwischen seinem Vater und dem Vetter Jörg erzählt lvorden und der plötzliche Weggang des Bruders schien ihm damit in Verbindung zw stehen. Als aber der Vater er klärte, Friedrich sei in die Stadt gezogen, um sich weiter in den landwirtschaftlichen Fächern auszu

bilden, gab er sich zufrieden und forschte der An gelegenheit nicht mehr nach. In der nächsten Zeit suchte Leopold auf den Rat des alten Schulmeisters ein besieres Verhältnis mit seinem Vater anzu bahnen. Er zeigte dein Vater in allen Stücken seinen guten Willen, kam den Wünschen desselben überall entgegen, ertrug das rauhe Benehmen des Alten geduldig und hielt soviel es ihm möglich war, den Zorn und Unmut nieder. Von früh morgens bis spät abends war er unermüdlich tätig und er bewies ebenso

sich, als ob ihm die Benennung gleich gültig wäre. Merkwürdigerweise gewann der Spitzname immer breiteren Fuß und schließlich wurde Leopold fast allgemein der Esau genannt. Ins Wirtshaus ging Leopold nie, aber jeden Sonntag kehrte er bei den Schulmeistersleuten zu. Tort fand er immer eine herzliche, warme Auf nahme, manch guten Rat und viel freundliche Zu sprache. Auch den Vetter Jörg besuchte er aus ver wandtschaftlicher Neiaung hin und wieder. Er ließ sich jedoch in keine Auseinandersetzungen mit dem Tischler

ein; wenn der Uhren-Christl hinzukam, empfahl er sich rasch und ging fort. — Andere Freundschaften hatte der Leopold keine. Er schätzte zwar den Nachbar Walogartner hoch, aber in dessen Haus kam er selten und nur wenn er notgedrun- gen mußte. Zwischen ihm und dem Waldgartner- haus hatte sich seit dem Herbst eine Kluft aufgetan, die unüberbrückbar schien. Wohl grüßte das Wald- gartner Hannele, wieder freundlich, aber in dem Ton ihrer Stimme lag nicht mehr die Hingebung und Güte von ftüher, auch glaubte er zu sehen

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Pagina 5 di 16
Data: 10.09.1916
Descrizione fisica: 16
das Wort gebraucht. — Aber jetzt ist der Disput zu Ende. Pold, Schwestersohn, gelt der Rat meines Freundes leuchtet dir ein und ich darf die Holz hacker aufdingen? Ich biet' jedem fünf Gulden." „Und mein ganzer Reichtum besteht gegenwärtig in zwanzig Gulden: damit kannst viel Arbeiter aufdingen!" sagte Leopold mißmutig. „Wenn's nur daran fehlt," meckerte der Uhren- Ehrisil, „ist leicht zu helfen. „Ich bin zwar kein Kapitalist und noch weniger ein Geldmann, aber etliche Zehner, oder sozusagen hundert

Gulden bab' ich immer vorrätig. Die leih' ich auf kurze Zeit und auf ein ehrliches Gesicht gern her, weil ichbof- sen kann, daß ich sie bald wieder bekomme. Wenn's dir recht ist, nnv~r:: Mann, Tarnen wir gleich den Schuldschein schreiben, dann zähl' ich dir die Bank noten auf die Hand." „Greif' zu,. Pold, greif' zu", mahnte der Tisch ler, „ein so günstiges Angebot kriegst nimmer." Leopold stierte düster vor sich hin und regte kein Glied. Nach einer Weile seufzte er: „Ich bin immer ein armer Teufel

hockst, oder wenn du als abgehauster Bauer von der Waldeben herunterkugelst und mit deinem Weibe betteln gehen mußt?" „Still, Vetter, du brauchst mir nichts vorzu halten! Ich weiß schon selber, was mir blüht." donnerte der junge Mann. — Nach einer Weile düsteren Hinbrütens stand er aus und schritt lang sam zur Türe. Dort wandte er sich noch einmal um und sagte: „Ich will mir den Plan gut überlegen; morgen komm' ich wieder." „Hä, hä, hä, ein spassiger Heiliger," nörgelte der Uhrmacher, als Leopold

in der Waldeben, dem alten Schinder zum Trotz: das ist auch etwas wert. Wir müssen dem armen Jungen Helsen, mag es geh'n, wie es will." - Sie trabten miteinander zum Rößlwirt hin über. Unterdessen wanderte Leopold, in tiefes Nach denken versunken, nach Hanse. Anfangs hatte er den Schulmeister fragen wollen, was er*zum Rate dl's Uhrenmachers sage. Doch schnell aab er diese Absicht auf. Der Lehrer würde das. Unternehmen bestimmt mißraten und dann war' man nicht mehr . frei. Auch könnte die Behörde

durfte, daß ihn das Hannele liebe, Achtung hatte es ihm bis jetzt doch entgegen bringen müssen. Wenn er nun auch sein Ansehen, seine Achtung beim Hannele verlor, das war schrecklich, das war unerträglich! Und doch, und doch, das Hannele durfte keine Bettlerin werden, sein Hof, seine Heimatstätte mußte gerettet werden, koste es, was es wolle. Auf sich durste er nicht schauen; was ihm bevorstand, das war gleichgültig, wenn nur dem Hannele Schande, Elend und Not erspart blieben! So strubelte Leopold

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Pagina 5 di 16
Data: 17.09.1916
Descrizione fisica: 16
über unfern Tür ban m fetzest, reck' ich dir die Ohren." Friedrich raffte sich schnell vom Boden auf und lief, ohne ein Wort zu sagen, heimzu. Erst als er fünfzig 'Schritte fort lvar, drehte er sich um und .schrie: „Du Hundling, das sollst du mir büßen, oas bleibt dir nicht geschenkt." - Eine Stunde später war Leopold im Dorfe un ten bei feinem Vetter, dem Tischler Jörg, und er klärte, daß er mm fest entschlossen sei, trotz des Verbotes der Obriakeit einige hundert Stämme im Bannwald zu fällen

sich fast bis an das Waldebnerhaus; dort, an der äußersten Grenze, standen auch die schönsten Stämme. Leopold ging aber davon ab, an jener Stelle den Kahlschlag vorzunehmen, teils um den Vater nicht über die Maßen zu reizen, teils auch, weil es Schwierigkeiten beim Wegschaf fen des Holzes geben konnte. Nach längerem Hin- und Herraten beschloß man, dort, wo die beider seitigen Feldgrenzen zusammenstießen, den Strei fen zu schlagen. Zwar ging dort manches junge Stämmchen beim Fall der alten Bäume zugrunde

, aber man erzielte auch dort eine schöne Ausbeute, und auf Schonung des Waldes konnte man bei einer solch' überhasteten, beinahe räuberischen Ar beit ohnedem nicht sehen. Mochten sich jene die Schuld zuschreiben, die einen regelrechten Nutzschlag verhindert hatten. Leopold zeigte an diesem Abend eine Entschiedenheit und einen Mannestrotz, daß die beiden anderen darüber erstaunten. Dem Uhrmacher gefiel das Unternehmen immer bester, er kicherte boshaft vor sich hin und zählte dem jungen Maldgartner hundertzwanzig

Gulden auf die Hand, wofür dieser einen Schuldschein unter schrieb. Der Tischler Jörg versprach, die nöt'gen Holzarbeiter aufzudingqn und morgen abends an Ort und Stelle zu bringen. Man bestimmte das sogenannte Kreßbrünnl im untern Bannwald, wo man Zusammenkommen sollte. Den ganzen folgenden Tag strich Leopold im Walde herum, maß die Abstände zwischen Den ein zelnen Bäumen und Baumgruppen zeichnete manche Stämme besonders an, umspannte sie mit den Armen und betrachtete ihren Neigungswinkel. Ost ging

ein tiefschmerzlicher Zug über sein Gesicht und er stöhnte leise, aber dann knirschte er wieder mit den Zähnen und sagte grimmig: „Es nützt nichts, ich bin gezwungen, Not bricht Eisen. Jetzt ist mir alles gleich, mag die ganze Waldeben zugrunde gehen." Als die Sonne hinter dem Walde versank und der Abend seine glühenden Rosen auf den Seebach gletscher malte, stieg Leopold in den Grund hinab und schritt dem Waldgartnerhause zu. Tort nahm er einen kräftigen Imbiß, schnürte seine bes seren Kleider in ein Bündel

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Pagina 5 di 16
Data: 28.05.1916
Descrizione fisica: 16
O Wald, in träumender Ruh, kä. Wie sonnig, wie wonnig bist du!" Er sprang wieder auf, fasste den Jüngling an den Schultern und sagte mit leuchtenden Augen: „Leopold, so gefällst mir jetzt doppelt. Weißt, es sind die besten Menschen, die in der schönen Gottesnatur ihre Freude und Kurzweil suchen. Tie Natur mit ihrer großen Einsamkeit macht den Menschen still, innerlich, tief und gut. — Freilich darf dabei der Herr der Schöpfung nicht vergessen werden, von dem alle Pracht und Herrlichkeit

; aber er lenkte seinen Blick auch hinaus in die weite.Gotteswelt, zeigte ihm die Lage der Berge, die Licht- und Schattenwirkungen der Sonne, mackte ihn auf allerhand Naturerschei nungen aufmerksam,, die dem Waldebnersobn bis her entgangen waren. So wurde der Blick des Jünglings erweitert, und er vermochte jetzt erst all die Reize und die stillen Heimlichkeiten des Bannwaldes ausmkosten. — Sommer und Herbst verflossen. Im Winter lieh der Schulmeister dem .jungen.- Mann Bücher, aus denen Leopold

, Friedrichs Mutter, tat halb närrisch. Am Morgen nach Friedrichs Heimkunft traf sie den Leopold allein in der Stube und sogleich begann sie zu schelten: „Du, du bist schuld, daß alles Unglück über den Friedrich kommt und daß er jetzt gar noch unter die Soldaten muß." Leopold wurde glührot und die Ader auf seiner Stirn sckwwll dick an; aber er mäßigte sich schnell und sagte ruhig: „Wenn ich schon an manchen Dingen schuld bin, so begreife ich dock rein nicht, wie ich eine Schuld haben sollte, daß Friedrich

sagt das?", schnaubte Leopold. „Die ganze Gemeinde hat seinerzeit davon ge redet, daß du dem Friedrich nachstellst, daß du ihn zu einem Krüppel schlagen oder gar umbringen willst. So was trauen dir alle Leute zu." Leopold wurde aschfahl und zitterte wie eine Rute. Erst nach einer Weile sagte er dumpf: „Ich hätt' es mir nicht im Traum einfallen lassen, daß die Leute so schlecht wären und alles auf einen Menschen drauflegen könnten. Nein, nein, Mutter, du darfst ganz ruhig sein. Der Friedrich

' er haben, daß er seine Sache in Ordnung bringen kann. Aber bei dem Schnee kommt nie mand hinunter nach Gladenzell und niemand her auf. O ist das ein Elend!" Sogleich stapfte der Waldcbner ins Nachbarhaus hinüber, Leopold, Friedrich und die Knechte folg ten ihm auf dem Fuße. Drüben herrschte Rat losigkeit und Verwirrung. Das Hannele und Ur sula. des Vaters Schwester, weinten, die Mägde liefen planlos hin und her. Alle Versuche des Waldebners, dem Nachbar Mut zuzusprechen und ihn aufzurrchten, scheiterten. Der Kranke

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Pagina 4 di 12
Data: 21.09.1924
Descrizione fisica: 12
auf das strenge Ordensleben und be sonders forderte er Hebmrg der wissenschaftlichen Bildung der Geistlichen. Durch diese Reformen machte sich der Papst aber nachgerade die ganze Welt, wie sie dazumal einmal war, zum Feind, nicht zuletzt den Kaiser Heinrich IV., der soweit ging, den Papst selbst zu be kämpfen. Der Kampf wogte aus und nieder, die Herzoge und Fürsten stellten sich meist auf Seite des Kaisers, die damals sehr mächtigen Bischöfe auf Seite des Papstes. Herzog Leopold, anfangs schwankend, stellte

sich schließlich auf Seite des Papstes und wurde dafür seines Lehens (Landes) durch den Kaiser verlustig erklärt. Der Böhmen herzog rückte in das Land ein, um es zu besetzen, jedoch vergebens; nach Verwüstung der Gegenden mußte er sich ohne dauernden Erfolg nach Böhmen zuriickziehen. Unter seinem Sohne Leopold III., dem Heiligen, fand der erste Zug ins hl. Land statt, der erste Kreuzzug zur Befreiung der heil. Stätten aus den Händen der fana tischen Anhänger Mohammeds (der Mohammedaner). Der glanzvolle Zug

nahm seinen Weg von Deutschland der Donau nach abwärts durch die Ostmark und Ungarn. Leopold selbst konnte nicht teilnehmen, weil er zuerst die Verhältnisse in seinem Lande ordnen wollte. Er nahm aber an der ritterlichen Bewegung tätigen Anteil und gerade die Kreuzzüge veranlaßten ihn, seine Residenz von Melk nach dem Kahlenberg bei Wien zu verlegen. Durch seine Ehe mit der Witwe des Herzogs von Schwaben, die eine Schwester Kaiser Heinrichs V. war und ihrem zweiten Gemahl noch 18 Kinder schenkte

übertragen wurde. Als Ersatz erhielt aber der Babenberger Heinrich in einem Privilegium ganz außerordentliche Rechte, die kein an derer Reichsfürst besaß in bezug auf Nachfolge und Erb recht, Gerichtsbarkeit und Kriegsdienstverpflichtungen; dieses Privileg ist das Grundrecht Oesterreichs. Ein großer Schritt zum Wachstum des Herzogtums Oesterreich wurde unter Leopold V. Sohn Heinrich Jasomirgott imternommen, die Vereinigung des Herzog tums Steiermark mit Oesterreich. Durch die früheren Babenberger bereits

angeregt, übermachte der kinderlose, am Aussatz kranke, letzte Herrscher der Steiermark, Ottokar IV., vor seinem Tode seinen Besitz mit Genchmi- gtmg des Kaisers seinem Verwandten Herzog Leopold V. von Oesterreich. Dieser selbe Leopold beteiligte sich auch am dritten Kreuzzug unter Führung Kaiser Friedrich . Barbarossas im Jahre 1189. Dieser Kreuzzug fiel jedoch ungünstig aus. Der alte Kaiser fand in Kleinasien im Flusse Saleph beim Durchzug den Tod. Herzog Leopold aber wurde kurz daraus vom englischen

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Pagina 5 di 16
Data: 01.10.1916
Descrizione fisica: 16
er leide". Ssau und Äakok». Eine Erzählung von Reimmichl. (Nachdruck verboten.) In Freundsberg unterbrach das Hannele die Reise und begab sich zum Gericht, um den Leopold aufzusuchen. Zu seinem Schrecken erfuhr es dort, daß der Mann am Tage vorher mit dem Tischler und dem Uhrenmacher zum Landesgcricht nach Landstadt überführt worden sei. Nun wollte das Hannele gleich wieder umkehrcn und zum Gatten nach Landstadt fahren; aber der Richter erklärte mit Bestimmtheit, der Weg sei umsonst

, vor der Verhandlung werde kein Besuch zugelassen. So blieb dem Hannele nichs übrig, als nach Hause zu gehen. Weinend kam es am Abend zum Schul meister in Gladenzell. Dieser, empfing es mit väterlicher Teilnahlne. sprach seine Freude über die glückliche Heilung aus und suchte es auf alle Weise zu trösten. „Schau,- Hannele," sagte er, „das Unglück ist nicht so groß. Allerdings hat sich Leopold eine Gesetzwidrigkeit zuschulden lammen lassen und sich in gewaltsamer Art Selbsthilfe verschafft. Wenn er mich um Rat

nur, naß Leopold und die andern zwei eingezsgen wurden und daß sie gar vors Landesgericht sollen. Jedenfalls plant man eine scharfe Untersuchung, um alle Teilnehmer heraus zubringen. Anhaben wird man ihnen nicht viel können, aber in Schrecken setzen will man sie. Vielleicht kommt es gar nicht zu einer Gerichtsver handlung und wird die kleine Strafe von der Bezirkshauptmannschaft diktiert." „Es ist schon genug, wenn der Leopold nur ein paar Tage eingesperrt wird. Er bringt das sein Lebtag nicht mehr

, aber vorsichtig mußt sein dabei; denn dein Brief wird jeden falls vom Gericht aufgemacht und vorher gelesen." „Mein Gott, dann kann ich ihm nicht mitteilcn, was mir am Herzen liegt, dann ist alles umsonst, dann schreibe ick lieber gar nicht. . . . Lehrer, ratet mir, was ich anstellen soll. Ich Hab' den Pold, als er das letztemal im Spitale war. eine böse, nein eine unüberlegte Rede gegeben, die ihm furchtbar wehe getan hat." „Es wird so arg nicht gewesen sein. Uebrigens hat Leopold schon mehr ausgehalten

schauen, daß du ganz gesund und hergestellt bist, wenn Leo pold zurückkommt. Tann hat er die größte Freude. Ich fahre in ein paar Tagen nach Landstadt wegen des Weidcrechtsprozesses; da werde ich mir alle Mühe geben, auch zum Leopold zu kommen, und werde ihm mitteilcn, was du mir gesagt hast. Kannst dich verlassen, daß ich ihm alle Zweifel und Aengsten erleichtere. Vielleicht bringe ich ihn gar mit nach Hause." „Lehrer, Lehrer, wenn Ihr das imstande seid, wenn Ihr das tut

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Pagina 4 di 16
Data: 25.06.1916
Descrizione fisica: 16
Leite 4. Nr. 25. Am Abend, als Leopold den Vater allein in der Stube wußte, trat er zu ihm hinein und bat ihn demütig, zerknirscht, beinahe in kindlicher Innig keit und Verzeihung. Der Alte blickte finster vor sich hin. Da Leopold nicht nachließ, um ein gM- ges Wort zu flehen, sagte er endlich kalt: „Wenn du schon deine Hand gegen den eigenen Vater erhebst, ist niemand mehr sicher vor dir." „Es ist rein nur im jähen Zorn geschehen, und ich Hab' nicht gewußt, was ich tue. Ich will mir's

an seinem Zorn und dachte nur an die Bestrafung des Soh nes. Er hatte schon einen Entschluß gefaßt, doch zögerte er noch mit der Ausführung. Aber seine Frau, Leopolds Stiefmutter, hetzte und schürte solange, bis er alle Bedenken fallen ließ. Arn Sonntag ging der Waldebner in den Markt Freundsberg hinab zu einen: Notar und richtete ein Testament auf, worin er Friedrich, den jün- gern Sohn, zu seinem Nachfolger und zum Hof- erben ein setzte, während Leopold, der ältere, nur mit einem zugestutzten Pflichtteil

bedacht wurde. Das Testament blieb vorläufig ein Geheimnis; einzig die Gattin des Bauers wußte darmn. V. In der nächsten Zeit änderte sich das Verhält nis Leopolds zu seinem Vater insofern, als der Alte den Sohr: nicht mehr grob anfuhr und aus schalt, sondern immer etwas Eisigkaltes, Abwei sendes gegen ihn hervorkehrte. Wie schwer der Bursche darunter litt, merkte an: besten des Nach bars Hannele. Es schaute ihn oft mitleidig an und sagte weich: „Bist ein Häuter, Leopold; ivenn ich dir grad helfen

es nicht verscherzen, in dem er hob - Ansprüche stellte und sich vielleicht das Mädchen dadurch ganz entfremdete. So dankte er dem Hannele nur immer für seine Teilnahme und ging dann traurig fort. Einmal war er abends mit mehreren Dienstboten im Nachbar hause. Ta sagte ein Knecht halb in: Spaß, halb im Ernst: „Pold, du mußt das Hannele heiraten; dann gibt es einen großmächtigen Hof in der Waldeben, und du kriegst die schönste Bäurin weitum." Der Leopold wurde glührot; da er zugleich sah, wie das Hannele

der Waldebnersohn, dann rannte er zur Tür hinaus. Das Hannele schaute ihm betroffen, fast er schrocken nach. Von diesen: Tage an war es zu rückhaltender gegen den Burschen, doch erzeigte es ihm innner viel Güte und Freundlichkeit. Je n:ehr Leopold sein Gefühl für die Nachbars tochter zu verbergen strebte, desto mächtiger wuchs es empor und schließlich nahm es sein ganzes Herz ein. Leopold suchte seiner Liebe dadurch genug zu tun, daß er sich ganz für das Hannele opferte und ihn: jetzt noch mehr Gefälligkeiten

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Pagina 5 di 14
Data: 13.09.1931
Descrizione fisica: 14
Lo-esfälle im Haufe Habsburs. Erzherzog Leopold Salvator ist am 4. ds. in einem Sanatorium in Wien im 68. Lebensjahre an einer Lungenentzündung gestorben. Erzherzog Leopold Salvator hatte im k. u. k. Heere den Rang eines Generalobersten inne und war durch mehr als 14 Jahre General-Artillerieinspektor sowie im Kriege der oberste Chef des „Roten Kreuzes". Unter seiner Leitung erfolgte der Ausbau der Artil lerie zu einer modernen Waffe, die den Vergleich mit allen ausländischen Artilleriewaffen

. Der Krieg hatte seine beiden Aeltesten, Rainer und Leopold, von der Schulbank weggeholt; ihrem eigenen Wunsch ent sprechend, hat der Vater für sie verlangt, daß keine Ausnahme für sie gemacht werde. Beide taten sich durch außergewöhnliche Tapferkeit hervor. Keine Ausnahme, das hatte schon von der Schule aus für die Söhne Leo pold Salvators gegolten. Sie genossen öffentlichen Un terricht, mit Knaben aus dem Volke saßen sie auf der Schulbank und hielten ihnen treue Kameradschaft. Je der Habsburger

soll der Familientradition gemäß ein Handwerk erlernen. Die Söhne Leopold Salvators waren der Technik zugeschworen. Als Schlosser began nen sie. Daraus entwickelte sich eine Vorliebe und Be gabung, die in der Nachkriegszeit ihnen ihr tägliches Brot geben sollte. Erzherzog Anton, der jungvermählte Gatte der rumänischen Prinzessin, erhielt sich durch Er teilung von Flugunterricht, und sein Bruder Franz Jo ses ist für ein Automobilunternehmen tätig, während der jüngste Bruder Karl sich für den Jngenieurberuf vorbereitet

. Erzherzog Leopold Salvator gehörte zu den ersten, die die Bedeutung der Luftschifffahrt voraussahen. Seine Ballonaufstiege, oft, wie er scherzte, mit Kind und Ke gel, waren Jahre hindurch eine Wiener Sensation, nicht immer von der Hofburg allzu gern gesehen. Der alte Kaiser mußte sich erst an das Bild eines Erzherzogs mit Frau und Kindern im Luftballon gewöhnen. Immerhin gehörte dieser Erzherzog zu seinen Lieblingsvettern. Nach dem Umstürze hielt sich Erzherzog Leopold Sal vator in Spanien

vom Ableben des Erzherzogs Leopold Salvator bekannt geworden, meldet der Draht aus Budapest den Tod der Erzherzogin Jsabella. Das Herz der bereits im 76. Lebensjahre stehenden Erzherzogin hat die schwere Krisis einer Lungenent zündung nicht mehr zu überwinden vermocht und steht nun für immer still. Die verstorbene Erzherzogin war die Gemahlin eines der bekanntesten Mitglieder des Hauses Oester- , reich, des Feldmarschall Erzherzogs Friedrich, der im 1 „Kann ich dir in irgendeiner Weise behilflich

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Pagina 15 di 20
Data: 30.04.1920
Descrizione fisica: 20
Nachfolger wurde dessen jüngetev -ruber. Leopold der Glorreiche, der im Besitze von Steiermark ivar. Dieser schlug nunmehr seinen Sitz in Wien auf und er scheint, baß er dem Dichter minder gewogen ivar als dessen Meister Äetnmat; auch dürste Leopolds ernster religiöser Sinn der weltlich heitren Po ft* überhaupt abhold gewesen sein, so daß ftck das Leben am Wiener Hof weitaus fteud- und schmuckloser gestaltete In die Zeit deS Weener Aufenthaltes fallen nun drei Sprüche W Walther in einem der ältesten Tone

gesungen hat. Der eine ist eine rührende Bitte an den Herzog Leopold. wahrscheinlich borgetraaen. als dieser die Regierung in Oesterreich antrrr. Als kin durch den Tod Herzogs Friedrich Verwaister, steht der Dichter vor dem Tore der Öligkeit und er klopft vergeben? an. fs bs- sch?id?n auch seine Bitte war. Denn nicht um Ausnahme m den Dienst brnd*IL es sich, sondern nur um einen kleinen Beweis herzog- lichrr Gunst. Bitte an Leopold. Mir ist versperrt des Glückes Tor. Verwaist und arm steh' ich davor

gefunden hatte. In ihnen zeigte er sich als glänzender Herold des Deutschen Reiches, der für Kaiser und Saterland gesungen hat, um. von nationalem Geiste beseelt, all die Feinde zu bekämpfen, die nnft- natisnal waren, sei es innerhalb oder außerhalb des Deutschen Reiches. ' Im Jahre 1203 finden wir Walther abermals in Wien. Es war rn dem Jahre, als Leopold mit der byzantinischen Prinzessin Th.odara Ksmnsna Hochzeit hielt. Mitten in diesen Glanztagen trat de: Sänger in des Herzogs Saal, wo „ein reicher

Hofes, auf sich geladen hatte. Jubelnd preist er Leopold ob seiner verschwende- rischen Milde und dankt für erhaltene Gaben. Der gastliche Hoch Ob jemand lebt, der sagen kann» - Daß reich're Gaben er gewonnen, Als wie am stolzen Wiener Hof empfange«? Man sab den sunasn Fürsten geben, Als wollre er nicht länger leben. So ward mit Gut verfckwendrisch umgegang^p Er gap da nickt bei dreißig Pfunden Ns oi er's in dem Strrtzenstaub gefunden. Warf er das Silber hin nebst stattlichem G w^nd. An» zu gewinnen

gewesen, ihr wärt gefallen dort. Nun diesen Ruhm machte Leopold nicht zu schände», denn er kam einer der ersten Herrschertugenden nach, indem er mit volle» Händer gab, eine Mahnung für den kargen österreichischen Adel, mit dem Herzog in Bezug auf Milde zu wetteifern. Höfisches Berhatte». Als Leopold für den Kreuzzug gespart zu künftiger Ehre, Sparte der Adel mit. befolgend freie Lehre, Und hielt die Hand geschloffen, als dürfte sie mcht geben; Und so war's recht, der Ade! soll ja nach Hofbrauch lebe

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Pagina 6 di 16
Data: 30.04.1916
Descrizione fisica: 16
der Leopold finstere Gesichter. Tie Kunde von dem Naufhandel war schon in die Waldeben heraufgedrungen und alle Schuld wurde dem Leopold zugeschricbcn. In Gegenwart des Hausgesindes kanzelte ihn der Vater so grob und rücksichtslos herunter, als ob er einen Schulbuben vor sich hätte; kein gutes Haar ließ er an ihm. Der Sohn knirschte mit den Zähnen, aber er sagte kein Wort und zog sich bald in seine Schlafkammer zu rück. In der nächsten Zeit ging eine merkwürdige Veränderung mit den: Leopold

und ganz selten kam er mit dem Hannele allein zusammen. Aber es ge nügte ihm, tvenn er das Mädchen bloß sehen, wenn er einen Gruß, ein gütiges Wort oder ein freund liches Lächeln von ihm erhaschen konnte. Immer lieblicher und reizender erschien ihm das Hannele. Am Fronleichnamstage trug es bei der Prozession mit drei anderen Mädchen das Liebfrauenbild. Es war schneeweiß gekleidet, hatte einen flimmern den Kranz in den lichten Haaren unb glühte wie eine frisch aufgebrochene Blume. Ter Leopold mußte

so bliebe. Auch das Mädchen gab ihm keinen Anlaß zu heißeren Gefühlen, sein Benehmen war immer gleich, es tat freundlich und hilfsbereit, aber nie mals schmeichelnd oder zärtlich. Der Leopold ging jetzt an Sonntagnachmit tagen nie mehr auf die Kegelstatt oder in die Ge sellschaft der Burschen, sondern eilte nach dem Gottesdienste immer gleich nach Hause. Dort zog er ein schlechteres Gewand an und stieg in den Bannwald hinauf, legte sich droben unter einen uralten Vaumriesen in das Moos und träumte

sich tiefer herab, auf jedem Vorsprung hockte, gleich einem Schwalbennest, ein Häuschen mit weißumrahm ten Fliinmerfensterchen, aus dem roten, gelben Taldunst stach da und dort die Spitze eines Kirch turmes. Wenn der Leopold so mitten in der Wald- und Bergherrlichkeit drinnen lag, kam ein eigenartiger Friede, ein stilles Entzücken über ihn, der Wald wurde ihm förmlich zur Heimat und er liebte jeden Baun: wie einen Hausgenos sen. Oft blieb er bis spät in den Abend auf sei nem Ausguck sitzen

. Wenn dann das Abenddun kel über die Waldeben r hinzog und sie dann beim Waldgartner den Nachtrosenkranz begannen, horchte er gespannt. Traulich, harmonisch drang der Veterchor in den Wald herauf, eine Stimme aber tönte unter all den anderen frisch und hell, wie die einer Lerche, Hanneles Stimme. Er lauschte und lauschte und wie ein Engelssang kam ihm das Beten des Mädchns vor. So verging dern Leopold der Sommer in einem ruhigen Glück. Im Herbst kehrte Fried rich, sein Stiefbruder, nach Hause und nun wurde

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Alpenländer-Bote
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Pagina 6 di 16
Data: 22.10.1916
Descrizione fisica: 16
und ließen sich im Garten ge rade an jenem einsamen Tischchen nieder, an dem sie vor zwei Jahren als angehende Brautleute ge sessen waren. Das Hannele schasste ein reichliches Essen an, auch ließ es den besten Wein bringen. Während sie aßen, plauderte es in einem fort und suchte dein Manne alle Angst urid Scham wegen der Kerkerhaft auszureden. Es sprach so warm und eindringlich, daß es ihn nachgerade überzeugte. Dann schenkte es wieder ein und munterte ihn zum Trinken aus. Dem Leopold wurde immer

: „Vergelts Gott, Hannele, Vergelts Gott, Vergelts Gott, Vergelts Gott!" „Pold, heute ist's viel schöner als vor zwei Jahren, da wir Brautleute waren", flüsterte das Weibchen. Sie saßen bis spät nachmittags im Garten. Als Leopold endlich an den Heimweg erinnerte, sagte das Hannele: „Heute gehen wir nicht mehr zu Fuß, heute lassen wir einspannen und tun fahren wie bei un serer Hochzeit." „Um Gotteswillen, wo denkst denn hin?" tat er überrascht, „was würden die Leute von uns reden?" „Das Leutgerede kümmert

: dann wunderten sie aus dem gleichen Umwege, ans dem Leopold das Hannele einst heruntergetragen hatte, ums Torf herum und stiegen in die Wäldchen hinauf. Droben spähte Leopold scharf nach dem Bannwald hinüber, aber er konnte in der Finster nis nichts sehen. Auch plauderte das Hannele in einemfort so trautzärtlich, daß kein trüber Gedanke in ihm aufkam. Als sie sich dem Hause näherten, blieb er stehen und sagte: „Hannele, mir kommt alleweil vor, cs Ware erst heute unser wirklicher Hochzeitstag. Bei unserer

Juli statt, kam aber nicht zum Abschluß. Leopold hatte nämlich aus den Rat des alten Schulmeisters seine Vertretung jenem Advokaten übergeben, der den Weiderechtsprozeß für das Hannele so glücklich geführt batte, und der Advokat erkannte das Testa ment nicht als giltig an, da dem Leopold außer den viertausend Gulden von seiner Mutter kein Pfennig zugeschrieben war. Es mußte also erst untersucht werden, ob der Waldebner seinen älte ren Sohn mit Recht oder Unrecht enterbt habe. Zur zweiten

und be. sonders zu der Zeit, als das Testament zustande kam, nicht vorhanden gewesen. Darum wurde das Testament in seiner Gänze umgestoßen und die Hinterlassenschaft des Waldeöners nach den gesetz lichen Bestimmungen zugeteilt. Leopold erhielt außer dem mütterlichen Nachlaß auch die Hälfte der gesamten väterlichen Erbschaft, die auf zwei- undvierzigtauscnd Gulden geschätzt war, Friedrich erhielt die andere Hälfte, beide mitsammen mußten der alten Bäurin auf Lebenszeit die Zinsen für zehntausend fünfhundert

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Tiroler Land-Zeitung
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Pagina 2 di 8
Data: 06.01.1899
Descrizione fisica: 8
, wie nach Böhmen, Mähren und Dalmatien eindrangen. Karl der Große zerstörte das Reich der Avaren. vereinigte das Gebiet bis zur Donau und Drau mit seinem Reiche und errichtete hier eine Markgrafschaft, die 907 den An griffen der Ungarn erlag. Erst Ottos I. Sieg aus dem Lechfelde (10. Aug. 955) sicherte Deutschland vor den Angriffen dieses Reitervolks und führte zur Erneuerung der Ostmark („Oesterreich" zuerst in einer Urkunde Ottos HI. 996 genannt). 976 verlieh Otto II. sie seinem treuen An hänger Leopold

I., nach späterer Tradition einem Abkömmling des Hauses Babenberg, der seine Herrschaft bis zum Wiener Wald ausdehnte und 994 starb. Leopolds Sohn Heinrich I. (bis 1018) hatte seinen Bruder Adalbert (bis 1055) und dieser seinen Sohn Ernst (bis 1075) zum Nachfolger. Unter Adalbert wurde Oesterreich bis an die Leitha ver größert ; Ernst erhielt vom Kaiser Heinrich IV. große Schenkungen. Sem dritter Nachfolger, Leopold IV., erhielt von König Konrad 111. auch das von Heinrich dem Stolzen verwirkte Herzogthum Bayern

. Aber des letzter« Sohn, Heinrich der Löwe, erhielt von Bar barossa sein Erdland zurück und gerieth darüber mit Leopolds Nachfolger und Bruder, Heinrich II. Ja- somirgott, in Streit. Die Ausgleichung geschah 1156 zu Regensburg. Der Welfe Heinrich erhielt Bayern, Heinrich Jasomirgott wurde mit der zum Herzog thum erhobenen Mark Oesterreich belehnt. Unter seinem Sohne und Nachfolger wurde 1192 Steiermark mit Oesterreich vereinigt. Auf Leopold V. folgte dessen Sohn Friedrich I. (bis 1198) und diesem sein Bruder

Leopold VI. (bis 1230), der auch im Lande ob der Enns ausgedehnte Gebiete erwarb. Sein Sohn Friedrich der Streitbare vermehrte die vom Vater geerbten Besitzungen in Krain dergestalt, daß Porste. Dein Engel. Auf des Lebens rauhem Gang begegnet Jeder einem Engel, der ihn segnet, Wenn er ihn erkennet und versteht Und nicht blind an ihm vorübergeht. Solch' Erkennen ist das höchste Glück, Und versäumt kehrt es so schwer zurück — Niemals ganz, nie wieder voll und rein, Niemals in so holdem Blüthenschein

, und schloffen 1283 einen Vergleich, zufolge dessen Albrecht allein in den Besitz von Oesterreich, Steiermark und Krain kam. Die Habsburger sind die Begründer der nach maligen Größe Oesterreichs. Nach Albrechts Ermor dung I. Mai 1308 folgten ihm in der Regierung der Erbländer seine Söhne Friedrich der Schöne und Leopold. Friedrich wurde 1314 von einigen Kur fürsten zum deutschen König erwählt, unterlag jedoch seinem Gegner, Ludwig dem Bayer, bei Mühldorf 28. Sept. 1322. Nach dem Tode Leopolds (1326

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Pagina 5 di 16
Data: 07.05.1916
Descrizione fisica: 16
— — war ^ <?-&& 9 ~ * &«•' * «’«• gggg.^-? fl 5 g 3 -Gesellschaft. Ta stürzte Plötzlich der Leopold wie ein Tiger aus dem Ofenwinkel hervor und schlug den Staffier Vub mit einem Fausthieb zu Boden. Einige andere Burschen versuchten, den Ergrimm ten abzuwehren; er verprügelte auch diese und schrie: „So ein Lumpenspiel duld' ich nicht in unserem Hanse. Wer sich nicht anständig aufführt, der soll gehen. Ta, da hat der Zimmermann das Loch ge lassen." „Was, ausschaffen tust uns! — Jagen

will er uns! — Das brauchen wir uns nicht gefallen zu laffen. — Er darf uns nicht schlecht machen!" rie sen viele Stimmen durcheinander. „Ich mach' euch nicht schlechter, als ihr ehedem seid, Bande übereinander!" schimpfte der Leopold, „und jetzt Packt ihr euch fort, alle, wie ihr da seid! Ich will sehen, wer Herr im Hause ist." „Ta bleiben, da bleiben!" schrie, bebetld vor Zorn, der Friedrich hinterm Tisch; „Herr im Hause ist er nicht. Er ist bloß der Esau und hat toeirger zu schaffen als der mindeste Knecht

." Eine dunkle Nöte schoß dem Leopold ins Gesicht. Er stieß mit seinen nervigen Armen die Burschen zur Seite und drängte auf den Tisch, zu. „Pold, Pold," jammerte das Waldgartner Han nele, „Du bist zornig, Du bist ganz von Besin nung. Denk', es ist Dein Bruder, tu' ihm nichts M Leide!" Er schüttelte das Mädchen grimmig ab und hob schon seine wuchtige Pranke gegen Friedrich. Die- ; fer erblaßte jäh und duckte sich zitternd unter den Tisch. Da ergriff Leopold die Zither, warf sie zu Boden und trampelte

Auseinandersetzung mit dem Vater. Die Bäuerin und der jüngere Sohn hatten dem Alten den Hergang der Dinge fälschlich und im ungün stigsten Sinne für Leopold dargestellt. Dieser ver suchte umsonst, den Vater aufzuklären. Me Gründe, welche sein Tun entschuldigen konnten, -tvarf der Alte über den Zaun, ja, er hörte gar nicht auf den Sohn. Schließlich war Leopold ganz still, biß die Zähne übereinander und ließ die hef tigsten Scheltworte und Drohungen des Vaters ruhig über sich ergehen. Am nächsten Sonntag ging

der Waldebner in fcie Stadt und brachte seinem jüngeren Sohne eine neue, außerordentlich prächtige Zither nach Hause. Er überhäufte den Jüngeren noch stärker mit sei nen Gunstbezeugungen, während er gegen den Net teren noch schroffer und kälter wurde. Infolgedessen steigerte sich die Spannung zwischen den beiden Brüdern von Tag zu Tag. Leopold redete mit den Hausgenossen fast nichts mehr. Bei der Arbeit war er eifriger denn je; aber nach dem Essen und Be ten zog er sich schnell in seine Kammer zurück

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Alpenländer-Bote
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Pagina 6 di 16
Data: 20.08.1916
Descrizione fisica: 16
Seite 6. Nr. 33. empfand ein ähnliches Wehe wie damals, als das Hannele sich mit Friedrich verlobt hatte, und er ver mochte die Tränen nicht mehr zurückzuhalten. Erst nachdem er ins Dorf hinabgegangen war und dem Schulmeister sein Herz ausgeschültet hatte, kam wie der Gleichgewicht in seine Seele. „Schau, Leopold," sprach ihm der alte Mann gütig zu, „du darfst Hannles Gebaren nicht allzu streng nehmen. Ich meine, es liegt ihm nichts an deres zugrunde, als ein bißchen weiblicher Klein mut

aussetzen, helle Tränen rollten ihm über die Wangen, sein Gesicht jeooch schien zu lachen, es strahlte wie eine Osterkugel vor innerer Freude. Leopold war so gerührt, daß er kein Wort mehr hervorbrachte. Er drückte dem Lehrer die Hand und ging schnell nach Hause. Am nächsten Morgen beim Begräbnis des Kindes weinte er noch einmal, aber seine Tränen flössen lind und er betete zu seinem Vüblein, wie zu einem Engel. Als er nach Hause kam, sagte er zum Weib: „Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's ge nommen

, der Namen des Herrn sei gebenedeit. Jetzt, Hannele, Ürst wieder du allein es, dem meine ganze Liebe gehört und dem ich all meine Sorgen und Arbeiten zuwenden will." Aber es schien, als ob der Leopold auch das Han nele verlieren sollte. Ein paar Tage nach dem Be gräbnis des Kindes stand das junge Weib auf, doch mußte es sich bald wieder zu Beit legen, und nach einer Woche war es ernstlich krank. Zweimal rannte Leopold zum Doktor nach Freundsberg, dann ließ er ihn heraufkommen. Der Arzt nahm'eine äußerst

sicherte, daß es kein anderes Mitte! gebe, wenn das Weib gerettet werden solle. „Um Gotteswillen, Doktor, sagt, könnte die Ope ration nicht da im Hanse gemacht werden," stürmte Leopold, „war' es gar nicht möglich?" „Möglich wär' es g'rad schon," entgegnen der Arzt, „aber es müßten Zwei Professoren der Me dizin von Landstadt heraufkommen. Es wird schwer sein, öle heraufzubringen und es kostet ein ungeheures Geld." „Wieviel mag es denn beiläufig kosten?" „Ja, wieviel mag es denn kosten — sagen

wir achthundert Guloen." „Jesus, Maria und Josef!" weinte das Han nele auf. „Sei still, sei still, Hannele, ich laß dich nicht ster ben," rief Leopold in furchtbarer Erregung; „Geld ist nicht das Höchste auf der Welt. Tu mußt ge sund werden, mag es uns Haus und Hof kosten." „Wenn ihr es versuchen wollt, die Doktoren her- aufzubringen, gib ich euch ein Empfehlungsschrei ben mit," erklärte der Arzt; „aber ich mache euch aufmerksam, daß ihr nicht lange Zögern dürft. Es tut ziemliche Eile not." Leopold begleitete

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Tiroler Land-Zeitung
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Pagina 5 di 10
Data: 14.04.1900
Descrizione fisica: 10
während ihres Aufenthaltes in Tirol aus den ober- österreichischen Kammeral- Mitteln nicht weniger als 200.000 Gulden bezogen, und hatte Heister noch eine eigene Kaffe von der innerösterreichischen Hofkammer. UeberdieS hatten beide ungeheure Kontributionen auf dem feindlichen Gebiete erhoben und auch die von den Tirolern gemachte Beute diesen abgenommen und sich zugeeignet, niemals aber Rechnung gelegt. Im Jahre 1705 spendete Kaiser Leopold I. den Unlerthanen des Gerichts Landcgg als Belohnung für ihre Treue

) ein solches werlhvolles Klein- nod aus dem Jahre 1703. Es rst dies ein eben falls von Kaiser Leopold I gespendeter Pokal in Humpmform von Silber und vergoldet, mit äußeren schönen Goldzierungen und ruht auf drei silbernen Kugeln, daher auch Kugelbecher genannt. Der Deckel dieses Humpens enthält auf der Innenseite die In schrift: Leopoldus Caesar dono dat. Am untern Rande des Pokals steht: „Gericht Pfuns". Das zur Aufbewahrung des Pokals dienende Kästchen in der Form eines Tabernakels ist künstlich geschnitzt uud

enthält 3 Gedenkschiloer: „Gericht Pfuns 1705"; „Ergebniß des bairischen Strudels im Gerichte Pfunds anno 1703, 1704" und „Er gebniß des Landsturms 1703, 1704". Er ruht auf den Rücken von vier geschnitzten Löwen. An jeder Kante der vier Seiten des Kästchens steht ein geschnitzter Tirolerschütze als Wache, während die Seiten selbst stark erhabene Schnitzarbeiten enthalten. Aus der ersten Seite, das Thürchen, erblickt man Kaiser Leopold stehend mit dem Becher in der Linken und mit der Rechten den Kopf

Landegg" vom Kaiser Leopold I. im Jahre 1703 einen ähnlichen großen silbernen und vergoldeten Becher, welcher beim BezirkSschieß- stande in Landeck in Aufbewahrung ist. Bekanntlich haben sich die Schützen des Gerichtes Hörtenberg (Telfs) beim bairisch-französischen Ein fall im Jahre 1703 insbesonders bei der Wegnahme der Feste Scharnitz und des bairischen Vorpostens in Zirl hervorgethan und wurden hiefür vom Kaiser Leopold I. durch die Spende eine goldene Kette mit ovalen Medaille, das Bildniß Kaiser

Leopold I. enthaltend, ausgezeichnet. Diese sogenannte Panzer oder Wurmkette wiegt 56 Dukaten, und rst gegenwärtig im Ferdinandeum (Landesmuseum) in Innsbruck deponirt.

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Pagina 6 di 16
Data: 23.07.1916
Descrizione fisica: 16
Seite 6. Nr. 29. Wie sollte denn ein so zauberschönes, engelweißes Geschöpf ihn, den schwarzen Esau, lieben? Gütig genug war das Hannele, ihn aus Mitleid zu hei raten, aber später würde es dann bittere Reue empfirrden. Nein, da mußte er der Gescheidtere sein, er durfte das Opfer nicht annehmen. So strubelte der Leopold auf dem Wege nach Gnaden zell. Als er ins Dorf hinunterkam, schlug die Turmuhr zehn, und aus der Kirche ertönten sanfte Orgelklänge, ein Zeichen, daß der Schulmei ster

zu. Auf dem, Kirchplatze trat der Leopold zu ihm heran und sagte, daß er komme, Abschied zu neh men. Der Schulmeister war auf's höchste überascht und führte ihn ins Haus. Nachdem auch die Schul meisters frau erschienen war, erzählte der Bursche kurz und ohne Bitterkeit, was er deksganzen Abend hindurch erlebt hatte. Er sprach ganz ruhig, nur wenn er auf das Hannes zu rüden kam, lvurde er eifrig, heiße Liebe und schwere Angst klang aus seiner Stimme. Er schilderte den Lehrersleuten, wie das Mädchen so verlassen

und hilflos sei und gar keinen Menschen mehr habe, dann bat er in ständig, sie möchten dem Hannele mit Rat und Tat beiftehen, daß den: armen Waise! nichts Ueüles wi derfahre. Der Lehrer schaute den Burschen eine Zeit lang und durchdringend an. Nach einer Weile sagte er: „Leopold, ich sehe dir zutiefst ins Herz hinein und weiß alles, obwohl du nicht alles gesagt hast. Brauchst nicht rot zu werden, deine Seele ist rein und klar bis auf den Grund, und du bist immer noch derselbe edelmütige Junge wie früher

dich verlassen .... Heute tust bei uns übernachten, mor gen früh, bevor es Tag wird, kannst deine Reise antreten. Ich gib dir einen Empfehlungsbrief an meinen Kollegen, den alten Lehrer von Breiten bach mit, der dir gewiß einen guten Platz verschaf fen wird. In Breitenbach bist sechs Stunden von der Heimat, also nicht zu nah, und nicht zu fern. — Den Kopf hoch und mutig in die Zukunft ge blickt." Die Lehrersfrau brachte noch einen Imbiß. Wäh rend Leopold aß, schielte der Lehrer immerfort auf das rote Heft

in der Bücherstelle. Mit einem Male nahm er es herunter, setzte sich an das Harmonium, spielte eine leise'Begleitung und sang: „Sei nicht traurig, sei nicht traurig, Es ist nur heute so trübe, es ist nur heute so schwer; Morgen lacht die Sonne wieder, Leuchten RosenAweiß und rot, Und frohlaute Lerchenlieder Jubeln in den hellen Morgen, Jubeln in den blauen Himmel, Siegreich über Leid und Tod." Am andern Tage, kurz nach dem Frühläuten, wan-derte Leopold schon durch das Tal hinunter. An diesem Morgen

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Pagina 5 di 16
Data: 29.10.1916
Descrizione fisica: 16
aus der« Gefängnis nach Hause. Ta er sich während seiner Hast etliches Geld verdient hatte, saß er nun eine halbe Woche beim Rößlwirt und gebär dete sich als großer Held, der den Waldgartner Leut chen zu ihrem Recht verholfen lmb". Immer wie der prahlte er. seiner Schwester Sohn, der Pold. lei setzt der reichste Bauer in Gladenzell und stelle kirchturmhoch über dem Waldgartner, so habe schließlich doch der Esan den -Jakob ausgestcchen. Als er einmal in den Waldgartnerbos hinaufkam. dankten ihm der Leopold

! Meine ErbsäMst bleibt euch so wie so. deswegen brauche ihr mich nicht einzutastcln. hahahaha. Und wenn's mir einmal schlecht gehen sollte, werdet ihr mich auch nicht stecken lassen." „Gewiß nrcht, Vetter," beteuerte Leopold, „du magst dich erinnern, daß wir deine nächsten An- gehörigen sind, und du wirst uns immer als solche finden." Sehr dankbar zeigte sich Leopold auch gegen die Männer und Burschen, die wegen ihrer Mithilfe bei der Holzschläacrei eiug.sperrt worden waren. Er ließ

von einem andern die Uhr ausziehen lassen, ich tu's nicht!" Am nächsten Morgen, als er mit Frau Lisbeth durchs Dorf hinaus wanderte, begleitete sie ein hundertstimmiges Pfeifen und Miauen. Auf dem Waldgartnerhofe hatten sie ein ge segnetes Jahr. Nicht nur war die Scheune ge stoßen voll Heu und strotzten die Speicher ükrfiiflt mit Korn, sondern auch im Stalle waren alle Plätze wieder besetzt. Leopold hatte, nachdem ihm seine Erbschaft eingehändigt worden war. ein halbes Dutzend der schönsten Rinder gekauft

ge schüttet würde. Dabei rauschte und brauste der Wald in tausend Stimmen wie eine Orgel. Tramn- verlorcn schauten die zwei Männer hinaus und lauschten den wundervollen Tönen. „Es ist unser prächtiger, lieber, heimatlicher Wald," sagte Leopold nach einer Weile; „leider mußten wir ihm eine Scharte schlagen, und die Blöße entstellt ihn." „Nicht im mindesten entstellt sie ihn." erklärte der Schulmeister; „sie nimmt sich aus wie ein Fen ster. durch das man in des Walsdes Heimlichkeiten und Wunder ein bißchen

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