tiefen, ungestörten, heiligen Frieden. Edith begann es bang zu werden und sie fürchtete, sich zu verraten. Sie suchte die Plätze zu vermeiden, wo die Er innerung zu laut werden wollte; keinen Schritt ging sie mit Leo allein und er schien dies als eine Kränkung auszufassen, nur dies wieder gut und sich das Herz leicht zu machen, be gann sie unaufgefordert zu fiugen. Alte, einfache Lieder sang sie, irische uud schwäbische Volksweisen, in ihrer monotonen, schwermütigen Melodie, aber — während sie sang
Liebe ins Herz gesnngen. „Man könnte weinen, wenn Sie singen!' snhr die Majo rin fort. „Ja, was vom Herzen kommt, das geht zn .Herzen,' er widerte Edith; „zn Zeiten singe ich sehr gern —' sie zögert, den Satz zn vollenden. „Und dann reißt Ihr Gesang hin,' fällt Leo ein, „und Sie Können Millionen zn Ihren Füßen sehen!' „Seit wann übertreiben Sie so? Wissen Sie, das können sich höchstens Stutzer erlauben!' lacht Edith fröhlich. „Aber scherz 'beiseite, es IM 'mir schon jemand den Vorschlag ge macht
, meine Stimme auszubilden. Sie sehen also, daß der- noch viel fehlt! Der Herr meinte etwas aufrichtiger, ^ konnte damit Tausende verdienen, wenn anch nicht Millionen — 127 — zu Füßen sehen, wie Sie sagen,' scherzte Edith, ohne daraus irgeud welches Gewicht zu legen. „Eine wirkliche Künstlerin, eine Sängerin, welche die Lie der, die sie singen will, selbst versaßt und nach ihrem Herzen stimmt, welche Seltenheit.' sagte Leo ernst, Edith fest an blickend. Dieselbe errötete heiß nnter diesem Blick
, denn er hat damit gesagt, daß er von ihren Poesien weiß; wie schämt sie sich, was wird er denken ? Doch höchstens über sie lächeln? Aber er bleibt ernst und still den ganzen Nachhauseweg. Und abends, als die Majoriu, müde von all der Anstrengung, zeitig zur Ruhe geht, da bittet Leo Edith, uoch etwas zu verweileu, er meint, es sei so schön in dem großen Zimmer und sie kann es nicht verhindern, daß er sie dorthin führt. Der Mond sendet sein bleiches Licht durch die hohen Bogen- senster und spielt aus dem breite
«, eicheueu Parkett der Dielen. Leo führt Edith zu dein beanemen, breiten Divan: er legt einen leichten Shawl um sie, rückt ihr Fußkissen zurecht, dann össnet er eines der Fenster, denn es ist ein lauer Abe«d nnd es ist ihn. heiß nin die Stirne. Dranßen ranschen leise träumeud die Linden nnd eine einsame Grille zirpt unverdrossen ihren Nachtgesang; Edith aber ist es schwer und beklommen zu Mute, denn wieder scheint eine schwere Stunde sich ihr zu uaheu. Leo setzt sich zn ihr und nuii fragt er das bangende