„Ja. umere orrne Kranke wird den Tag nicht überleben ." „Aber es geht ihr ja besser, Doktor!" „Ja, das Bessersein vor dem Tode!" Verzweifelnd klang Leo Sertens Stimme: „Der Tod! Das kann nicht sein! Doktor, ich bitte Sie, gehen Sie nochmals zu ihr. Netten Sie mein Weib!" „Hier kann kein Wissen und keine Kunst mehr helfen, Herr Serien." „Sagen Sie das nicht, Doktor! Ich bin reich, ich will alles hingeben. Versuchen Sie alles, Doktor!" Dieser ergriff theilnahmsvoll die Hand des Unglücklichen
. „Was hat denn der Doktor mit Dir gesprochen?" frug sie ihn gleich. „Ach, wir sprachen über verschiedene Vorsichtsmaßregeln, die noch zu treffen sind. Aber er findet Dich wirklich bedeutend besser!" Sie schaute ihn an: „Was hast Du denn, Leo? Du bist ganz blaß/' „Ich? . . . Ach, ich habe eben beim Hinausgehen meinen kranken Arm an der Thüre angestoßen." Er kniete neben chr nieder und faßte ihre bleichen Finger: „Reden wir nicht von mir, meine liebe Käthe!" Sie sah ihm tief in die Augen und frug: „Hat der Doktor
das wirklich gesagt, Leo? Kannst Du es beschwören?" „Gewiß, ja, ich schwöre es Dir!" Er erhob sich, um seine Auf regung zu verbergen. „Nun, was ist's denn mit dem Frühstück?" versuchte er zu scherzen. „O, das habe ich bestellt, während Du draußen warst, aber erst für später, in einer Stunde ungefähr. Ich will so recht Hunger- Haben dafür. Ich habe mir feine Sachen bestellt. Und Rosen werden wir haben, Theerofen und Plutorosen in Massen. Ich habe alle bestellt, die da sind." „Du hast recht gethan, Käthe
," meinte er liebevoll. Auf einmal erhob sie sich: „Nein, Leo, Du brauchst nicht zu helfen, ich will allein bis zum Blumentische hingehen." Schwankend gelangte sie hin und sank erschöpft in den breiten, weichen Sessel. „Ich bin noch nicht ganz fest," flüsterte sie, „aber das wird schon wieder kommen. Komm, Leo, setz' Dich her zu mir, ganz nahe, daß wir intim plaudern können." Sie schauten sinnend hinaus in die herrliche Alpenlandschaft. „Wie schön ist es, Leo! All dieses Licht, dieses intensive Blau
: den blauen Himmel Italiens ahnt man hinter den Gletschern. Es ist eine Lust, das zusammen zu genießen, so Einer beim Andern, nicht wahr, Leo?" Sie sah ihn nicht an. Der Schmerz schnürte ihm die Kehle zusammen, als er „Ja" antwortete. Sie fuhr weiter: „Im nächsten Monat, wenn ich ganz gesund >ein werde, gehen wir nach Italien, Leo. Den Winter über bleiben wir an der neapolitanischen Küste, dann gehen wir nach Sicilien, wo wir unsere Flitterwochen verlebt haben. Das sind jetzt zwei Jahre. Erinnerst