. Die „HamburgerNachrichten' bringen iu ihrer Num mer vom 3. dS. unter der Ueberschrist: „Ein offenes Wort' folgenden Wiener Artikel: In „österreichischen und reichödeutschen Blättern sind peinliche Borfälle der letzten Zeit vielfach besprochen worden, zu denen der sogenannte „Kampf gegen die Sprachenverordnnngen' Veranlassung gegeben hat. Wir meinen gewisse Reden, die auf dem Abgeordnetentage in Eger iu Böhmen und auf dem Eoiiiiiierfc des Alldeutschen Verbands- tageS in Leipzig gehalten worden sind. Vor uns liegt
ein ganzer StoßZcitnngen, österreichischer sowohl als reichs- dentscher, die sich mit dem Gegenstand besassen. Nach dem einmal soviel darüber gedruckt worden ist, wäre eine Vogel-Strauß-Politik der Sache gegenüber kaum am Platze. Wir wollen also anch von den Reden sprechen, die iu Eger und iu Leipzig gehalten wurden, uud von denen manche doch über die erlaubten Grenzen der öffentlichen Discussion hinausgehen. Es ist pein lich, jagen zu unissen, dass iu Eger, wie in Leipzig österreichische Redner
die Rücksichten, die ein Ocslcr- rcicher — seine politische Richtung mag welche immer sein und er mag sich wo imn.er befinden — der Dy nastie »nd dem Vaterland? schuldet, außer Acht ge lassen haben. Wenn ans dein Alldeutschen VerbandS- tage in Leipzig auch Redner aus dein deutschen Reiche die schuldige Rücksicht aus den Nachbarstaat vergessen haben, so kann man das als einen bedauerlichen Takt- sehler ansehen nnd schließlich daran vorbeigehen. Wenn aber österreichische Redner im Auslande direct
gegen Oesterreich Stimmnng zu machen suchen, so ist das mehr als ein Taktsehler, das gehört in die Katgeorie des Unerlaubten. Wir haben verschiedentlich gehört, dass beim Eom- inerse des Alldeutschen VerbandStageS aus die österr. Dynastie in ungeziemender Weise reflektiert worden sein soll. In den Zeitungsberichten sindet sich nichts davon erwähnt. Wir wollen daher annehmen, dass diese Behanptuug uicht zutrifft. Sollte aber wirklich eine derartige Ungebür in Leipzig begangen worden sein, dann wird mau nnS
zugeben, dass kein Wort stark genng wäre, das Geschehene zu verurtheileu. Es ist ohnehin schon schlimm genug, dass Deutsche aus Oesterreich sich in Leipzig so weil vergessen haben, eine Intervention des deutschen Reiches in österreichischen StaatSsragen anzurufen und innere Streitigkeiten vor ein auswärtiges Forum zu bringen. Sie hätten besser gethan, sich der Worte zu erinnern, welche Fürst BiSmarck am 15. April 1895 an eine Depu tation österreichischer Gratulanten richtete: „Ihr Wohl wollen sür