Böhnel, Wien, IV.. Margaretenstraße 18. »441 ' «!n sideles Gefängnis. Unglaubliche Zustände bei einem Gerichte. Kürzlich fand vor dem Schöffengericht in Krems, eine Verhandlung gegen folgende Personen statte Johann Langer, Gesangenausseher, .Jwo Janauschek, Gerichts- oberofsizial, beide in Zwettl, Josef Miniholö, Mühlen besitzer in Jagenbach, Dominik Kraus, Zimmerm.'tster in Sallingstadt, Alois Siedl, Bauer in Rndmanns, Franz Sametz, Bauernsohn in Ober--Neustift, Rupert Beneder, Taglöhner in Nieder
-Neustist, Anton Salomon, Fleisch hauer und Gastwirt in Schloß Rosenau. Johanu Langer wurden mehrere Unterschlagungen zur Last gelegt. Von Zimmermeister Kraus, der drei Tage Arrest absitzen sollte, nahm er ein Geschenk von 100.000 Kronen und die Strafe wurde als verbüßt eingetragen. Der Müllermei ster Minihold hatte fünf Tage abzusitzen. Er erzählte bei der Verhandlung: Durch drei Jahre hindurch habe ihm der Richter Steidl Strafaufschub gewährt. Er war mit ihm sehr gut bekannt, weil er ihm Mehl
geliefert hat. Als er mit der Mehrlieferung ausgehört hatte, erhielt er die Einberufung zum Strafantritt. Er ging zum Rich ter Steidl. Steidl sprach mit Janouschek und Janouschek sagte dem Minihold: „Wie viel Mehl geben Sie her, wenn Sie nicht sitzen müssen?" Man einigte sich aus 30 Kilogramm. Der Häftling Poppinger, der sechs Monate zu verbüßen hatte, hatte Langer zweimal über Nacht nach Hause fahren lassen, der Siedl konnte minier von 9 Uhr abends bis 3 Uhr früh dem Gefängnis fernblei- ben, nur mußte
er dafür Milch bringen. Die Erlaubnis hatte ihm die Frau Langer erteilt. Andere Angeklagte wurden von Langer vorzeittg aus der Hast entlassen. Der Gastwirt Salomon aus Schloß Rosenau war statt im Arrest in der Wohnung des Gerichtsosfizials ein- quartiert und schlief in einem Zimmer ans einem Diwan. Gegessen hat er gemeinsam mit Janouschek. Dieser er klärte, daß er Salomon „wegen Uebersüllung der Ar reste" in dem Kabinett untergebracht hatte. Die Ange klagte behauptet, daß auch Wein und Bier getrunken