sich selbst für Anwendung des außerordentlichen Mildernngsrechtes aus. Gegen II Uhr abends wurde das Urteil bekanntgegeben: Zehn Jahre schweren Kerker! Der Verteidiger meldete sofort die Nichtigkeits beschwerde an, während sich der Verurteilte vollständig apathisch benahm und sich, ohne ein Wörtlein zu sagen, ab- ii'lhren ließ. Zer Postrauber vou Kirchbichl. ... Heute vormittags begann die Schwurgerichtsverhand- lung gegen den 21jährigen Dentisten Rudolf Langer aus Wien, dessen am 19. Juni versuchter, aber mißglückter
Postraub in Kirchbichl ob der außergewöhnlichen Kühn heit (und Frechheit), mit der der Täter damals vorgir.g, großes Aussehen erregte. Den Vorsitz führte der Präsident des Landesgerichts, Dr. Larcher, und als Staatsanwalt fungierte Dr. Huber. Aus der Anklageschrift war u, a. auch das Vorleben des Angeklagten ersichtbar. Obwohl von armen Eltern stammend, hat Langer in Wien eine vor- ucffitdje Erziehung genossen. Er kam von der Bürger- in die Mittelschule und von dieser dann in den ersten Lehr gang
der Lehrerbildungsanstalt. 1923 trat er aber bei einem Zahntechniker in die Lehre — und beging hier das erste Verbrechen. Er stahl nämlich 460 8, bloß zu dem Zweck, um sich Geld für eine Autofahrt und Barbesuch zu verschaffen. Dafür erhielt er — allerdings nur bedingt — einen Monat strengen Arrest. Langer Rieb aber leider auch weiterhin abenteuerlustig und vergnügungssüchtig und außerdem wurde er immer mehr arbeitsscheu. 1924 beging er sogar einen Nanbnwrdversuch an seinem damaligen Dienstgeber und der nun ganz aus der Bahn
des Verbrechers Wan delnde verübte, nachdem er die vom Wiener Schwurgericht über ihn verhängte sünfzehnmonatliche schwere Kerker strafe abgesessen hatte, in Salzburg neuerlich einen Dieb stahl. Das trug ihm wieder ein Jahr schweren Kerkers ein. Am 30. Mai d. I. kam Langer, mit neuen Verbrecher plänen im Kopfe, von der in Salzburg verbüßten schweren Strafe zurück nach Wien, besuchte hier seine Eltern und diese halsen ihm nochmals und schenkten ihm 200 8. Lan ger
, daß er :m Postamte etwas Eiliges zu tun hatte. So wartete denn der Chauffeur, etwa siebenhundert Schritte von der Post entfernt. Langer ging ins Postamt, trat dort plötzlich vom Parteienraum in den für das Publikum unzugänglichen Dienstraum und schrie den drei dort Beschäftigten — Post verwalter Adolf Zumb, Beamtin Nest Fopa und Beamtin Else Hofer — mit drohend vorgehaltenem Revolver zu: „Halt! Postraub!" Die zu Tod erschrockenen Beamtinnen liefen, um Hilfe rufend, davon, während der Postverwalter die Geistes