aus seinem weißen Kleidchen ein gar kostbares Ding hervor; das war anzusehen wie eine Krone; es leuchtete von reinem Gold und helle Edelsteine blitzten daran. — „Wo immer hin ich komme auf Erden zu braven, treuen Menschen, bringe ich eins Gabe des Segens mit; wehe jenen, welche mein Ge schenk nicht achten, denn ich fordere Rechenschaft von ihnen über dasselbe; doch selig jene, die Christkindleins Gut in Treue schätzen und hegen sowie ihr, arme Hirten, mich armss Kindkem.' Und damit verschwand das Christkindlei
». Die Bergbewohner aber hüllten die Krone in ihre besten Lappen und vergruben sie im dunklen Tannenwald. „Denn die Bergs und Wälder sind treu,' sprach desKnäbleins Vater; „und begehrt das Cyristkindlein seine herrliche Gabe wieder zurück von unserem Kind, so hütet es der Wald fester als unsere schwache Hütte.' Denn die Zeit war rauh, wildes Kriegsvolk zog durch die Täler, Räuber hausten im Geklüfte und auf den Burgen ihrer Berge trieben die Edeln oft blutige Kurzweil mit Gut und Leben des Bauern und Hirten
. — Jahrzehnte zogen über Rätiens Berge und Täler, da pochte an einem schneeblitzenden Weih nachtstasi das Christkindlein wieder an eine Hütte. Ein junger Bauer, fest und stark wie die Bäume feines Waldes, hauste darin mit Weib und Sippe. Es war kein Ur-Urenkel des Knaben, dem das Christkindlein einst die Krone geschenkt hatte, wohl aber desselben Stammes — ein echter Tiroler, wie sie heute noch den Urahnen gleichen. Darum fragte das Christkmdlein auch alsogleich, wie eZ mit der Krone stünde. Da antwortete
der junge Bauer, daß vor vielen, vielen Jahren einst eine tirolische Herzogin, eine Mutter, der ihr Söhnlein starb, die Krone vom Tirolerland weit stromabwärts des Jnn nach der alten Kaissrstadt getragen habe, daß sie, die Tiroler, aber ungeachtet der Schenkung der Maultasche ihre Krone wahren und heilig halten; tief drinnsn im Wald liege sie vergraben. Und droht dem Haupt zu Wien, das nun auch die alte tirolische Fürstenkrone trägt, Gefahr und Not, da hebt der Wald, darein die Krone des Cyrist
- kindleins liegt, zu rufen und zu mahnen an, bis die Mannen all sich rüsten zu Schutz und Trutz für den Träger der alten, heiligen Krone. Als das Christkindlein also sprechen hörte, freute es sich; segnend hob es seine Hand: da sproß reicher Wohlstand im schönen Rätierland. Starke Söhne gebar es, mächtig rauschten die Kronen seines Waldes und friedlich lag die goldene Krone des Cyristkindleins in seinem Schoß gebettet. Und wieder kam Christkindlein nach langer Zeit an seinem Festtag ins Tirolerland