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Alpenländer-Bote
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Pagina 4 di 10
Data: 06.08.1922
Descrizione fisica: 10
Veit und noch drei andere Meister und vier Gesellen, darunter die beiden, welche bei dem nächlichen Ueberfalle beteiligt gewesen waren. Sie wollten zusammen Konrads Ehrentag erst im engen Kreise feiern; am kommenden Sonntag sollte es dann auch öffentlich im Gaffelhause geschehen. Schon dufteten die würzreichen Speisen, die Gläser funkelten, und gefüllte Flaschen harrten auf die Entkorkung. Wer Konrad fehlte noch. „Wo er doch bleiben mag?" sagte Claes fast un willig. Der Jüngling war drunten

am Rhein und sagte Volker das letzte Lebewohl.' „Nun bleiben wir für immer wahre, treue Freunde", sagte Konrad, indem er zum letztenmal den Sol)n der Jüdin umarmte. „Bis ins Grab" entgegnete Volker weinend. „Nein, bis darüber hinaus, bis in den Himmel!" verbesserte Konrad. „Das hoffe ich. Um dorthin zu gelangen, will ich jetzt einen andern Meißel und Hammer führen", sagte Volker. Es war fein letztes Wort; noch ein mal drückten beide Jünglinge einander die Hand, Volker sprang in das Schiff, die Planke

. Schon in der folgenden Nacht wohnte ich im Ge wölbe einer Unterredung bei. Die saubere Sipp schaft sprach von Konrad. von dem Domplane und von Agnes, aber ohne sich zu verraten. Nun be suchte ich die Iüdki am hellen Tage, kam wie von ungefähr auf Konrad zu reden und tat, als ob er mich beleidigt habe und ich Ujnt gram fei, dem Vol ker aber wohlwolle. So recht traute sie mir nicht; aber ich kam öfter und wurde immer offener, und endlich sagte ich ihr. daß ich wisse, Volker fei ihr Sohn. Ihr hätte

sehen sollen, wie sie da ausfuhr; allein ich machte lustige Sprünge und versprach, das Geheimnis zu bewahren und dem Volker zur Agnes zu verhelfen, wenn sie dem Mädchen nur wahrsagen und ihm die Liebesgrillen aus dem Kopfe schlagen wolle. Zum Glück war das schon vorbereitet, als Ihr, Konrad, hartnäckig die Flucht ausschlugt. Ich versprach der Jüdin, Agnes am Abend zu ihr zu bringen. Das war ein hartes Ver sprechen; mit Agnes und Martha hatte ich einen viel schwereren Kampf zu bestehen

nur hin und schaut Euch die vierpfündige Kerze an! Martha hat sie von ihrem Ersparten der lieben Mutter Gottes geopfert, wenn ich ohne Zau ber zurückkehrte und Konrad gerettet würde. Wer jetzt sage ich euch allen gute Nacht, denn für mich itt ee SeblateuLLLit." • Sie wollte gehen; aber da stand Konrad von ! seinem Sitze aus und trat zu Agnes hin. „So habe ! ich Euch nächst Gott und meinen lieben Freunden mein ganzes Glück zu verdanken!" redete er das Mädchen an. „Wie soll ich Euch dafür danken?" „Sprecht

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Alpenländer-Bote
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Pagina 3 di 12
Data: 04.06.1922
Descrizione fisica: 12
Betrachtungen versun ken, bis die Uhr vom Glockenturme der Kirche St. Johann die zehnte Stunde verkündete. Jetzt schloß Konrad den Schrein und verbarg den Dhlüssel in seiner Ledertasche. Zwischen den Steinarbeiten schritt er hindurch, stellte die Lampe an ihren Platz und trat, nachdem er die Türe geschlossen, hinaus ins Freie. An dem unvollendeten Baue vorüber schlug er den Weg nach seiner Wohnung ein, die nahe am Rheine gelegen war. Er blickte nicht um sich, sonst hätte er gesehen, daß noch zwei

hatte, Heiligenstatuen schmückten die Wände, und in der Mitte, dem Eingänge gegenüber, fielen die Augen auf ein großes Pergament, Konrads Gesellenbrief. Gar hübsch mit Gold und bunten Farben waren die Buchstaben gemalt, vor allem der Sinnspruch des jungen Steinmetzen, aus Freidanks »Beschei denheit" entlehnt: , _ „(Sott höhet alle Güte ^ Und niedrigt Hochgemute." Darunter glänzte in lauterem Golde des Ge sellen Werkzeichen, ein Kreuz, von einem Winkel durchschnitten. Konrad stand am Fenster; er schaute einem Kahne

der Erde falschen Schein. O Welt, ade! Gott segne dich! Zum Heimatlande fahre ich." — So sang der Scl)isser in seinem Kahne. Konrad schloß das Fenster und trat zu einem Schreine in der Wand. Er nahm eine große Mappe daraus hervor, legte ein Pergament auf den Tisch, griff nach einem Stifte und begann zu zeichnen. Es war ein seltsames Werk, das er unter den Händen hatte. Regelrecht schlossen die Linien aneinander; hier sich zu Fialen und Wimpergen verzweigend, dort kunstreiche Galerien und Fensterbogen

bil dend. stiegen sie höher hinauf und vereinigten sich in der wunderbaren, durchbrochenen Spitze eines Turmes. Konrad zeichnete aus der Erinnerung den Auf riß des Kölner Domes, Schon seit einem Jahre arbeitete er an dem Werke, indem er jede geheime Gelegenheit benutzte, um eine neue Linienverbin dung seinem Gedächtnisse einzugraben und sie dann auf seinem Pergamente wiederzugeben. Sein gan zes Sinnen und Trachten lebte im Dome; für dies Wunderwerk schwärmte er. und er wollte nicht rasten

und ruhen, als bis er wenigstens sein Bild besitzen und es täglich betrachten könne. Nur wenige kleine Zieraten waren noch zu vollenden, und die mühevolle Arbeit lag vor ihm, schmuck und schön. Niemand wußte darum, und niemand durfte es missen, sonst war es um ihn geschehen. Konrad war ganz in seine Zeichnung vertieft, so daß er nicht bemerkt hatte, wie man drunten an der Türe klopfte und diese geöffnet wurde. Erst als muntere Schritte auf der Treppe erklangen, fuhr er erschrocken

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Pagina 4 di 12
Data: 25.06.1922
Descrizione fisica: 12
war, „du hast mich als Weib gesehen; jetzt aber werde ich handeln als ein^Rann. Doch schnell, der Morgen naht bereits."^" Er nahm den Plan, rollte ihn zusammen und barg ihn unter seinem Mantels So schritten sie zum Eingänge der Bauhütte; starr und ernst stan den die Steinbilder da, und keines rührte sich. „Wir müssen das Schloß vorerst zerschlagen," sagte der Steinmetz, als sie zur Pforte kamen; „Konrad hätte ebenso handeln müssen, obgleich er die Schlüssel hatte." Die Mutter gab ihm Hammer und Meißel

sie an dem Hause der Jüdin an; auf einem nahen Turme schlug es gerade zwei Uhr. Im inneren -Prunkgemache warf Volker sich aus den Diwan nieder; die Mutter aber ging und holte von ihrem feurigen Weine. Mehrere Gläser goß der Steinmetz hinunter; dann sagte er: „Nun, Mutter, lebe wohl; jetzt gehe ich aus deinen Bahnen." Er nahm Abschied, den Plan aber ließ er in dem Hause der Jüdin zurück. Drunten, in dem Hause am Rhein, schlummerte Konrad ruhig und süß. Er träumte einen schönen Traum: Hoch oben stand

er aus der Zinne des süd lichen Turmes im Festkleide eines Meisters vom Dome. Eine unabsehbare Menschenmasse wogte unten auf und Nieder; Steinmetzen und Zimmer leute waren überall beschäftigt, denn die Domglok- ken wurden ausgezogen. Jetzt gab er ein Zeichen, alles war vollendet, und zum erstenmal ertönten in vollen Klängen die Glocken über Stadt und Land und grüßten mit frohem Laute den Allmäch tigen, dem dieses Haus geweiht war. Da erwachte Konrad. Wirklich tönten von ver schiedenen Kirchen die Glocken

und, kündeten den Morgen an, der aus der dunkeln, stürmischen Nacht sich in lauterem Golde erhob. „Daß dieser schöne Traum sich doch erfüllen möchte!" dachte Konrad; dann stand er auf und vereinigte mit dem Morgenruse der Glocken sein Gebet zu Gott dem Herrn. k. Das Gericht der Steil,metzen. Das war ein Funkeln und Glitzern auf all den tausend Dächern des alten Köln! Die dunkeln Wol ken waren wie weggescheucht, und die Sonne schaute vergnüglich drein, als hätte sie sich reiner gebadet

denn sonst bei ihrem Erwachen. Es mochte ungefähr sieben Uhr sein. In langen Reihen zogen die Steinmetzen und Werkleute des Domes aus der St. Johanneskirche, wo sie wie ge wöhnlich der heiligen Messe beigewohnt hatten, nach ihrer Werkstatt. Konrad ging voran, denn als Polier hatte er die Hütten zu öffnen. Aber wie fuhr er zusammen, als er den Eingang erbrochen und das Schloß Zertrümmert fand! Bleich mnd ent setzt sagte er mit bebender Stimme: „Hier ist ein Frevel geschehen!" und das Wort teilte sich den Reihen

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Tiroler Grenzbote
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Pagina 4 di 6
Data: 21.05.1930
Descrizione fisica: 6
Feteraveno Roman- und Unterlmltungs-Beilage des .AroSer Grenzboten 17. Fortsetzung ' Kinder der Berge. Roma» von Ant. Andrea Barel. Das Mädchen lachte, ein böses, verächtliches Lachen. Ihre Augen funkelten den Mann an. „Deinen Namen? I weiß, wie der ausschaut: er is im Mauthäusl dreckig geworden." „Doas wagst?" Der Bahnmeister wollte ihr ins Ge sicht schlagen; aber Konrad, der zusammengekauert in der Sofaecke saß, sprang dazwischen. „Does laßt du bleiben! A Vater wie du hat ka Recht nit mehr

allein zu Tisch saß, fragte der Bahnmeister, als ob er sich auf nichts besinne: „Wo bleibt der Kunra? I bitt mir aus, daß er zu Essenszeit doa is." Die Mutter entschuldigte ihn. Das warme Wetter hätte ihm Schwächezustände verursacht; er läge bei ver hangenen Fenstern in seiner Stube. In Wahrheit hatte Konrad sich nach jenem fürchter lichen Auftritt geweigert, wieder die Wohnstube zu be treten. „I mag nit noch amoal Worte hören, die a Hund schämig machen müaßten." So faß er oft tagelang

ver sorgte ihn damit. Zwischen den beiden wäre eine dicke Freundschaft. Und die jungen Mädchen im Dorf schauten sich nach ihm um oder liefen ihm absichtlich in den Weg. um von ihm gegrüßt zu werden. Aber Fred ging gelassen seinen Weg, und war der Konrad nicht an seiner Seite, hastete er. nach dem Inn zu kommen. Er dachte an seinen Dienst, an seine ange- nehmen freien Tage, an seinen Freund auf der Kranz- einod, und manchmal träumte er hinaus ins Weite — nicht mit Sehnsucht und Unruhe

, sondern mit dem Ge fühl des Geborgenseins. Was er dann wohl mit Blik- ken leuchtender Bewunderung suchte und verfolgte, das waren nicht die hübschen, verliebten Mädchen, sondern die himmelragenden Berge und der dunkle, rauschende Hochwald. 20 . Konrad packte den Rucksack: ein paar mächtige But terbrote, Eier, sein Buch für Pflanzenkunde, sein Messer, ein Seil und einige andere Kleinigkeiten, die er auf einem längeren Marsch ins Kaisergebirge benötigen konnte. „Mocht' mir amoal das Totenkirchl besehn." „Jesies", rief

du auch nix sagen tuast, i Hab' allweil 's Gefühl, verstehen tuast mi scho. Does is. immer a große Tröstung, meiKunrabua." Seite 2 Romanbellage des „Tiroler Erenzboten". Nr. 17 „Jst's wahr?" fragte der junge Mensch stockend. „Wahr und wahrhaftig! Und in der Still' denk i scho. daß unser Herrgott dir dei Kreuzl aufg'laden hat. damit du zur Stell' bist, deinem armen Muattl ihres tragen zu helfen." Mit krummem Rücken, ein merkliches Zucken in den langen dürren Händen, stand Konrad vor seiner Mutter

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Tiroler Grenzbote
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Pagina 4 di 6
Data: 12.03.1930
Descrizione fisica: 6
Keteravend Roman- und llnteckgltuWs-Beilsge des ..ArvLrr GrenMeF 6. Forisetzung. Kinder der Berge. Roman von Ant. Andrea Barel. Ec halte abends keinen Dienst, und da er sich in der Wohnung nicht blick, u ließ, glaubte seine Frau, er wäre ausgegangen. Er befand sich aber im Garten, in einem versteckten Eckchen, wo Konrad ihn nicht sah. Hier han tierte er mit der Zusammenstellung eines alten Spreng- Manches, der sonst für seine Zwecke nicht mehr tauglich war. Er ließ ihn in einer Tonne

mit Regenwasser voll saugen und unterhielt sich damit, Sprengversuche zu machen. Mit einem Male zischte ein Wasserstrahl nach der Laube hin, wo Konrad lag. Erschreckt fuhr dieser in die Höhe. Das Wasser ver breitete einen abscheulichen Geruch, so alt und trüb war es schon. Da kam ein zweiter Strahl. „Ho!" rief Konrad aufgeregt. „Gibt's Obacht! Hier ist halt a Leut in der Lauben!" Er wollte aufstehen, doch eine neue, stinkende Douche traf ihn mit solcher Gewalt ins Gesicht, daß er vor Schmerz und Wut

an genehme Dinge enthielt. Er hatte seine zwei Jahre ab gedient und war zum Unteroffizier avanciert. Die ganze Zeit hatte er nie eine Unzufriedenheit geäußert. Von seinen Vorgesetzten schrieb er immer in Ausdrücken der Hochachtung. Ueber die unerwartete Heimkehr seines Bruders äußerte er sich in keiner Weise. Er tat vielmehr. als wäre dieser nie von Hause fortgewesen und fragte an, womit er sich eigentlich beschäftige. Nichts machte die Taae schneller vergehen, als eine geregelte Tätigkeit. Da Konrad

über eine saubere und leserliche Handschrift verfügte, wäre es vielleicht ratsam, wenn er 'mal beim Herrn Bürgermeister vorsprechen würde, ob dieser ihn nicht in seiner Kanzlei brauchen könnte. Einige Mark verdientes Geld in der Tasche, stärkte erheblich das Selbstgefühl des Menschen. Amely fand die Idee großartig. Auch Konrad er wärmte sich nach und nach dafür. Der Umstand, daß er dann nicht mehr den langen lieben Tag zu Hause herum zulungern brauchte, war schließlich für ihn ausschlag gebend. Nur die Mutter

äußerte Bedenken. „Wenn du das viele Sitzen und die Kopfanstren gung bloß aushalten tust!" „Wie sollt er nit". rief Amely eifrig. „Er ist halt a junger Mensch. Gelt, Kunra, a fein's Unternehmen wird's!" Sie umfaßte ihn und drehte sich mit ihm im Kreise. „Zu guater Letzt wirst a Herr Kanzleirat. und dei Amely-Schwester bringt's zu a Frau Schulvorsteherin. Jesses, was a Sach!" Sie ließ Konrad los, der pustend auf einen Stuhl fiel, und steckte neugierig das Naschen in Freds Brief. „Da ist a Nachschrift

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Pagina 4 di 12
Data: 09.07.1922
Descrizione fisica: 12
hatte er in ihre Verheiratung mit Konrad eingewilligt, und schon am Feste Mariä Himmelfahrt sollte die Hoch zeit sein. Das war nun für immer vorbei, denn einen entehrten Verbrecher wollte er nicht zum Eidam haben, wenn Konrad überhaupt dem Tode und Kerker entrann. Man hatte nämlich in der Wohnung des Jüng lings auch den Brief aus Straßburg gefunden und noch einen zweiten von einem Steinmetzen in Frankreich, der dem Konrad hohe Summen ver sprach, wenn er ihm den Plan des alten Meisters Gerhard verschaffe. Konrad leugnete

zwar, daß er diesen Brief je mals erhalten; aber er sollte durch die Folter zum Geständnisse gezwungen werden. Nach zwei Tagen wollte man die Tortur vornehmen. So war mit einem Male Agnes' schönster Traum zerstört; vorher heller Frühling voll Duft und Sonnenglanz — nun hatte sich plötzlich kalter Nebel um all ihr Hoffen gelagert und alle Blüten ertötet. Konrad war fromm und brav und eines solchen Verbrechens unfähig, das wußte sie; aber wie sollte sie ihn retten? Sie war ja bloß ein schwaches Mädchen und nur stark

gewiß un schuldig, Agnes, wenn ich auch auf der Folter ge stehen würde. Aber ich will gerne alles erdulden, Lästerworte und Torturen, nur halte Du mich nicht für schuldig. Ich habe der lieben Mutter Gottes in der Kupfergasse ein Gelübde gemacht, zeitlebens jeden Sonntag vor ihrem Bilde den Rosenkranz zu beten, wenn sie meine Unschuld dartut. Willst Du Dich mit mir vereinigen? — Konrad." Es trat eine Träne in Agnes' Augen. Sie wandte sich zum Fenster und sagte: „Wie er nur so reden

kann! Ich habe ja nie an seine Schuld geglaubt. Freilich will ich mich mit ihm vereinigen; ich habe ja gerade jetzt noch für ihn gebetet; das soll Rein hold ihm schreiben, bevor Konrad aus die Folter kommt. Die liebe Mutter Gottes wird ihm helfen, daß er keine Lüge spricht." „Ja, betet nur recht, Fräulein!" sagte das Gek- kenberndchen, das jetzt gar nicht so närrisch war. „Ich kann Euch jetzt nicht alles sagen, aber auf der rechten Fährte bin ich doch." „Wir wollen's erwarten in Frömmigkeit und De mut". sagte Agnes

war, der kaum gehen konnte, und meine Mutter tot und mein Vater krank war, da hat sich Konrads Mutter meiner angenonimen. Die Kuens wohnten neben uns, und tagtäglich kam die Frau herüber und brachte meinem Vater warme Suppen; mich aber wusch sie und pflegte mich, als wär' ich ihr eigen Kind. Die ihrigen waren alle gestorben und Konrad noch nicht geboren. Sechs Jahre später kam Konrad zur Welt; da war mein Vater längst ge sund, und ich machte schon mit ihm die Narren sprünge. Den kleinen Konrad habe ich oft

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 18.07.1924
Descrizione fisica: 8
die vom Bezirkssekrekariat sowie die vom Landesjekretariat ausgesandten Fragebogen an das Bezirkssekretariat nach Kufstein ei «gesandt. Die sänmi- gen Organisationen werden ersucht, endlich einmal ihren Pflichten nachzukommen. 6) Das sechste Gebot. Roman von Ewald Haufe. • Otto kochte vor Wut, aber er wußte, wie tief er gefallen, und auch, daß er kaum schreiben konnte. . Aber er war vom Hochmutsdünkel befallen, der bei 'einem günstigen Wendepunkt des Schicksals keine ! Grenzen kennt. Am liebsten hätte er Konrad

!" und ein spöttischer Zug umspielte seine Mundwinkel. „Lasten Sie mich mit Ihren Ansichten ungescho ren," entgegnete Konrad. „Freuen Sie sich, daß : Sie Glück gehabt haben, und tun Sie etwas für • den Vater!" Otto lachte. „Für den Vater?" rief er. „Wissen Sie wohl, wie der gelebt hat? Ha, ha, ich danke ' für Moralpredigten! Hätte ich einen besseren, wäre ich heute noch ein ganz anderer Junge, mehr als zehn Makart zusammengenommen, jawohl, und /besäße noch das Haus am Maximiliansplahe. Mein Alter war ein Luftikus

, Der Mutters Geld verspielt, daß sie an der Schwindsucht starb. So ist's, Herr Jmhof!" „Eben deshalb sollten Sie eiue Lehre daraus ziehen!" versetzte Konrad mit Nachdruck. Otto lachte, daß er rot wurde. „Wie klug Sie i -reden!" erwiderte er. „Sie studieren wohl die Mo- j ral aus den Büchern? Also, wie steht's," frug er, „kommen Sie heute Abend mit oder nicht?" „Ich verzichte aus das Vergnügen," entgegnete Konrad, und Otto empfahl sich mit einem Liedchen. „So sind die Menschen, die es zu etwas brin gen

," sagte Konrad. „Und so müßten Sie aus- sehen, wenn Sittlichkeit ein Unsinn wäre. Ich dan-ke . . . Er ist der ordinärste Kerl, den ich ge sehen!" Und er griff zur Mappe und ging in das Atelier, wo er sich als Künstler fühlte, der den Höhen zustrebt. 7. Konrad und Otto waren so verschieden ange legte Naturen, daß ein Zusammengehen beider ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre. Ottos Na tur war eine verdorbene, seine Erziehung eine so vernachlässigte, daß er schon als Knabe zu allem zu gebrauchen

war, wenn nur ein Silberstück für rhn absiel. Es kam ihm dabei seine angeborene Schauspielergabe aus das beste zu statten, vor allem aber die Verschlagenheit. Er mochte treiben, was es war, heute dies, morgen jenes, immer ver stand er es, eine Wahl zu treffen, welche ihm bei der neuen Beschäftigung sowohl persönliche Frei heit als die Gelegenheit bot, etwas in die Tasche zu machen, um im Strom lustig mitzuschwimmen. Trotzdem sein Vater durch Konrad Geld ver diente, war es ihm gleichgültig, sich unter Um ständen

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Pagina 5 di 12
Data: 30.07.1922
Descrizione fisica: 12
m m. MM IT Der Steinmetz von Köln. KulturhistorischeErzählungausdem 15. Jahrhundert von Johannes Bap- 10 tistDiel. Der Narr eilte hinweg in das vordere Gewölbe; kurz darauf kehrte er mit einer Laterne, mit Man tel und Hut zurück. „Legt Eure Kleider wieder an!" sagte er zu Agnes, „Veit wird Euch nach Haufe führen, ich habe noch andere Dinge hier zu tun." „Habt Ihr den Plan noch nicht?" fragte Agnes mit einemmal bange. Berndchen antwortete nicht. „So ist Konrad doch verloren!" rief das . Mäd chen

den Meister trugen; es war ja heute für seinen liebsten Gesellen ein Ehrentag, und den mußte er feiern trotz seiner Krankheit. Dem Werkmeister folgte Konrad. festlich ge schmückt, inmitten seiner treuen Freunde, Rein holds und des Geckenberndchen. Hoch wallte die schmucke Feder aus des jungen Steinmetzen Barett; aber fein Antlitz schaute doch recht ernst und fast wehmütig drein, denn schmerzliche Gedanken ver woben sich mit den heitern Bildern, die der Tag seiner Ehrenrettung im Herzen hervorrief. Ach

Gott! Untreue tut ja in der Seele weh, nicht aus kalter Selbstsucht, sondern schon allein um des Freundes willen. Die Eintretenden wurden mit lautem Jubel be- griißt; Meister Claes stieg von der Bahre nieder und ließ sich zu seinem Sitze führen. Vor ihm auf dem rotbehangenen Tische lag der alte Domplan und die Kopie desselben, welche Konrad entworfen hatte. Nun wurde auch Volker hereingeführt, und das Gericht begann. Der Sohn der Jüdin gestand alles, es half ja doch kein Leugnen mehr; Stolz, Trotz

und schmerz liche Scham wechselten aus seinem Antlitze. Und als die Werkleute ihre Stimmen abgaben zu dem Urteilsspruche, da lauteten alle einstimmig auf Tod durch Henkershand. Ruhrg vernahm der Geselle diesen Spruch; er weinte nicht, nur um seine Lippen spielte ein leich tes Zittern. „Habt Ihr etwas etnzuwenden gegen diesen Spruch oder eine letzte Gnade zu erflehen?" fragte Meister Claes den Gefangenen. „Nein!" lautete des Jünglings Antwort. Da trat Konrad vor, der bis jetzt schweigend und in tiefes

Sinnen verloren der Verhandlung beige wohnt hatte. „Ehrsamer Meister und ihr. liebe Leute vom edeln Gewerke der Steinmetzkunst? Ist mir vergönnt, ein Wort zu reden?" fragte er mit fester Stimme. Die Männer nickten bejahend. „Redet, Konrad Kuen!" erwiderte der Werkmei- ster. „Ein treuer Freund die Treue hält!" hob Kon rad an. „Nach Steinmetzrecht und Satzung habt ihr das Urteil über Volker gefällt; ich Hab' nicht mit gestimmt, denn ihr habt auch Liber mich noch ein Urteil zu sprechen." Die Werkleute

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Lienzer Nachrichten
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Pagina 6 di 12
Data: 20.08.1926
Descrizione fisica: 12
. An den Platz gekommen, wo die Jüng linge sich in allerlei zum Teil ritterlichen Spie len ergötzten, vernahmen sie, wie das Volk einmal über das andere rief: Gewonnen, ge wonnen — er ist's wieder, der Starke! — ja, gegen den kommt niemand auf! — Meister Martin gewahrte, als er sich durchs Volk gedrängt halte, daß alles Lob, alles Jauchzen des Volks niemandem anders galt als sei nem Gesellen Konrad. Der hatte im Wettren nen, im Faustkampf, im Wurfspießwersen alle übrigen übertroffen. Als Martin herankam

, rief Konrad eben: Ob es jemand mit ihm auf nehmen wolle im lustigen Kampsspiel mit stumpfen Schwertern? Mehrere wackere Patri- zierjünglinge, solch ritterlichen Spiels ge wohnt, ließen sich ein auf die Forderung. Nicht lange dauerte es aber, so hatte Konrad auch hier ohne alle große Mühe und Anstrengung sämtliche Gegner überwunden, so daß des Lob- preisens seiner Gewandtheit und Stärke gar kein Ende war. Die Sonne war herabgesunken, das Abend rot erlöschte, und die Dämmerung stieg mit Macht herauf

. Meister Martin, Rosa und die beiden Gesellen hatten sich an einem plät schernden Springguell gelagert. Reinhold er zählte viel Herrliches von dem fernen Italien, aber Friedrich schaute still und selig der holden Rosa in die Augen. Da kam Konrad heran leisen, zögernden Schrittes, wie mit sich selbst uneins, ob er sich zu den andern lagern solle oder nicht. Meister Martin rief ihm entgegen: „Nun, Konrad, kommt nur immer heran. Ihr habt Euch tapfer gehalten auf der Wiese, so kann ich's wohl leiden

an meinen Gesellen, so ziemt es ihnen auch. Scheut Euch nicht, Ge selle! Setzt Euch zu uns, ich erlaub' es Euch." Konrad warf einen durchbohrenden Blick aus den Meister, der ihm gnädig zunickte, und sprach dann mit dumpfer Stimme: Vor Euch scheue ich mich nun ganz und gar nicht, Hab' Euch auch noch gar nicht nach der Erlaubnis gefragt, ob ich mich hier lagern darf oder nicht, komme überhaupt auch gar nicht zu Euch. Alle meine Gegner Hab' ich in den Sand ge streckt im lustigen Ritterspiel, und da wollt

' ich nur das holde Fräulein fragen, ob sie mir nicht auch wie zum Preis des lustigen Spiels den schönen Strauß verehren wollte, den sie an der Brust trägt. Damit ließ sich Konrad vor Rosa auf ein Knie nieder, schaute mit seinen klaren braunen Augen ihr recht ehrlich ins Antlitz und bat: Gebt mir immer den schönen Strauß als Siegespreis, holde Rosa, Ihr dürft mir das nun durchaus nicht abschlagen. Rosa nestelte auch solgeich den Strauß los und gab ihn Konrad, indem sie lachend sprach: Ei, ich weiß ja wohl

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Tiroler Grenzbote
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Pagina 4 di 6
Data: 26.03.1930
Descrizione fisica: 6
und nur zweimal in der Woche nach Hause kam. Sie wollte unter allen Umständen Geld verdienen — zu wel chem Zweck, das war zwischen ihr und ihrem Verlobten Geheimnis geblieben. Ihre ersten Ersparnisse waren ein Tropfen aus den heißen Stein gewesen. Die Mauthäusl wirtin verstand sich aufs Ankreiden und Rechnen, beson ders wo sie nicht gewillt war, eines ihrer Opfer fahren zu lassen. Sie war so voll guten Muts und voll Arbeitsfreudig- keit, daß es sie auch nicht beunruhigte, als Konrad sie einmal, im Vertrauen

mit einem Ueberschwang von Zärtlichkeit. Oft war sie froh, wenn er an einem ihrer freien Tage Dienst hatte. Dann konnte sie sich mit Konrad unterhalten über all die wichtigen Dinge in der Familie und in ihrer Be rufstätigkeit. Auch über Fred tauschten sie ihre geheim sten Sorgen und Hoffnungen aus, — oder wenn Konrad sehr gesprächig war — schwelgten sie in den Erinnerrm- gen ihrer Kindheit, da sie drei unzertrennlich waren bei allen aufregenden Unternehmungen. „Weißt noch", sagte Konrad, „als wir uns amoal

: „Jesies, was sind wir gelaufen, 'nunter ins Jnnwäld- chcn. Fred allemoal vorauf. Aber im Stich hat er uns nimmer g'lasien." Als sie sich so dem Genuß schöner, vergangener Zei ten Hingaben, meldete sich unter ihrem Fenster die junge Hochtouristin, die Tochter des Hofmair „Sie wollte sehen, wie der Amely die neuen Würden bekämen." „Bitt' schön, das Fräulein Trud!" sagte Konrad. der von allen Freunden und Bekannten seiner Schwester dies stille Mädchen am besten leiden mochte. Amely paßte an der Treppe

an. Die Trude richtete aber ein paar so ernsthafte Augen a:.j sie, dsß sie einsah, hier war nicht zu spaßen, sie mußte Rede stehen. „Jesses, solch a Eil hat's nimmer. Aber wahr ist's verlobt sind wir mit'nander." „Hast ihn liab?" fragte die Trud immer mit dem selben tiefgehenden Blick. „Freist..." „Does is nit wahr!" sagte Kourad dazwischen, „does luagst dir halt vor." ^ ' Amely riß die Augen auf, als hätte sie einen Stoß bekommen. Wenn der närrische Konrad da wieder ein mal ganz was Gescheites gesagt hätte

war'. Wenn er dann sein' Augen auftut — viel leicht sieht er mei Liab ..." Konrad, der gesessen hatte, als ob er nicht auf die Mädchen hörte, stand auf und trat vor die Trud hin. „Und wann er dann a andere schauen tut?" „Dann war's nix mit meinen Hoffnungen." Wie ein Seufzer glitt es über die Lippen des Mäd chens. Konrad aber sagte versonnen: „A echte Liab wiegt mehr als a g'täuschte Hoffnung! I denk halt, die Ding in der Welt, die a weng wert sind, kommen alle amoal zu a guats End." Amely war nicht so beschaulich veranlagt

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Pagina 3 di 12
Data: 03.12.1922
Descrizione fisica: 12
Das Auge der Alpen. iE ine Erzählung von Reimmichl.) 4 Um sich etwas zu beruhigen, wanderte er lange Zeit an der Riva degli Schiavone auf und nieder. Aber der Sturm in seinem Herzen kam nicht zur Ruhe. Immer wieder ließ Konrad Aigner die rätselhaften Vorgänge an seinem Geiste vorüber ziehen, doch wurde ihm die Sache nur umso dunk ler, je mehr er grübelte und studierte. Rätselhaft war alles. Schon die Persönlichkeit des Fräuleins. Beim ersten Zusammentreffen, beim Nachtfest auf dem Kanal

hier nicht länger sein kann." „Ich habe noch fünfzig Gulden in der Tasche," erklärte Konrad Aigner. „Die Hälfte davon ist schon in unseren Voran schlag ausgenommen. Wenn dir keine anderen Resourcen zur Verfügung stehen, heißt's die La ger abbrechen." „Woher sollen mir andere Mittel zur Verfügung stehen?" „Also keine? Dann stelle ich den Antrag, daß wir morgen den schönen Gestaden der Adria nebst Giacomuzzi Valet sagen, mit dem Miltagszug nach Westen segeln und durch die Gebirgspässe uns nach Rhätien

zurückschlängeln. Wer stimmt für meinen Antrag?" „Ich! — Und ich?" krähten Volker und Ulix zu gleich. „Morgan? Was fällt euch ein?" rief Konrad Aigner/„So schnell kann ich unmöglich fort." ^.Und wir können nicht länger bleiben," schwa derte Ulix; „weißt, Elmarchen, wir haben dir zu Lieb ehedem schon unseren Rückzug um etliche Tage verschoben: aber das kannst du von der un eigennützigsten Freundschaft nicht verlangen, daß wir auf der Klingelbeutelstange oder auf dem Schubkarren heimreiten." „Früher hat's immer

geheißen: alle oder keiner!" „So heißt's jetzt auch noch, hehehe," lachte der kleine Volker; „alle bleiben wir nicht hier —also keiner." „Wir üben auf niemanden einen Zwang aus," ließ sich wieder der tiefe Baß vernehmen; „wenn Elmar seinem Abenteuer länger nachgehen will, müssen wir ihn dem Schicksal überlassen." „Ich habe kein Abenteuer," fuhr Konrad Aig ner aus. „Aber du bist auf einer romantischen Irrfahrt, wo du leicht vom Gaul stürzen und dir das Genick brechen kannst," bemerkte Ulix. „Was weißt

denn du?" „Ich weiß gar nichts, als daß du Heimlichkeiten hast vor deinen besten Freunden. Deswegen geht unsere Freundschaft aber nicht in Scherben, son dern wir möchten dich ebenso herzhaft aus dem ge fährlichen Wirbel herausreißen, wie du das Fräu lein aus dem Wasser gezogen hast." - „Ich bin kein Kind," sagte Aigner trotzig; doch bald setzte er freundlicher hinzu: „Habt Geduld, morgen wird sich die Sache entscheiden." Am andern-Tag zwischen neun und zehn Uhr ing Konrad Aigner noch einmal in die Markus- irche

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Tiroler Grenzbote
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Pagina 3 di 14
Data: 31.12.1924
Descrizione fisica: 14
Seite 4 Feierabend Blatt 20 gerade die saubere Mirzl, die als fesches Kocherl gehörig über ihre Herrschaft loszog und zum Schluß den Vers .sang: „Komm i wieder aus d' Welt, So werd*' i a Henn, Da kann mi koa Mensch schikanieren; Des Morgens lege ^ gemüatli mell Ei, Dann habe t den ganzen Nachmittag frei Und gehe mit mellm Gockel spazieren." Starker Beifall folgte und als Konrad hinauf schrie: „O, du liabs Kocherl sell, lass do mi dein Gockl sei'", da brach eine ungeheure Heiterkeit

aus. die.sich noch steigerte, als Mirzl dem Kon rad beim Verlassen des Brettls eine Kußhand zuwars. Konrad war selig. Etwas weiberleutisch belastet, freute ihn diese Auszeichnung unbändig. Immer noch kamen neue Gäste. Da tauchte auf einmal ein Herr mit einer ergreifend hohen Angst röhre auf. Bei einer solchen Gelegenheit mit einem Zylinder zu erscheinen, war damals in München ein gewagtes Unternehmen. Der Herr war offenbar ein Fremder. Als Konrad, der es' besonders scharf auf Zylinderhüte

hatte, und dem schon unter normalen Umständen die Hand juckte, wenn er eine solche Kopfbedeckung sah, den Mann bemerkte, war er außer Rand und Band. Zum Unglück ging der Herr noch auf den Tisch zu, an dem das saubere Kleeblatt saß. Schon erhoben sich Rufe/ wie: „Zylinder! — Eintreiben!" und: Puff! Da traf ein ganz geschwinder Schlag von Konrad seiner Hand Auf des Fremden Prachtzhlinder, Daß der Mann im Dunkeln stand. War das ein Gewieher und Gedröhn! Aber Verwicklungen folgten. Der Wirt erschien und wurde grob

. Der Herr schälte seinen Kopf aus der dunklen Hülle und Ing wütend aufzubegehren an. Es gab schwere Meinungsverschiedenheiten, in deren Verlaus Konrad und seine Kameraden dem Fremden in Aussicht stellten, ihm „einige in die Fassade zu widmen, daß ihm sämtliche Ge- jsichtszüge entgleisen." Richtig war auch gleich ein Schutzmann da, der die zweite Ausschreibung be sorgte und die drei höflich, aber kühl ins Freie begleitete. Das tat ihrer guten Laune aber keinen Abbruch; im Gegenteil, Konrad sehnte

sich in sei nem fröhlichen Unternehmungsdrange geradezu nach weiteren Schwierigkeiten. Im Ratskeller hieß es, sich etwas zusammennehmen. Aber eine Gaudi mußten sie sich auch hier leisten und so spiel ten sie, kaum warm geworden, den animierten Gästen die bekannte Szene der „Menagerie-Aus rufer" vor und schrieen in die Hrwürdigen Bac chusräume: Konrad: „Hier ist zu sehen Boa confliktor^ die Riesenschlange; sie mißt vom Kopf bis zum Schwanz zwanzig Meter, vom Schwanz bis zum Kopf dreißig Meter

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 12.08.1924
Descrizione fisica: 8
diesem Mädchen wiederholt aus der Promenade getroffen/ „Was soll denn das beweisen, ich bitte dich!" „Das beweist natürlich nichts. Aber ich habe mehr als das gehört... Wie gesagt, es ist ein on dit, aber ein pikantes... Ich denke, es muß dich aufs Höchste interessieren, da dich ihr Bild berühmt gemacht.. Konrad war wie betäubt. „Entweder, es ist die gemeinste Verleumdung oder die fürchterlichste Wahrheit!" rief er. „Das Mädchen ist meine Frau!" Rakowsky fuhr zusammen. „Deine Frau?... Bist du verheiratet

?... Pardon, wie konnte ich das wissen!... Pardon!..." „Noch heute soll ich eS erfahren!" sagte Konrad, und stürmte davon, Rakowsky allein lastend. Konrad war bis in den Grund der Seele er schüttert; es war ihm unmöglich, zu g , daß Rakowsky die Wahrheit gesagt und P e n be trogen. Er eilte durch die Straßen, - -i zur Rechenschaft zu ziehen. „Sollte sie mit diesem Menschen - •) Be ziehungen gehabt haben?... Wie Jk sie bis heute alles verbergen können?" srug er sich. „Ich sollte hintergangen worden

Ruhe sagte er, Kon rad am Arm fastend: „Natürlich weiß ich nicht, ob mich meine Verleumder nicht mit Fräulein Su sanne gesehen..." Konrad öffnete den Mund. „Nein, eS handelt sich um meine Frau, nur um diese!" sprach er mit Nachdruck. „Aber als Maler werden Sie wissen, daß Ihre Frau und Susanne sich fast auf das Haar glei chen. Alle Leute sagen es, die Tante redete ja im mer von ihren Zwillingsnichten!" Konrad mußte zugeben, daß die Ähnlichkeit eine große war. „Sie sagen, daß Sie mit Susanne

und nicht mit meiner Frau verkehrten. Ist das die volle Wahr heit?" frug Konrad, ihn scharf anblickend. Otto legte seine Hand aus Konrads Schulter und erwiderte gemütlich: „Freund, es ist so, und nicht anders! Aber — Ich erwarte von Ihnen als > Ehrenmann, daß Sie die Susanne mit dieser Her zenssache nicht noch nachträglich behelligen. Die Sache ist beendet. Sie werden es gestern'selbst ge merkt haben." Konrad ging beruhigt von dannen. Als er anderen Tages im Freihofe mit Rosa al lein war und über den Erfolg in Paris

sie gleichgültig; es kostete ihre ganze Kraft, in ih rem Schuldgefühl nicht aufzuschreien. „Glaubst du, daß die Sache wahr ist?" frug er. „Wie soll ich es wissen?" erwiderte sie, halb un wirsch. „Aber hältst du es.für möglich?" „Es könnte ja sein," entgegnete sie. Konrad fühlte sich erleichtert. „Es könnte ja sein!..." wiederholte Susanne. Es bedurfte ihrer ganzen Selbstbeherrschung, nichts aufzusprinngen und ihrer Schwester in Gegenwart! Konrads die furchtbare Wahrheit vor die Füße zu werfen. ' „Nein, niemals

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 08.05.1929
Descrizione fisica: 8
— aber des Nachts läßt man dem Buhlen die Tür offen —" Jetzt riß es Konrad ganz empor. Aber ehe er noch etwas sagen konnte, fuhr Offo fort: „Und weißt, wen sie sich als Buhlen erkiest hat? —. Deinen Bruder Dietwalt!" Konrad sprang aus — taumelte — wäre fast vornüber gefallen. Offo sing ihn noch rechtzeitig auf. „Nur ruhig Blut!" sagte er leise und bestimmt. Aber jetzt schrie Konrad aus: „Du bist ein Narr. Offo!" Er bebte am ganzen Leib. „Das gibt es nicht — das kann es nicht geben —" „Bin kein Narr," sagte Osso

. „Was meine Augen sehen und meine Ohren hören — und beide sind gut! — das streitet mir kein Mann und kein Weib ab. Neulich, alS das Unwetter war. da traf ich sie in einer Waldhütte, wo ich unterstehen wollte. Es ging gerade ein Blitzstrahl nieder — sie hörten und sahen nicht, so herzten und kosten sie ein- ander. Als ich die Tür öffnete, da schwanden ihr die Sinne. Ich habe genug gesehen." Konrad war auf seinen Sitz zurückgesunken und mur melte wie einer, der vor sich selber Verborgenstes kaum offenbar

über zeugen, was sie jetzt Vorhaben ..." Er lachte häßlich auf. „Denn sie hat's ihm heut abend gesagt — Hab es selber ge hört —, daß ihrer Kemenate Riegel offen stehen soll . . ." Mit einem ächzenden Laut wollte Konrad aufspringen, zur Tür stürzen. Offo hielt ihn zurück, packte ihn, zwang ihn wieder auf den Sitz nieder. „Langsam, langsam, Junker Ungestüm!" sagte er. „Du verdirbst mir mein ganzes Plänchen. Was willst tun? Lärm schlagen, Aufsehen machen — daß es morgen die Spatzen vom Dach pfeifen, das Lied

von der Buhlenwirtschaft?! — Ich weiß dir was anderes. Wir sehen uns beide mit eigenen Augen an. was da ge schieht; und morgen kannst dann den sauberen Junker aus Engelland ausjagen —" Er lachte boshaft auf. „Itzt weiß man's ja. warum er der widerspenstigen Magd die Stange hält! Warum die Hochzeit immer wieder und wieder muß hinausgeschoben sein. — Ich helfe dir das Nest ausmisten. Konrad, an mir sollst einen guten und getreuen Schwager haben — trotz allem . . ." Konrad setzte zum Reden an. Lange brachte n Wort heraus

. . ." Willenlos folgte Konrad dem leise Voranschreitenden. Sie stiegen durch einen Seitengang in das zweite Geschoß hiMuf, Langsam und LWM ZgMN He vorwärts es w ar turmisfion zukommt und der wir uns in einem Jahrzehnt harter Not durchaus würdig erwiesen haben. Das große Werk der Wiederaufrichtung der Finanzen und der Währung Oesterreichs wird die Regierung mit größ ter Entschiedenheit vor jeder Gefährdung bewahren. Alle Kreise der Bevölkerung müssen sich bewußt sein, daß ihre wirtschaftliche Existenz

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 6 di 8
Data: 11.08.1924
Descrizione fisica: 8
. Er erschien < unerwartet. Unter dem Vorgeben, daß er ein En- ! gaaement in Amerika erhalten und Strobel einen Abschiedsbesuch zu machen habe, hoffte er, mit Rosa zusammen zu kommen. Die Stimmung frei- ' lich, die er im Freihose fand, war eine andere, als i er gedacht. Rosa und Susanne legten auffallende , Kühle an den Tag, während ihn Konrad — ganz 1 im Gegensatz zu seinem früheren Benehmen — fast mit Entgegenkommen behandelte. Rosas Seele war ein verzehrendes Feuer ge- j worden: an Stelle der Liebe

brannten Qual und 'Schmerzen. Sie konnte ihn nicht mehr ersehen, sie wußte, was er war. ' „Mit uns ist es aus!" sagte sie, als er ihr M- 1 leinsein benützte, um seine ehrlose Handlungsweise 'durch eine Flut von Lügen zu rechtfertigen. „Fort von mir, der du mich in den Tod treibst!" warf sie ihm ins Gesicht, die Tür vor ihm zuschlagend; und ; als er versuchte, Susanne mit Liebenswürdigkeiten ; zu übers-bulten, mußte er es sich gefallen lasten, . daß sie nicht zu Tisch kam. Konrad, der noch glaubte, Otto

sei wegen Su sanne gekommen und zeige sich kühl, um sich nicht . zu verraten, benützte die Gelegenheit, mit Otto !über sie zu sprechen; er hoffte, daß er ihm eine Andeutung, wenn nicht mehr, machen würde. Al lein Otto, besonders durch Susannes Benehmen unangenehm berührt, scheute sich nicht, eine Reihe Verdächtigungen gegen dieselbe anzubringen, wußte er ja, daß es sür ihn mit dem Freihofe für immer zu Ende sei, so daß sich Konrad schließlich genötigt sah, Ottos Worten mit Entschiedenheit

entgegenzutreten. Es wäre beinahe zu einem Auf tritte gekommen, hätte Konrad nicht ein beschwich tigendes Moment in dem Gedanken gefunden, daß Susanne mit ihm keine Beziehungen gehabt. Die Umstände brachten es sogar mit sich, daß Kon rad und Otto zusammen nach München reisten. 28. Die Ausstellung, wegen welcher Konrad nach München ging, hatte für ihn eine andere Bedeu tung gewonnen als damals, als er mit Susanne im Glaspalaste zusammentras. Er hatte ein Stück Leber^ hinter sich und war in den Tiefen der Kunst

. Aber heute bist du ein gemachter Mann. Ich gratuliere!" fügte er hinzu, ihm beide Hände schüttelnd. Konrad sah ihn verwundert an. „Bist du noch nicht zufrieden?" J meinen Erfolgen?" „Mit dem Bilde, welches du gemalt!" " ^stebe dich nicht." „Donnerwetter, mit dem Bilde, von dem du in München eine Skizze machtest." ; Konrad wußte noch immer nicht, was Rakowsky wollte. „Weißt du denn nichts davon?" Konrad schüttelte den Kops. „Es hat seinen Weg gemacht. In Paris spricht und schreibt man davon

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 5 di 8
Data: 17.07.1924
Descrizione fisica: 8
wird dies Ziel ja noch nicht erreichbar fein, aber zähe, beharrliche Arvfllärung in allen Gewerkschaftsversammlungen wird dazu beitragen, aus gedankenlosen Arbeitersvießern, die 'bei Karten spielen und Bier große Ausgaben vergessen, zu wirklichen klassenbewußten, für ihre eigene Jugend besorgte Sozialdemokraten zu machen. ! Warnung vor Schwindlern. Das Präsidium der Landesregierung teilt mit: Seit mehr als einem 51 Das sechste Gebot. Roman von Ewald Haufe. Konrad war inzwischen in bester Stimmung. Rakowskoh

, ich ffmhte komponieren. Und 'denken Sie, diese Kom position, die erste, galt lange Zeit als meine beste!* Konrad wurde rot; es war ihm, als spräche Wolkosf von ihm. „Ich sage ja nicht, daß alles Sinnlichkeit war; die Liebe ist nicht nur sinnlich,* fuhr er fort, fein Pfeifchen rauchend. „Allein Sinnlichkeit ist der Grund der Gründe. Ich sah die Schönheit, sie be zauberte mich, fühlte Leidenschaft. Wenn das Herz entflammt, steigt eben 'die Phantasie himmelhoch. Natürlich ahnte niemand, wie ich zu der Kompo

sition gekommen war; aber der Schmerz, die Sehn sucht, und was in ihr liegt, ist die Liebe, die ohne Sinnlichkeit nicht 'denkbar ist." „Und ist es Ihnen gleich, ob Sie das Mädchen, das Sie berauscht, in ihrer Schönheit brechen, wie die Knospe vom Zweige?" srug Konrad. Rakowskh und Wolkosf lachten. „Wenn mich ein Mädchen liebt," versetzte Rakowskh, die Gläser zu sammenstellend, „und es mit mir glücklich zu sein glaubt, was geht das einen Dritten an? Heute ist doch jeder so weit, daß er weder

24, Landeck ab 8 Uhr 58, nicht gut christlich oder unchrrstlrch ist, ein Mäd chen anzusehen. Man sieht es eben an, und ist es einem aus der Seele gesprochen, begehrt man. Und wenn beide begehren, ist die Boraussetzung der Befriedigung geschaffen. Ohne sie wäre die Erde eine Hölle; sie kann gar nichts anderes sein sollen, als die Welt der Befriedigung. Jeder Spatz will befriedigt sein, die Blume braucht Wasser und Sonnenschein, wie der Mensch die Liebe." Konrad schwankte zwilchen reinem und sinn lichem

Streben. „Ich bleibe aber doch dabei," sagte er, „die wahre Liebe ist die von allem Sinn lichen freie, reine, ideale." Rakowosky ging an das Klavier. „Kennen Sie Wagners Musik?" srug er, sich an Konrad wen- dend. „Ich habe klassische getrieben." „Sehen Sie, man kann doch nicht, sein Leben lang Mozart und Hahdn spielen," entgegnete Ra kowskh, „wenn es einen Wagner gibt. Hören Sie mal scharf zu!" sagte er, sich an das Instrument setzend und mit kühnem Griff in die Tasten greifend. „Wie gefällt

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Tiroler Grenzbote
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Pagina 4 di 6
Data: 05.03.1930
Descrizione fisica: 6
stürmte mit dem Brief zu ihrer Mutter Pnauf. „Ist das a Freid!" ries sie. „Mei Kunra-Bruder kommt heim." Die Mutter aber entgegnete gequält: „Freid ... wo doa a Freid? Er wird dem armen Bua 's Leben zua HLtt machen, und mei Sorgen nehmen ka End." Zwei Tage später traf Konrad ein. Der Bahnmeister befand sich im Dienst. Er stand mit dem Rücken gegen den Wagen, aus dem sein Sohn Weg, und sprach voll Amtseifer mit dem Zugführer. Er schien auch nicht zu sehen, daß Amely gelaufen kam und den Bruder umhalste

. Konrad merkte, daß der Vater seine Ankunft über sehen wollte. Er bat die Mutter, in der Küche essen zu dürfen. In der Anstalt wäre er angehalten worden, sehr langsam zu essen; das möchte den Vater ungeduldig machen. Im übrigen wäre er sehr abgespannt von der Reise. Zu Amely sagte er: „Kummst a wenig mit? I muß mi halt an das Alleinsein in der Stuben g'wöhnen. Sonst war's Fred! da. Joa, wie geht's dem? Er hat mir immer seine Ansichtskarten geschickt, ganz fidel. Aber nit a Wort von sich. A sunderbarer

Bua!" In seinem Stübchen, mit Amely allein, taute er ordentlich auf. Sie mußte sich zu ihm ans Fenster setzen. Es stand weit offen. Konrad reckte die Arme. Die würzige Abendluft umspielte sein Gesicht. Er beugte sich hinab und atmete in langen, wohligen Zügen. „Gelt, Amely, does sind unsere Berg'. Und schönere hat's nimmer aus der Welt. Doa ist der Kronstein mit se''m faltigen Mantel, der finstere Hochbarren, 's Wild horn und mei Kaiser, mei grau, ewig alter Kaiser. Grüaß di Gott! 's ist a Freid

, euch wiederz'schaun." „Nit wahr?" rief Amely in Entzücken. „Und fein is, daß mei Kunra doaheim is. Ich nehm Heuer a Vakanz, damit i mit dir auf die Berg steigen kann. Und weißt, zu allererscht geht's aus den Kanzler." „So? Warum auf dena?" Amely machte ein geheimnisvolles Gesicht. „Ich Hab' a Freind in der Einöden dorten." Konrad wollte mehr wissen. Es war ihm neu, daß seine Schwester mit jemand anders als mit ihren Brü dern befreundet sein sollte. Amely brannte darauf, ihm alles zu erzählen. „Der Lsbrer iÜ'L

. A feiner Herr unda gelehrter H err. Es läßt mir ka Ruh, eh' ich nit weiß, weshalb er strafver setzt wor'n is. Solch a liaber Mensch." „Joa, wo hast ihn kennen gelernt?" fragte Konrad ungeduldig. Nun legte Amely los. Ihre Schilderung von dem Lawinensturz und der Gefahr, aus ivelcher sie der Lehrer gerettet hatte, ging ins Ungeheuerliche. Sie hörte wieder das Wildhorn donnern und krachen, lief wieder mit dem Bruder durch spritzende Wasser, sah die weiße, tobende Riesenwolke wie vom Himmel brechen

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Alpenländer-Bote
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Pagina 3 di 12
Data: 28.05.1922
Descrizione fisica: 12
und manch herrliches Ornament hatte die kunstfertige Hand eines Kuen gehauen. Auch in anderen Gauen Deutschlands war das Geschlecht des Jüng lings bekannt, und erst vor einem Monate war sein Oheim, Kaspar Kuen, als Baumeister am Dom zu Ustn mit Ruhm gestorben. Auch Konrad lebte ganz seiner Kunst und ihrem Dienste für das Werk des Herrn. Obgleich kaum fünfundzivanzig Jahre alt, war er doch schon einer der ersten Arbeiter in den Steinmetzhütten zu Köln. Meister Claes liebte ihn und hatte ihm das Amt

eines Schließers der Hütten und Aufsehers über die Steinmetzarbeiten anvertraut. Auch der größte Teil seiner Mitge sellen war ihm von Herzen zugetan; und doch war Konrad nicht glücklich und nicht zufrieden. Eine trübe Schwermut über manche Dinge, die er in den letzten Monaten erfahren, hatte sich des Jünglings schon tiefer bemächtigt, und der heftige Kampf mit demjenigen, der früher sein treuester Freund, jetzt aber sein ingrimmigster Gegner war, hatte von neuem alle diese Gefühle in ihm wach gerufen

er auch mich zertreten, aber es soll ihm nicht gelingen." fuhr er in heftigem Tone auf. „Nom. aelirmen soll es ibm nickt, io wahr ick Kon rad Kuen heiße, und die Ideale, welche meineBrust beseelen, müssen den Sieg davontragen iiber sein Krüppelhaftes Sinnen!" „Sie werden es auch; aber nur ruhig, feuriger Geselle!" antwortete eine Stimme dicht hinter dem Jünglinge. Konrad fuhr zusammen; er schaute um sich und erblickte den Narren, der mit der Schellenkappe ein höfliche Verbeugung machte. „Seid Ihr es. Meister

Springer?" fragte der Steinmetz, indem er sein Antlitz zu glätten suchte. „Ja, ich bin es freilich," entgegnete der Gefragte; „der Narr steht einem Narren gegenüber, und ich könnte die Schellenkappe wohl Euch abtreten. Do-?r- ich fürchte, Ihr würdet alle Welt mit Eurem Zivlr sinne anstecken, und dann wäre unsereinem das Handwerk für immer gelegt." „Ich bin mit dein Tausch zufrieden," sagte. Konrad hastig, „nur müßt Ihr mir mit der Kappe die Fröh lichkeit übertragen. Doch Ihr versteht

nur noch auf Eure, seines besten Freundes Huldigung." „Ich komme heute nicht, jetzt nicht, Berndchen!" erwiderte Konrad in ablehnendem Tone. „Sägt ihm. daß ich nicht fröhlich sein könne wie Ihr, wenn es mir im Herzen wogt. Wie sollte ich an Volkers Seite den Einzug halten, nachdem er mich so bit ter gekränkt hat und wir beide die Freude des Fe stes störten?" Das Geckenberndchen wollte drängen, aber der Jüngling unterbrach ihn: „Ihr überredet mick nicht, darum sparet Eure Worte. Ich gehe allein m die Stadt zurück." Der Narr

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Alpenländer-Bote
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Pagina 4 di 12
Data: 19.11.1922
Descrizione fisica: 12
. Aufsehen erregten beide, sowohl der Herr als das Mädchen, ungleich größeres aber das Mädchen, dem, wo sie vorbeika men, alle Blicke folgten. Da und dort hörte man Ruse: „Ecco I abella donna — seht die Schönheit! - — La bella Inglesa — die schöne Engländerin!" „Hahaha", lachte Bachus, der Niese, „jetzt ists auf einmal eine Engländerin, hörst du Elmar?" Von allen Seiten flogen dem Mädchen Blumen zu. dieses dankte überallhin mit einem reizenden Kopfnicken. Im Schifflein der Studenten war Konrad Aigner

!" Nun stimmte Konrad Aigner an: „Q Dirnal. tief drunten im Tal. Schaug auffa zu mir amol: Es is jo gor so long scho her, Daß i dei' Stimm nit hör." Und noch voller und weicher schmolzen die Ak korde zusammen: „Mei' Herz, das kennt zwoa oanz'ge Tön', Die Glocken und dei' Stimm so schön, Und klingen d i e vom Toi herauf, Tuet si' der Himmel auf." „Bravi! Bravi! Bravi! scholl wieder der Bei fallslärm. Die Gondel, in der das blendend schöne Mädchen saß, war ganz nahe herangerudert, und das Mäd chen rief

- rina annega — das Fräulein ertrinkt! — L'aequa 6 molto profonda — das Wasser ist tief! La donna perduta — das Mädchen geht zugrunde!" usw. Je mehr durcheinander geschrien und gestikuliert wurde, desto weniger traf man Anstalten zu einem Rettungsversuch. Aber schon hatte Konrad Aigner, der ein guter Schwimmer war, Rock und Weste von sich geworfen und die Schuhe abgestreift. In dem Augenblicke, als das weiße Kleid des Mädchens, das ein paar Sekunden mit den Wellen kämpfte, unter dem Wasser verschwand

. Stürmische Rufe erschollen: „Un-bravo giovane! Un eroe! Ein wackerer Junge! — Ein Held!" Konrad Aigner kümmerte sich aber um nichts als um das leblos daliegende Mädchen. Behutsam drehte er dessen Körper zur Seite, damit das ver schluckte Wasser langsam aus dem Munde fließen könne. Ein paar Minuten später waren seine Ka meraden, die sich schnell herbeirudern hatten lassen, zur Stelle, und der entschlossene, geschickte Volker griff sofort zu, um die Bemühungen seines Freun des zu unterstützen

in die Welt geschaut hatte, daher und wimmerte in einemfort: „Ella! Ella! Nur nicht sterben! Nur nicht tot sein!" Länger als eine Viertelstunde arbeiteten die drei Mediziner an den - Wiederbelebungsver suchen, doch ohne jeden Erfolg. Der italienische Arzt wollte alle weiteren Bemühungen als hoff nungslos aufgeben, doch Konrad Aigner und sein Kollege setzten nicht aus. Plötzlich zuckten ganz leise die Mundwinkel des Fräuleins, schwach, aber doch merklich hob und senkte sich dse Brust. „Gott sei Lob

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Alpenländer-Bote
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Pagina 3 di 12
Data: 02.07.1922
Descrizione fisica: 12
fragen konnte, sprach Konrad fest und entschlossen „Mei ster, auf mir liegt der Verdacht der Tat!" Der alte Claes riß die Augen we^t auf und traute seinen Ohren kamn, als er diese Worte hörte. „Gehe, Konrad", sagte er wehmütige „du scher zest, oder hat die böse Tat deinen Verstand ver wirrt?" Nun sing auch Veit Zu reden cm und erklärte dem Meister den ganzen Hergang. „Es ist nun doch einmal so, wie Konrad sagt", schloß er seinen Bericht; „wir müssen zum Gerichte schreiten." Meister Claes strich

mit der Hand über seine Stirne und, ohne es zu roollen, auch noch etwas tiefer; denn ein paar dicke Tränen waren aus seinen Augen gequollen. Er liebte den Jüngling wie seihen eigenen Sohn und sah ihn jetzt mit dem schwersten Verdachte belastet. Hatte er sich in chm getäuscht? Volker war gleichfalls dem Meister bis zu dem Schreine gefolgt. Als er diesen Hergang hörte, er griff er heftig Konrads Hand und drückte sie. „Nein, Konrad", sagte er mit scheinheiliger Treue, „du hast dieses nicht getan; ich glaub

' nicht daran, und wenn der Verdacht offen wäre wie der Son nenstrahl, der durch jene Scheiben schimmert." „Und doch wirst auch du gegen mich zeugen", antwortete Konrad, indem er herzlich den Hände druck erwiderte. Meister Claes gab jetzt ein Zeichen und ver- ' kündete das öffentliche Gericht. Nach einer Stunde sollte dasselbe stattfinden. Gesellen und Meister entfernten sich, ihre Festkleider anzulegen. Die Poliere begaben sich in die für solche und ähnliche Verhandlungen eigens erbaute Hütte

, um alles ein zurichten; vier alte Meister aber wurden abgeord net, um Konrads Wohnung zu durchsuchen; der Steinmetz selber blieb unter der Hast des alten Veit in der Werkstatt und mußte noch manchen wessen, gutgemeinten Spruch entgegennehmen, währeno^er doch lieber stillgeschwiegen und zu Gott gebetet hätte. Endlich mar die lange Stunde verstrichen, und Konrad wurde in die Sitzung abgeführt. Da faß in der Mitte an einem rotbehangenen Tische der alte Meister Claes. Vor ihm lag das große Schwert, welches die Kaiser

mit der ganzen Gerichtsbarkeit in eigenen Klagen den Steinmetzen huldreich ver liehen hatten. Auch das verräterische Zeichen, die Kette nni dem Schildchen, glänzte auf dem roten Tuche, und die große Pergamentrolle lag dort, mit dem Aufriß, den Konrad selbst gezeichnet hatte. An den Dombaumeister reihten sich auf Bänken die übrigen Meister und Gesellen als die Beisitzer des Gerichtes. Ein Meister hatte die Klage zu führen. „Konrad Kuen!" rief er mit lauter Stimme, „Ihr seid angeklagt, in dieser Nacht den Plan

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Alpenländer-Bote
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Pagina 3 di 16
Data: 10.12.1922
Descrizione fisica: 16
Das Auge Der Alpen. (Eine Erzählung von Reimmichl.) 5 Drittes Kapitel. Jagd nach einen, Schatten. Mit Gewalt suchte Konrad Aigner nach der ; Rückkehr von Venedig die- nötige innere Ruhe ! ftjr seine Studien zu gewinnen. Doch war alle Mühe umsonst. Immer mußte er an das rätsel hafte Fräulein denken, so sehr er sich auch da gegen wehrte. Und der kostbare Schmuck, der aus so merkwürdige Art in seinen Händen geblieben war. brannte ihm förmlich auf die Seele. Manch mal holte er ihn abends, nachdem

. Nach Ablauf von vier Wochen schrieb er folgen den Brief: „Hochgeboren Komtesse Ella Melden. Mödling bei Wien. — Infolge Ihrer plötzlichen Abreise war es mir unmöglich, Sie noch einmal zu sehen. Ich schicke Ihnen meinen ehrfurchtsvollen Gruß und ersuche freundlichst um Ihre Befehle. Konrad Aigner, Student der Medizin, Innsbruck (Kou- leurname: Elmar)." Dazu fügte er seine genaue Adresse. Auch äußer lich am Kouvert unterschrieb er sich als Absender und gab den Brief rekommandiert aus. Nun harrte

auf das Fräulein, bald marterte ihn die Anast. In fieberhafter Stimmung ging das Semester zu Ende, und es kamen die großen Ferien. Eines Morgens erschienen auf Konrad Aigners Bude die drei Kouleurbrüder und Reisekollegen vom Frühjahr und unterbreiteten ihm den Plan zu einer gemeinsamen Fußtour ins bayerische Ober land und nach München. Allein Aigner war nicht zu bewegen, die lustige Fahrt mitzumachen. Auf alles Drängen erklärte er, daß er nicht in der Verfassung wäre zu einer neuerlichen Reise, und es ziehe

ihn nach der Heimat, wo er sich am besten erhole. Unverrichteter Dinge mußten die Kamera den wieder abschwenken. Bevor sie gingen, rief der lebendige Ulix: „Elmar, Konrad, Mensch, Aigner! Dich kennt man nimmer, so ein Ritter von der traurigey Gestalt bist du geworden. Mir scheint, du flatterst immer noch deiner Prinzessin nach. Gib acht, daß du dir nicht die Federn verbrennst und ganz flü gellahm wirst. Im übrigen nichts für ungut! Wir werden dich in München bei einer Kanne Bayeri schen leben lassen. Grüß

mir deine Schwester Zilli — die Alten natürlich auch! Nach Frauentag komm ich. Hoffentlich schaust du dann wieder heller in die Welt." Zwei Tage später fuhr Konrad Aigner über den Brenner heim nach Valdans, wo sein Vater nebst einem Bauernanwesen eine größere, gutgehende Krämerei befaß. Aber auch in der Heimat fand er keine Ruhe. Es half nichts. Er mußte das anver traute Kleinod um jeden Preis los werden, sonst kam er nicht mehr ins Gleichgewicht. So entschloß er sich zu einer Reise nach Wien, die er Ende Juli

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