¬Der¬ Kanzler von Tirol. Die Landgräfin von Thüringen : zwei Dramen
beug! sich über den Leichnam, macht ihm das Kreuzzeichen auf die Stlrne, Mund und Brust, dann gibt sie Guda einen Wink.) Guda (enthüllt ein weißes, seidenes Gewand, das sie in eln schwarzes Tuch gewickelt trug, und reicht es Elisabeth). Elisabeth (nimmt es, betrachtet es unter Tränen, will es über die Leiche legen). Konrad von Marburg (tritt zu ihr): Was soll es, Frau Elisabeth? Elisabeth: Mein Brautgewand! Hilf mir, Guda, meinen liebsten Herrn damit zu bedecken? Konrad von Marburg (nimmt
es ihr ruhig aus der Hand): Wartet! Es kommt mich hart an, doch ist heut und jetzt die Stunde, daß Ihr s erfahrt! Der Herr Bischof von Bamberg hat mich ermächtiget, in seinem Namen Euch zu fragen, ob Ihr gewillt wäret, wenn s Euch die Trauer erlaubt, der Werbung des Herrn und Kaisers Friedrich Gehör Zu schenken? Elisabeth (steht starr). Konrad von Marburg: Auch dem Kaiser starb vor Jahresfrist die Frau. Euer edler Gemahl ist Mei Jahre tot. Was antwortet Ihr? Elisabeth («ie oben). Konrad von Marburg
: Ich habe Euch einmal die landesfürstliche Krone aufgesetzt. Wäret Ihr bereit, die Mrstmnenkrone des helligen Reichs zu tragen? Die Anwesenden (in großer Spannung). Guda (starrt in erschrockener Erwartung auf Elisabeth). Elisabeth (veränderte kalte Stimme): Meint Ihr Wirklich, Herr Konrad, daß heut und jetzt die rechte Stund ist? Konrad von Marburg (nickt,- stark): Ich meins! Elisabeth (wie oben): Ihr wißt um mein Gelübde! Und fragt mich solches? Konrad von Marburg: Ich roeifi darum! Ich habe Vollmacht, Euch davon zu lösen!