auf und atmete so tief, als wollte sie alles Bangen vom Herzen wälzen. „Der Karl-Christian, der hintergeht mich nicht!' sie sagte das so zuversichtlich und mit klarer Stimme laut vor sich hin, daß sie ,ich an den eigenen Worten aufrichtete. Sie setzte sich ans Pianino, sie wollte sich das Herz ganz frei singen; ihre Hände griffen in die Tasten, dann fiel ihr reiner, weicher Sopran ein, erst zagend, später sich zu Hellem Jubel durchdringend: „O du fröhliche, o du selige, Gnadenbringende Osterzeit
!' Das hatte sie oft mit dem Jugendfreund gesungen. „Welt lag in Banden, Christ ist erstanden, Freue, freue dich, Christenheit!' Ein frischer Bariton mischte sich plötzlich in ihren Gesang. Liese-Lottes Hände glitten von den Tasten, das Herz erzitterte ihr in seligem Schreck, sie flog vom Sessel auf. Dort an der Türe stand er, in frischer, gereifter Männlichkeit und breitete ihr die Arme entgegen: „Liese-Lotte!' Schon lag sie an seiner Brust: „Ich wußte es ja, Karl-Christian, daß du kommen würdest!' Glücklich