Copyright Wolfgang Krilger Verlag GmbH, Hamburg „Endlich! Wozu der Aufenthalt und die Aufregungl Diese lausigen Idioten. Dickschädel und Dummköpfe sind das, diese Preußen, verstehen kein Wort von dem, was man sagt. Endlich..." , ,Wieder ein Pfeifsignal. Der Dampf zischte, und die Wagen rollten von neuem über die Schienen. Julius hörte seinen Vater flüstern. Er strengte sich an, um zu verstehen, was er sagte, aber er konnte nur hin und wieder ein Wort auffangen. Der Vater sprach hebräisch. Er betete
. Auch Julius betete nun. Sein' Gebet war an den jungen Rabbiner ge richtet, der vor dem goldenen Leuchter stand. Er murmelte die,paar hebräischen Worte, die er kannte und verstand. Der Zug fuhr schneller. Jetzt, wo sie hinter den preußischen Linien waren, würde es keinen Aufenthalt mehr geben, das Zugspersonal würde versuchen, die verlorene Zeit wieder cinzuholen, Julius wurde gegen die Steine geschleudert, sein kleiner Körper wurde einmal nach die ser, dann nach jener Seite geworfen. Die Wagen schwankten
so hin und her, daß er nicht ruhig Hegenbleiben konnte. Sein Körper wurde von den scharfkantigen Steinen aufgerlebcn. Es war die reinste Folter. Hände, Knie und Gesicht waren geschwollen, die Haut war vielfach zer- schundcn. „Sag ihnen, sie sollen halten. Halten! Halten!“ schrie er. Der Zug fuhr noch schneller. Er raste jetzt fauchend und schnaubend durch einen Tunnel. Die Luft war dick von Ruß und Rauch, die Nacht pechschwarz. Julius schnappte nach Luft, er erstickte beinahe. „Papa!“ jammerte er. „Papa, laß
mich nicht sterben!“ Paul Calman tastete in der Dunkelheit nach ihm. Er zog ihm und dann sich selbst die feuchten Kleider aus, warf diese über sich und zog Julius an seinen nackten Körper, ganz dicht an die Haut, so daß seine eigene Wärme in ihn über ging und ihr Fleisch zusammen war. Er preßte ihn in seine Arme, so daß Julius nur seinen Körper und nicht die schar fen Steine fühlen konnte,- während er selbst zerschundcn und blutend auf dem Rücken lag, den Kopf an einen großen rauhen Stein gelehnt. Da schlief
Julius ein. • i Fünf Wochen lang durchzogen die Cal- mans wie Handwerksburschen das Land zwischen Dijon und Marseille. Sie bet telten, borgten und stahlen. Nachts schlie fen sie bei mitleidigen Bauern oder in Kirchen und manchmal sogar in Hecken unter freiem Himmel. Der Monat Fe bruar war mild, und weiter südwärts schien die Sonne den ganzen Tag von einem bluuen, wolkenlosen Himmel. Sie aßen, wenn sic etwas zu essen hatten. Julius nahm cs auf sich, Nahrung herbei zuschaffen. F.s bereitete