Copyright by Martin Feuchtwanger Halle (Saale) [18 In München aber benutzte Doktor Johannes Brau müller seinen Aufenthalt dazu, eine bekannte Auskunftei aufzusuchen und zu beauftragen, den Aufenthalt eines gewissen Wolfram Erkner festzustellen, ihm nach Lugano Bescheid zu geben und weitere Weisungen abzuwarten. „Ich will ihn zu mir einladen", nahm er sich vor. „Und sieht er mein Glück, so wird er nicht länger abseits stehen, sondern sich wieder mit seiner Schwester und seinen Eltern versöhnen
auch ein, daß ein solches Geschöpf nicht für Armut und Niedrigkeit geboren war, sondern für Glanz und Pracht, und insgeheim überlegte er sich, wie das Haus aussehen müßte, in welches er nach seiner Heimkehr seine junge Frau führen wollte. So vergingen die ersten beiden Wochen, bis eines Tages ein Zufall fügte, daß Alix Braumüller auf einem Ausflug einen alten Bekannten ihrer Eltern traf: einen Freiherrn Robin von Pernheim. und es war selbst verständlich, daß dieser sich ihnen anschloß. Da Johannes Braumüller einen Chauffeur
nur störend empfunden hätte, so steuerte er bei den Ausfahrten das Auto immer selbst. Nur hatte bisher immer seine junge Frau neben ihm gesessen, und jetzt — jetzt mußte sie sich natürlich dem Gast und alten Bekannten widmen, saß mit ihm auf dem Rücksitz und tauschte mit ihm allerhand Erinnerungen aus. Johannes Braumüller paßte das zwar durchaus nicht, aber er mußte sich fügen und achtete mehr als je auf den Weg, so daß er keine Zeit hatte, das Paar hinter sich zu beobachten. Und das war gut
einmal..." Wieder sah Johannes Braumüller den Blick nicht, den die beiden verstohlen tauschten. Er verabschiedete sich fast herzlich von Pernheim und fand, daß seine geliebte Alix an diesem Abend noch zärtlicher als sonst zu ihm war. Sie schien sich doch sehr über dieses „vollkommen un erwartete" Wiedersehen gefreut zu haben. Aber wäre der junge Ehemann wirklich der Menschen kenner gewesen, für den er sich hielt, so hätte zweierlei ihn stutzig machen müssen: einmal, daß Alix fast den ganzen Abend von Pernheim
. Und das war nicht der Doktor Johannes Braumüller, ihr Gatte, der neben ihr fest und ahnungslos schlummerte, sondern Robin Pernheim, der nun gekommen war, den sie alle Tage sehen würde. Dieser Freiherr, der ebenso arm war, wie sie es ge wesen war, den sie deswegen nicht hatte heiraten können, und dem sie nun helfen wollte zu frohem Lebensgenuß — auf Kosten dieses Tölpels von einem Arzte, der so töricht war, an ihre Liebe zu ihm zu glauben! Nicht einen Augenblick kam der schönen Alix der Ge danke, daß sie einen Betrug