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Der Südtiroler
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Pagina 2 di 8
Data: 15.11.1935
Descrizione fisica: 8
für die ganze Woche bereits festgelegt war, lehnte der Pfar rer das Ansuchen ab. Tags darauf erhielt der Pfarrer den Besuch des Carabinierileutnants und wurde bald darauf zur Quästur nach Bozen geladen,, um sich zu rechtfertigen. Welche Maßnahmen gegen ihn getroffen werden, ist noch unbekannt. Johannes Anderlan. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Wintermorgen in starrem Frost. Täler und Hänge lagen unter silbernem Brokat. Bergwasser schäumten eisiggrün mit bläulichen Reflexen

. Die Büsche an den Ufern standen im Rauhreif, wie Wundergebilde aus den Händen eines himmlischen Silberschmiedes. Gipfel tauchten aus, lockten, riefen, waren kühn und sanft und feierlich gegen den win terlich kalten Himmel gestellt. Johannes stand am Fenster und sah hinaus in das schim mernde Land. Da war es, als träfe ein jäher Schlag sein Herz. Hoch in der klaren Morgenluft flattert die welsche Fahne. Der Zug war an der Grenze angelangt. War ich es, der hier vorüberfuhr in blumenbekränztem Zug, dachte

Johannes. Liegt nicht ein Menschenleben dazwi schen. Wie war ich jung und hingegeben der Zukunft, was immer sie bringen mochte. Oesterreichs Farben wehten von allen Zinnen und dazwischen breitete der rote Adler die starken Schwingen. Und Duft von Heu und Sonnenwärme trug der Wind uns zu. Heimat, o Heima,1 wie warst du stolz und schön. Johannes fühlte sich vergehn. Wafrum, schrie es in seiner Seele, warum bin ich nicht fest geblieben? WaMM lasse ich Freunde, Zukunft, Geliebte, um unter den Verhaßten

zu leben? Ich werde hingehen, um noch einmal den Schiern zu sehn und den Rosengarten, wenn er im Abendschein brennt. Und dann zurück, um nie wiederzukehren. Der Zug fuhr an. Alle Fremdheit verflog, asls Johannes sich aus dem geöffneten Fenster nngte. Draußen auf ver schneiten Wegen trotteten die altvertrauten Bauerngestalten. Ein Juchzer flog zu ihm, die herbe Luft strich über seine heiße Stirne. In den Telegraphendrähten sang der Wind sein Lied von der Ferne. O du Antlitz der Landschaft

, wie kann ich dich vergessen wollen? dachte Johannes. So weit ich zurückdenken mag, hast du mir gelächelt. Hier war er ausgestiegen, wenn er von seinen Studien in Wien kam, um auf diesem Wege mitten hinein in die Dolomiten zu wandern, in diese verwunschenen Berge, die so kalt und doch voll Feuer sind. Seltsam verwehrend, ganz in sich beschlossen, um sich eines Tages der Seele aust zutun und zu offenbaren, daß es sie fast zerreißt. Johannes konnte sich ihrer noch so gut entsinnen, dieser Stunden, übervoll von Glück

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Der Südtiroler
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Pagina 2 di 8
Data: 01.01.1936
Descrizione fisica: 8
vorzubeugen. Einerseits wurden Angehörige von Johannes Anderlall. 5 Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Gibt es größeres Glück, heißere Seligkeit, Heimaterde unter sich zu fühlen? Mit seinem Blick den klaren Linien der Berge, die zart und stolz und kühn sich in den Himmel stürzen, folgen zu dürfen? Und die reine, herbe und doch so süß duftende Lust zu atmen? Johannes vermeint oft, selbst nur mehr ein Stück Erde zu sein oder ein Baum, eine singende Quelle, tief und geheimnisvoll

verbunden mit dem strahlenden Land ringsum. Da kommt Moi. Sie nimmt ihn leise bei der Hand und zieht ihn hinein., wo der Frühstückstisch wartet, sie umsorgt ihn in ihrer lieben, stillen Art und schweigt. Anfangs schwieg sie Johannes oft zu viel, seine Moi. Nun ist er schon ihres Wesens gewohnt, es macht ihn glücklich, wenn ihr stolzer Mund lächelt. So viel verratet das weiche Lächeln viel mehr als Worte. Und Moi lächelt oft in diesen Frühlings wochen. Johannes kommt von Bozen, wo er wegen der Besitz

übertragung zu tun gehabt hat. Zornig ist Johannes wie immer, wenn er aus der Stadt kommt. Nicht um seinet willen, um die armen deutschen Bauern brennt sein Hertz, die vor den welschen Aufschriften der Aemter stehen wie hilflose Tiere, verstört und preisgegeben. Was nutzt es da^ wenn einer kommt wie Johannes und zu erklären und zu vermitteln sucht? Morgen wird ein neuer Trupp ratlos vor den Türen stehen. Als Johannes aus dem Zuge steigt, nimmt er den steil sten Weg zu seiner Höhe. Vermeint

: „Die Stelle als Direktor im Brixner Elektrizitäts werk (das die Ortschaften Brixen, Franzensfeste, Mühlbach, Schabs. Neustift, Natz, Vahrn. St. Andrae, Pfefsersberg, Albeins und Klausen mit Strom versorgt) übernehme ich, als Präfekturskommissär". Der bisherige Direktor Seeber ist damit abgesetzt. Ebenso wurden 24 deutsche Monteure Warum konnte es, durfte es sein, daß die Menschen ein ander die Spanne Erdenweg so schwer machten? Herrgott, hadert Johannes in seinem Herzen, du wirst doch oeine paradiesischen

in menschlicher Gemeinheit, wehrlos preisgegeben all dem Un verantwortlichen, das, bar alles Gewissens, von den Füh rern unseren Seelen aufgebürdet wird. Und weiter denkt Johannes: bin nicht auch ich einmal den Weg gegangen, den andere mir gewiesen haben? Und war ich nicht voll Glauben und Opferfreude? Alles schien so einfach und wie ist es doch so furchtbar und verworren,, nun, da uns das schrecklich gewandelte Antlitz des zeitlichen Geschehens entgegenstarrt. Wie haben wir alle die Wege gehen

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Der Südtiroler
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Pagina 3 di 8
Data: 01.11.1935
Descrizione fisica: 8
sie herum. Johannes setzte sich an seinen Arbeitstisch, um, wie von einem fremden Willen getrieben, ein paar Ab schiedsbriefe zu schreiben. Als er den Brief an Anette begann, kam heißes Erschrecken über ihn: wohin trägt mich die Welle? Anettes schönes Gesicht mit den festen Zähnen und den ernsten, kühlen Augen tauchte vor ihm auf. Zärtlichkeit überflutete sein Herz. Konnte es sein, daß er Anette verließ? In den Winkeln begann es zu raunen. Auf leisen, zagenden Füßen kamen die Stunden der Liebe zurück

, standen um ihn, rosenbekränzt, mit Augen, in denen die Leidenschaft ihre Flamme entfacht hatte und streckten bebende Hände nach ihm aus. Weißt du noch? flüsterten die einen. Kannst du vergessen? klagten die andern. ^ Johannes vergrub sein Gesicht in seinen Armen, ^tark war seine Liebe gewesen, jung und voll Ver heißungen. Aber stärker als sie brannte der Ruf der Heimat in seinem Herzen; er fühlte, daß er ihm folgen müsse, daß es kein Entrinnen gab. Nie mehr würde er bei Anette sitzen im sanften Schein

Not wendigkeiten, ohne daß Johannes aus seinem Traum, aus Sehnsucht undHeimweh gewoben, erwachte. Abends fuhr er nach dem Südbahnyof; sein liebster Freund, der Herzenskamerad langer Jahre, war bei ihm. Krampfhaft sprachen sie über das hinweg, was in ihnen hrannte. Jeder fühlte die große Wende. Würde die tiefe Verbundenheit auch weiterhin wie ein Licht über ihrem Leben stehen? Leidvoller noch als Johannes empfand der Zurückbleibende die Trennung, die er lange schon vorausgeahnt. Denn früher

als Johannes selbst, hatte der erdfremde, heimatlose Jude den Ruf der Heimat in dem Herzen des Freundes erlauscht, die durch alle Bitterkeiten der Nachkriegszeit immer sehn süchtiger den verlorenen Sohn zurückrief. Als die Freunde schon vor dem Wagen standen, in dem Johannes seinen Platz hatte, kam Anette, sehr blaß, doch lächelnd. Die Vornehmheit ihres Fühlens zwang sie, dem Manne, dem sie Jahre hindurch in Liebe verbunden gewesen war, ein paar Worte des Abschieds zu sagen. Sie begriff, daß Johannes

sie nicht bitten konnte, mit ihm zu gehen. In der großen Stadt, auf den Wegen der Arbeit und des Erfolges, untrenn bar waren ihr die beiden Begriffe, da war sie die rechte Gefährtin. Das einsame, weltfremde Eelehrtenleben, das nun für Johannes kommen mochte, war ihrem Wesen fremd, war außerhalb ihres Erlebens gestellt, wie das Antlitz einer Landschaft oder die Stimme von Wäldern, wie Wolkenziehen über besonnte Hänge. Nie war ihr diese weite Umwelt mehr gewesen, als ein schönes Bild, aus dem Augenblick geboren

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Der Südtiroler
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Pagina 3 di 8
Data: 01.01.1936
Descrizione fisica: 8
, es ver geht und verweht. Ewig bist du! Johannes wandert mit Moi über die Höhen. Silbern stehen die Gipfel auf blauem Grund. Doch wenn die Sonne untergeht, fangen König Laurins Rosen an zu blühen. Lange, lange, wenn in den Tälern schon die Schatten geistern, stehn Laurins Gärten noch in rosiger Glut. Aber dann verblassen sie und verdämmern traumhaft in blauem Duft. Nur der Zchlern steht mächtig und einsam und schimmert durch die sinkende Nacht. Immer wieder steht es Johannes a t die Stelle, wo er lyn

. Tagsüber steht er im hellen Licht und schläft. Nur wenn stählerne Wetter wolken um ihn jagen, erwacht er zu einem wilden, drohenden Leben. Aber am eigensten ist er in den Nächten, fast gespen stisch. Ob er unter Sternen leuchtet oder tm Mondlicht flirrt und gleißt. Es raunt in seinen Wänden, es lockt und ruft, es lacht und poltert und verstummt. Hut) dann fängt es wieder zu raunen an. Uralte Geheimnisse weiß der Berg. Allmählich beginnt Johannes die Berghöfe aufzusuchen. Weit in der Runde ist er bald

bekannt. Ja es kommt vor, daß er einen Hof das erstemal betritt und bevor er den Mund auftut, Bauer oder Bäuerin auf ihn zukommen: das ifch dechtr wohl dr Hanns Anderlahn. I han mr's glei ge denkt. Und eines Tages sagt Moi: Du Hanns, die Leut reden mir zuviel von dir. Gib obacht mit dem, was Du sagst. Die Walschen sein wie Bluthund hinter jedem offenen Wörtl her. Johannes lächelte gequält: sei ohne Sorge Moi, ich bin ja kein Hetzer. Noch kann ich ja nicht so klar über alles sprechen

, was in mir ist. Es ist wohl auch noch nicht so feststehend, um es in Worte fassen zu können. So ist es auch. Johannes könnte die Frage, was ihn so unwiderstehlich hinzieht zu den Menschen, vielleicht wirklich nicht beantworten. Er fühlt es reisen in seiner Seele und weiß noch )licht, welche Frucht es bringen wird. Ein Weg sucher ist er, das heiße Erbarmen seines Herzens ist das Licht, das ihn geleitet. Und das Vertrauen, das ihm wird, ist vne der sichere, federnde Bogen einer Brücke, über die er hinüberschreiten

wird über alle Gründe. Immer weiter steht Johannes seinen Kreis. Wenn er nach Hause kommt, ist nun auch er schweigsam. Moi fühlt, wie es in ihm arbeitet, doch kein kleines Wort der Frage kommt über ihre Lippen. Sie hält es mit der alten Weis heit der Bauernregeln: wenn die Keschten reif sind, braucht man de)l Baum nicht zu schütteln. An einen: Tag, von schimmernden Wolke): überweiht, holt Johan):es seinen Freund Heinz vom Bahnhof ab und schleppt ihn im Triumph zu seinem Hause. Zuerst, wie Johannes den Freund

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Pagina 2 di 10
Data: 15.12.1935
Descrizione fisica: 10
ihm aber nicht für die Scheiben ga rantieren,. „perche adesso e il tempo che... fischia il sasso." (Denn heute ist eine Zeit, in der die Steine pfeifen.) Jeder versteht, was mit diesem liebenswürdigen Zitat aus dem Balillalied gemeint ist. Tatsächlich mußte der Schneider am nächsten Tag das Wort „inglese" entfernen. In Meran wurde ein Transparent mit der Inschrift „Tea room" einfach eingeworfen, auch andere englische Anzeigen Johannes Anderlan. 4 Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Johannes erfuhr

gewesen. Zu Mittag frug die alte Burgl: was ist denn aus der Moi vom Rainalterhof geworden? Die Moi, entgegnete die Burgl, ha woll die Moi, die feil isch bei dr Frau von Weber. Und fügte nach einer Weile brummend hinzu: a znichts Weibets isch sie schon, die alte Gnädige. Nachmittags machte Johannes sich auf den Weg, um Frau von Weber aufzusuchen, deren großer, schloßartiger Ansitz auf dem Wege nach Wolfsgruben zu lag und den sie auch im Winter nicht verließ. Sie war eine verbitterte alte Frau, sind nicht mehr

Johannes ungnädig, weil er mit seinem Besuch so lange gewartet hatte. Von der Moi war nicht einmal ein Zipfelchen zu sehen und Johannes kannte sein Gegenüber zu gut. um auch nur den Hauch einer Frage zu tun. Aber als er auf dem Heimweg war, kam ihm von Ober bozen her eine Frau entgegen., fast so groß wie er, mit fe sten Schultern und biegsamen Hüften. Schwere, braune Zöpfe lagen um den schmalen, stolzgetragenen Kopf, klare, gold braune Augen sahen ihm ernst und forschend entgegen. Die Wangen

waren weich gerundet, der Mund herb und doch voll Süße, wie er lächelte. Johannes blieb stehen: Moi? bist Du es Moi? Sie stellte den schweren Korb nieder, den sie trug, und gab ihm die Hand: Du bist da Johannes. Du bist da Johannes. Erst wollte er lachen über die ein fache Feststellung. Aber dann überkam ihn mit einemmale eine heiße Rührung, eine unsagbare Dankbarkeit. War es nicht, als spräche die Heimat durch den Mund des Mäd chens, so still und selbstverständlich: Du bist da Johannes. Wo die Waldhänge

zu Seiten des Eisack emporsteigen, auf halber Höhe, zwischen feldumstandenem Dorf uno Berg einsamkeit, am Rande eines Lärchenwaldes kaufte Johannes ein kleines Anwesen und hielt im März mit seiner jungen Frau dort Einzug. Das Haus stand auf einer großen Wiese mit wehenden Birken und Haseln, des Himmels tagblaue Weite über sich und nachts seine flimmernden Sterne. Und immer um woben von der Stimme des Waldes, die leise raunend mit den Stunden ging und mit den sanften Wellen ihres auf und nieder die Seele

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Der Südtiroler
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Pagina 2 di 12
Data: 15.09.1936
Descrizione fisica: 12
mit der Verwirklichung städte baulicher Pläne in der ganzen Provinz, die bevorstehende Fer tigstellung in der Industrie war von Bozen, 'deren Bau fast wie eine Mahnung und tzeroussorderung lvährend der härtesten Zeit der wirtschaftlichen Be age u g begonnen und weilergesü'rt wurde." Mit diesem Bekenntnis ist auch die Lime des Wirtschaft-, lichen Programmes der Bozner Machthaber gekennzeichnet; Johannes Anderlahn. 5 Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Bafel. Und einmal Heinz wird die Menschheit

sich wandeln, denn nie und nimmer will ich es glauben, daß all das junge, warme Leben hat vergehen müssen, um vergessen zu werden. Um ein grausiges Phantom. Es wird eine Zukunft sein, in der sie auferstehen werden im Glorienschein ihrer Wunden, alle diejenigen, die unter tausend Schmerzen zugrunde ge hen mußten. E Heinz legt den Arm um die Schulter des Freundes: es ist schön und groß, was Du willst. Aber ich sorge mich um Dich Johannes. Johannes wirft den Kopf zurück, ein seltsames Lächeln, stolz

und bitter, liegt auf seinem Gesicht: ja Lieber, ich weiß wohl, es wird nicht immer leicht sein. Ich höre sie schon schreien, meine lieben Landsleute aus der Stadt. Aber das sind ja nicht die Menschen, die ich suche. Mein Weg führt zu den Bauern, die verwachsen sind mit ihrer Erde wie Bäume. Und wie immer es auch kommen mag: mir bleibt das Land, mir bleibt Moi. Eines Tages, wie Heinz und Johannes von einer weiten Wanderung heimkommen, finden sie Moi ihrer wartend vor der Türe stehn, sieben ihr sitzt

ein großer, junger Hund. Er ist entsetzlich mager und struppig, hat dicke Pwten und einen ungefügigen Kopf, dazu den lächerlichsten Schweifstum mel, den man sich denken kann. Schau, sagte Moi ernsthaft zu ihm, auf die Ankommenden weisend, der Große ist ider Herr. Johannes bleibt etwas verdutzt stehn und sieht sich das Ungetüm mit kritischen Blicken an. Soll der bei uns blei- Jndustrialisierung um jeden Preise da sie bk Entnationali^ sierung fördert, indem sie den fremden Kapitalseinfluß verstärkt

.) ■■■MMiiiimmgngMMBBaBBBaMMHHnanMMMB——m— b— den, Moi? Merkwürdige Rasse, verschönern wird er uns das Haus gerade nicht. Moi kriegt eine kleine Falte auf der Stirne und sagt ge kränkt: aber er hat gute, treue Augen. Johannes kann nicht umhin zuzugestehn, daß er die wirklich hat. Wo hast Du ihn denn her, fragt er, und als Moi nicht gleich.antwortet: o Moi gesteh's nur, da steckt wieder eine Geschichte dahinter, wie bei der Scharenschleifergitsch. Worauf Moi dunkelrot wird und in beschleunigtem Tempo im Hausflur verschwin det. Johannes lacht

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Der Südtiroler
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Pagina 3 di 8
Data: 01.09.1936
Descrizione fisica: 8
Zivilarbeiter mit Kavernen- und Straßenbau, beschäftigt. Die Militärstraße von Gossensaß zu den Grenzbefestigungen ist heuer für den Privatverkehr gesperrt. Nus Düdlirols Gauen ed,« ;.V. die zu Johannes gehen, und er spürt, wie der zutiefst ver wachsen ist mit den schweren, herben Menschen. Wo er sebst noch zögernd nach Worten sucht, ist der Freund schon mitten drin in ihren Sorgen und Nöten. Und mit der Hellsichtigkeit seiner Liebe weiß er: da erwächst für Johannes eine Mission. Möge sie doch das Schicksal

, man findet keine Bindung zur Umwelt in ihnen. Hell glastet die Sonne durchs Fenster, eine weiße Muina schnurrt auf der Ofenbank. Der Mann bastelt an irgend et was herum, wie ohne Sinn ist sein Tun, indes die Frau mit Augen, die ausgebrannt sind vom vielen Weinen, vor sich starrt. Die Kühe muhen im Stall und klirren leise mit den Ketten. Heinz und Johannes werden ernst und freundlich aus genommen und zum Bleiben aufgefordert. Die Frau macht einen Imbiß zurecht, Johannes spricht mit dem Bauern. Sie reden

. Als die Freunde sich verabschiedet haben, gehn sie eine lange Weile schweigend durch den goldgrundigen Nachmittag nebeneinander her. Auf einmal bleibt Johannes stehn: Heinz, liebster Mensch, weißt Du was das heißt: vier Kinder her geben, schöne, gute, blühende Söhne, mit aller Liebe und bestem Können auferzogen, um sie dann dem Staat hin werfen zu müssen: da nimm Moloch, zerreiße, zerfleische, laß sie verbluten in deinen Schützengräben, lasse sie morden und ermordet werden. Ist es verwunderlich

wie die Frauen, die uns, mit einem Lächeln auf den Lippen, hinausziehen sahen. Wieder schweigen sie eine Weile, dann fängt Johannes an von seinen Plänen und Träumen zu sprechen. Sein Herz öffnet sich dem Freunde, vieles formt sich in ihm^ bahnt sich Weg, das ihm kaum selbst bewußt war. Siehst du Heinz, was ich will? Ich will den Menschen hier das tiefe, unzerstörbare Wissen um die Unverlierbarkeit der Heimat geben, die Krieg nicht nehmen noch geben kann. Es soll ihnen bewußt werden, daß alle Not und Qual

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Der Südtiroler
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Pagina 3 di 8
Data: 01.12.1935
Descrizione fisica: 8
. Ohne Inschrift. 16. Jahrhundert. 5. Weißer Marmor. Verzierter Rundbogen mit fünf Wap pen. Familie Hueber zu Maur. 1706. 6. Weißer Marmor. Doppelwappen. Unten Jnschrifttafel. Johannes von Kaysersperg. Um 1700. Sommerre.^en über reifenden Feldern. Alles hat seine Zeit und seine Notwendigkeit unÄ für uns heißt es nur: hindurch, ob leicht oder schwer. Aber da waren auch noch andere. Alle diejenigen, die da glaubten ein wichtiges Rad in dem großen Getriebe zu sein und waren doch kaum ein Hauch in dem unendlichen

. Johannes fühlte sein Herz in dieser Zeit oft wie einen Stein in der Brust. Etwas von der stummen Qual der Ge bundenheit war von den armen Menschen auf ihn überge sprungen und füllte seine Seele mit derselben dumpfen, hoffnungslosen Verzweiflung. Einmal kam Johannes auch am Rainalterhof vorbei, den er lange vermieden. Der Wappentragende Rainalterhof war eines der ältesten Bauerngüter des Ritten, der stolze Ansitz eines einst stolzen, aufrechten Geschlechts. Dann aber war der Verfall gekommen. Der Vater

des letzten Bauern hatte eine Lotterwirtschaft geführt und der nachfolgende Sohn war ein gelehrter Bauer gewesen, der von Jugend auf über alten Scharteken saß und der sich um Bibelauslegungen und Weis sagungen mehr kümmerte, wie um den Hof. Er hatte eine Lehrerstochter geheiratet, die bei der schon damals nicht mehr jungen Frau von Weber ein Mittelding zwischen Zofe und Gesellschafterin war. Und wenn die zarte Frau sich auch noch so tapfer in die Speichen stemmte, es ging bergab mit dem Hof. Johannes

konnte sich noch gut an ihr schmales^ verhärmtes Gesicht erinnern, denn wie so viele war auch sie zu seinem Vater um Rat gekommen, wenn sie nicht aus noch ein wußte in der verkommenen Wirtschaft. Sie hatte dem Lorenz Rainalter zwei Kinder geboren,, in denen das alte Geschlecht nocheinmal zu schönster Blüte kam. Der flachsköpfige Lenz! war Johannes' liebster und ver- wegendster Spielkamerad gewesen» Er hatte als Oberjäger bei demselben Regiment gestanden wie Johannes und mo derte irgendwo

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Der Südtiroler
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Pagina 2 di 8
Data: 01.12.1935
Descrizione fisica: 8
Schürzen. In Marling wurde den Schulkindern wieder einmal ver boten, in blauen Schürzen zur Schule zu kommen. Da das Verbot nicht beachtet ward«, ging der italienische Lehrer Johannes Anderlan. 3 Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. An die Mutter hatte er keine Erinnerung. Die Bilder von ihr sagten ihm wenig. Still und wie verblaßt mochte sie nach allem, was er von ihr hörte, durch das warme Leben des Hauses gegangen sein, ein kurzer Gast. Aber Johannes dachte daran

auch, wenn er im Wald einen Bamn fällte, fein säuberlich ein Kreuz in den Strunk, als Zuflucht für alle Christenseelen und insbesonders für die Moosweibe len, damit sie Schutz finden, wenn der wilde Jäger mit kläffender Meute sie hetzte. Und das K. M. B. würde nun stehn bis zum nächsten Dreikönigstag und das liebe Vieh vor der bösen Frau Perchtl behüten. Johannes mußte lachen, als er daran dachte, wie bren.- nend er die armen Buben beneidet hatte, die als die heil- gen drei Könige mit Kronen und Stern, singend

Häuptern. O ihr seligen, seligen Sternsingerlein. Jeden Tag stiegen für Johannes neue Bilder aus dem dunkeln Spiegel der Erinnerung empor. Gesichter, verweht vom Sturm der Zeiten. Gegenstände fielen ihm ein, aller lei Tand, nach dem er alle Laden durchkramte. Und hatte wieder ausstand, wurde die Frage wiederholt. Rizzi ant wortete nicht mehr darauf. Dann wurde der Schweizer in die Zelle Rizzis gebracht und dieser erhielt vom Carabinieri einen Stoß, daß er der Länge nach hinfiel. Nächsten Mor gen wurde

, war beseelt von dem Herzschlag der Kindheit. Johannes fing an, die alten Berghöfe zu besuchen und fand manchen der wilden Rittnerbuben wieder als stolzen Bauern. Einige freilich, die fand er nicht mehr. Die lagen, weit, weit in fremden Landen und die Erde deckte sie mit ihren Blüten. Aber die Frauen schafften weiter an ihrem Werk und es wuchsen klaräugige Kinder heran, die ihren aufrechten Sinn weitertrugen. Die Sehnsucht der Zurück gebliebenen aber, die in lichten Höhen nach ihren Toten sucht

, ist wie eine schimmernde Brücke, die hinüber führ! in eine reinere, unschuldsvolle Welt, wo kein Haß und kein Un verstehen die Seelen trennt. Das anfängliche Mißtrauen gegen den Heimgekehrten, den Herrischen, wich rasch. Bald lachten ihm die Landleute überall offen und freundlich entgegen. Das war einer, der zu ihnen gehörte, ein komoder Mensch, mit dem sich reden ließ. Viel Leid kam zu Johannes. Die Menschen litten schwer unter den veränderten Verhältnissen. Der Welsche hielt das Landl in unbarmherzigen Krallen

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Südtiroler Heimat
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Pagina 2 di 8
Data: 15.11.1935
Descrizione fisica: 8
!). G. P. ist in Casteluccio (Potenza), Albergo Salerno. Mutter: Regina Pichler, Aldein. Außerdem Johannes Anderlan. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Wintermorgen in starrem Frost. Täler und Hänge lagen unter silbernem Brokat. Bergwafser schäumten eisiggrün mit bläulichen Reflexen. Die Büsche an den Ufern standen im Rauhreif, wie Wundergebilde aus den Händen eines himmlischen Silberschmiedes. Gipfel tauchten auf, lockten, riefen, waren kühn und sanft und feierlich gegen den win terlich kalten

Himmel gestellt. Johannes stand am Fenster und sah hinaus in das schim mernde Land. Da war es, als träfe ein jäher Schlag sein Herz. Hoch in der klaren Morgenluft flattert die welsche Fahne. Der Zug war an der Grenze angelangt. War ich es, der hier vorüberfuhr in blumenbekränztem Zug, dachte Johannes. Liegt nicht ein Menschenleben dazwi schen. Wie war ich jung und hingegeben der Zukunft, was immer sie bringen mochte. Oesterreichs Farben wehten von allen Zinnen und dazwischen breitete der rote Adler

die starken Schwingen. Und Dust von Heu und Sonnenwärme trug der Wind uns zu. Heimat, o Heimat wie warst du stolz und schön. Johannes fühlte sich vergehn. Wa.'rum, schrie es in seiner Seele, warum bin ich nicht fest geblieben? Warum lasse ich Freunde, Zukunft, Geliebte, um unter den Verhaßten zu leben? Ich werde hingehen, um noch einmal den Schiern zu sehn und den Rosengarten, wenn er im Abendschein brennt. Und dann zurück, um nie wiederzukehren. Der Zug fuhr an. Alle Fremdheit verflog, chls Johannes

sich aus dem geöffneten Fenster nngte. Draußen auf ver- schnetten Wegen trotteten die altve.trauten Bauerngestalten. Ein Juchzer flog zu ihm, die herbe Luft strich über seine heiße Stirne. In den Telegraphendrähten sang der Wind sein Lied von der Ferne. O du Antlitz der Landschaft, wie kann ich dich vergessen wollen? dachte Johannes. So weit ich zurückdenken mag, hast du mir gelächelt. Hier war er ausgestiegen, wenn er von seinen Studien in Wien kam, um auf diesem Wege mitten hinein in die Dolomiten zu wandern

, in diese verwunschenen Berge, die so kalt und doch voll Feuer sind. Seltsam verwehrend, ganz in sich beschlossen, um sich eines Tages der Seele aust zutun und zu offenbaren, daß es sie fast zerreißt. Johannes konnte sich ihrer noch so gut entsinnen, dieser Stunden, übervoll von Glück, in denen das Auge die leuchtende Herr lichkeit der Berge nicht mehr fassen kann, so daß man sein Angesicht tief hineinsenken muß in das Blühen eines som merlichen Hanges und des Herzens schwingende Glocke nur mehr die eine Melodie

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Der Südtiroler
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Pagina 6 di 10
Data: 15.12.1933
Descrizione fisica: 10
für dieses Buch, das sichere Kenntnisse und Anregungen über „das deutsche Land an der Etsch" in ansprechender Form vermittelt und dadurch am besten wirbt um Verständnis „für den einzigen deutschen Fleck mit der Sonnenglut des Südens, unsere uns ans Herz gewachsene deutsche Heimat." H. Pi. Ein neuer Sü-liroler Roman. Ariel: Johannes Anderlahn, Verlag Benno Schwabe u. Co. Basel. Ein prächtiges Buch der Heimatliebe. Wie Hans von Hof- fensthal hat sich auch der neue Dichter, der sich hinter dem Namen Ariel

verbirgt, den schönsten Erdrnfleck Südtirols, den Ritten ausersehen, wohin er die Handlung mit den prachtvollen bei den Südtirolergestalten, Johannes und Moi Anderlahn, verlegt. Ariel geht auch am Volkstumskampf der Gegenwart nichl vorbei: „Viel Leid kam zu Johannes. Die Menschen litten scbwer unter den veränderten Verhältnissen. Der Welsche hielt das Landl in unbarmherzigen Krallen. Verhüte der Herrgott, daß man in einem Amt zu tun bekam, da konnte man sie fühlen." „Herrgott" klagt Johannes

. Und die Grenzenlosigkeit unserer Hingabe an sie wird sie uns erst ganz erschließen und uns lehren, das zu sein, zu dem wir berufen sind: „Ein Stück Menschheit, das .osgelöst und verlassen die Kraft der Heimaterde kündet, indem es weiter blüht auf ihr, unverwundbar, unbesiegbar in ihrer heiligen Hut." Oder wenn ein Freund dem Johannes klagt: „Du warst lange nicht da, Hans. Du hast es nicht mitgemacht, wie man den er schossenen Jnnerhofer nach Marling gebracht hat. Du warst nicht dabei... aber zu was soll ich Dir Fälle

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Südtiroler Heimat
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Pagina 3 di 8
Data: 01.11.1935
Descrizione fisica: 8
und seltsam entseelt standen sie herum. Johannes setzte sich an seinen Arbeitstisch, um, wie von einem fremden Willen getrieben, ein paar Ab schiedsbriefe zu schreiben. Als er den Brief an Anette begann, kam heißes Erschrecken über ihn: wohin trägt mich die Welle? Anettes schönes Gesicht mit den festen Zähnen und den ernsten, kühlen Augen tauchte vor ihm auf. Zärtlichkeit überflutete sein Herz. Konnte es sein, daß er Anette verließ? In den Winkeln begann es zu raunen. Auf leisen, zagenden Füßen kamen

die Stunden der Liebe zurück, standen um ihn, rosenbekränzt, mit Augen, in denen die Leidenschaft ihre Flamme entfacht hatte und streckten bebende Hände nach ihm aus. Weißt du noch? flüsterten die einen. Kannst du vergessen? klagten die andern. ^ Johannes vergrub sein Gesicht in seinen Armen. Ttark war seine Liebe gewesen, jung und voll Ver heißungen. Aber stärker als sie brannte der Ruf der Heimat in seinem Herzen: er fühlte, daß er ihm folgen müsie, daß es keilt Entrinnen gab. Nie mehr

. Der kommende Tag verflog unter tausenderlei Not wendigkeiten, ohne dag Johannes aus seinem Traum, aus Sehnsucht undHeimweh gewoben, erwachte. Abends fuhr er nach dem Südbahnyof; sein liebster Freund, der Herzenskamerad langer Jahre, war bei ihm. Krampfhaft sprachen sie über das hinweg, was in ihnen brannte. Jeder fühlte die große Wende. Würde die tiefe Verbundenheit auch weiterhin wie ein Licht über ihrem Leben stehen? Leidvoller noch als Johannes empfand der Zurückbleibende die Trennung, die er lange

schon vorausgeahnt. Denn früher als Johannes selbst, hatte der erdfremde, heimatlose Jude den Ruf der Heimat in dem Herzen des Freundes erlauscht, die durch alle Bitterkeiten der Nachkriegszeit immer sehn süchtiger den verlorenen Sohn zurückrief. Als die Freunde schon vor dem Wagen standen, in dem Johannes seinen Platz hatte, kam Anette, sehr blaß, doch lächelnd. Die Vornehmheit ihres Fühlcns zwang sie, dem Manne, dem sie Jahre hindurch in Liebe verbunden gewesen war, ein paar Worte des Abschieds

zu sagen. Sie begriff, daß Johannes sie nicht bitten konnte, mit ihm zu gehen. In der großen Stadt, auf den Wegen der Arbeit und des Erfolges, untrenn bar waren ihr die beiden Begriffe, da war sie die rechte Gefährtin. Das einsame, weltfremde Gelehrtenleben, das nun für Johannes kommen mochte, war ihrem Wesen fremd, war außerhalb ihres Erlebens gestellt, wie das Antlitz einer Landschaft oder die Stimme von Wäldern, wie Wolkenziehen über besonnte Hänge. Nie war ihr diese weite Umwelt mehr

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Dolomiten
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Pagina 3 di 4
Data: 17.08.1945
Descrizione fisica: 4
einstellen. So kam die Zeit, in der Johannes, der längst el»- gesehen hatte, daß dies Verhältnis ein großes Unglück war. sich nach einer Lösung dessel ben sehnte. Aber er war zu anständig, die Frau nun im Elend zu verlassen. Das älteste Kind, einen Buhen, hatten die Großeltern auf den Alt- tannhof genommen, unbekümmert um Frau Ber tas Widerspruch. Nun zeigte es sich auch, daß die einzige Magd Rosina in keiner Weise ihrer Mutteraufgube gewachsen war. In guten Tagen, solange sie sieh Zugehfrauen

umzusehen. Als sie auf diese Art mit einem Witwer bekannt wurde, der sie zu sich nehmen wollte, sagte sie ohne weiteres zu und ließ dem Johannes die beiden jüngeren Kinder In der kal ten unaufgeräumteil und verwahrlosten Woh nung zurück... Auf diesen Tag hatte Pastor Mauerberg ge wartet. Und der verlorene Sohn war wirklich bereit, in das Vaterhaus zitrückzukebren. Die guten Alttann-Eltern warteten mit der Sehn sucht der Elternliebe auf ihren Sohn, da hatte es keine Not. Ob aber Frau Berta bereit

. Ohne daß die alte Mutter je noch ein Wort des Vorwurfs oder der Mahnung gesprochen hätte, sah Berta Ihr verkehrtes Handeln wirklich ein und war ehrlich genug, sich an dem Irrweg des Johannes die größte Schuld beizumessen. So liegen die Verhältnisse im Ahtamihof. als Pastor Mauerberg an diesem Vorfrilhllngstag über die Schwelle tritt. Auf der Diele begeg net er Frau Berta, die ihn stillfragend erwartet. „Morgen kommt der Johannes.“ Es ist kein Er schrecken in ihren Augen. Nur eine Frage stellt sie: „Allein

?' — „Ja, allein. Das Ver hältnis ist gelöst. Johannes kommt heim mit den Kindern. Gott Ist gut, Berta. Er gibt dir den Mann zurück und se'ne K’nder, daß ihr mitsammen begangenes Unrecht gu'machen könnt. Denkt nicht nur daran, was er Euch an getan, sondern auch, was Ihr an ihm verschul det. Oder noch besser Ist es, Ihr schaut nicht zurück, sondern auf die Aufgabe, die nun vor Euch liegt...“ Da sagt die Frau ernst und gfcraßi: „In Got tes Namen!“ Pastor Mauerberg steigt die Treppen hinauf Ins AKenstüblehi

. Der Vater Ist ehigenickt; doch die Mutter schaut ihm mit sehnsüchtigen Augen entgegen. Ihr Ist doch Immer, als müsse Ihr der Pastor noch eine gute Nachricht brin gen. Und wie er nun freudig sagt: „Mutter, morgen kommen die drei Buben“, da sagt sie schon In zitternder Freude: ..Der Johannes.... wirklich. Herr Pastor, der Johannes...' und rüttelt sacht ihren treuen Lebensgefährten wach: ..Vaüerehen, horch doch, unser Johan nes kommt.. Am anderen l ag um die sechste Stunde stirbt die Alttami-Mutter

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Südtiroler Heimat
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Pagina 3 di 8
Data: 01.01.1936
Descrizione fisica: 8
da reudere' (Rechiumgen zu begleichen) statt, zu dem die Aiigestellteu dilrch das Syndikat gezwungen wurden, zu erscheinen. Dabei wurde vorgeschrieben, daß denen, die nicht erscheinen, ein Tages lohn zugunsten der Aiigehörigen der Soldaten abgezogen O du Frühling in unseren Bergen, nirgends klingen deine Schalmeien hellec. Du fragst nicht nach den Fahnen, die im Winde flattern. Menschenwerr. Menschenleid, es ver geht und verweht. Ewig bist du! Johannes wandert mit Moi über die Höhen, kälbern stehen

die Gipfel auf blauem Grund. Doch wenn die Lonne untergeht, sangen Körrig Laurins Rosen an zrr blühen. Lange, lange, wenn in den Tälern schon die Schatterr g.'irtern, ltehn Laurins Gärten noch irr rosiger Glitt. Aber dann verblarieu sie und verdämmern traumhaft in blauenr Drttt. .cur er Ichlern steht mächtig mrd eiirsam nnd schiimnert durch Du linkende Nacht. LMiner wieder zieht es Johannes die Ltette ^ wo er m>t gerade vor ml; yat und tntniev nu.j.'i ll ) n '*- 1 mit inbrünstige» Schauern, als Htm.v

. Und eines Tages sagt Moi: Du Hanns, die Leut reden mir zuviel von dir. Gib obacht mit dem, was Du sagst. Die Watschen sein wie Bluthund hinter jedem offenen Wörtl her. Johannes lächelte gequält: sei ohne Sorge Moi, ich bin ja kein Hetzer. Roch kanir ich ja nicht so klar über alles sprechen, was in mir ist. Es ist wohl auch noch nicht so feststehend, um es in Aborte fassen zu können. So ist es auch. Johannes könnte die Frage, was ihn so unwiderstehlich hin zieht zu den Menschen, vielleicht wirklich

nicht beantworten. Er fühlt es reisen in seiner Seele und weih noch nicht, rvelche Frucht es bringen wird. Ein Weg- sucher ist er, das beiße Erbarmen seines Herzens ist das Licht das ihn geleitet. Und das Vertrauen, das ihm wird, ist nue der sichere federnde Bogen einer Brücke, über die er hinüberschreiten wird über alle Gründe. Immer weite, zieht Johannes seinen Kreis. Wenn er aach Hanse kommt, ist nun auch er schweigsam. Moi fühlt, wie es in ihm arbeitet, doch kein kleines Wort der Frage toinntt

über ihre Lippen. Sie hält es mit der alten Weis beit der Bauernregeln: wenn die Keschten reif sind braucht inan den Baum nicht zu schütteln. An einem Tag, von schimmernden Molken überweiht, holt Johannes seinen Freund Heinz vom Bahnhot ab und schl.ppt ihn tut Triumph zu seinem Hause. Zuerst, wie Johannes den Freund aus dem Zua steigen liebt, erschrickt er. Sv schmal sind dessen Wangen geworden, so brennend die Angen. Und dazu die heißen .Hände. Aber Heinz beruhigt ihn, er spricht von Ueberarbeitung und Reise

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Südtiroler Heimat
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Pagina 2 di 8
Data: 15.12.1935
Descrizione fisica: 8
— Oppido Lu cano, Jahre; 10. Grones Franz, Klausen Carceri, 2 Jahre; Poggio Reale (Napoli) Johannes AndeNan. * Roman voa Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Johannes erfuhr es aus einem Brief seiner Schwester. Die Moi hatte ihm bitter Leid getan, denn er hatte immer was übrig gehabt für das zarte, junge Ding, das so zäh gegen den Verfall ankämpfte. Einmal noch hatte er sie ge- sehn, als er zum Begräbnis seines Vaters kam. Dann war der Zusammenbruch gekommen mit all seinem Jammer. Die Jahre

nur große, etwas traurige Braunaugen und einen sehr stolzen Mund, der sicher viel verschweigen konnte. Sonst war sie damals wohl noch ein ziemlich unausgebackenes, blasses Jüngferlein gewesen. Zu Mittag frug die alte Burgl: was ist denn aus der Moi vom Rainalterhof geworden? Die Moi, entgegnete die Burgl, ha woll die Moi, die sell isch bei dr Frau von Weber. Und fügte nach einer Weile brummend hinzu: a znichts Weibels isch sie schon, die alte Gnädige. Nachmittags machte Johannes

sich auf den Weg, um Frau von Weber auszusuchen, deren großer, schloßartiger Ansitz auf dem Wege nach Wolfsgruben zu lag und den sie auch im Winter nicht verließ. Sie war eine verbitterte alte Frau, die alle Welt dafür verantwortlich machte, daß ihr im Le ben nicht immer alles nach Wunsch gegangen war. Und da war die kleine Moi hingeraten. Wie mochte sie geworden sein? Die alte Dame empfing Johannes ungnädig, weil er mit seinem Besuch so lange gewartet hatte. Von der Moi war nicht einmal ein Zipfelchen zu sehen

und Johannes kannte sein Gegenüber zu gut, um auch nur den Hauch einer Frage zu tun. Aber als er auf dem Heimweg war, kam ihm von Ober bozen her eine Frau entgegen, fast so groß wie er, mit fe sten Schultern und biegsamen Hüften. Schwere, braune Zöpfe lagen um den schmalen, stolzgetragenen Kopf, klare, gold braune Augen sahen ihm ernst und forschend entgegen. Die Wangen waren weich gerundet, der Mund herb und doch voll Süße, wie er lächelte. Johannes blieb stehen: Moi? bist Du es Moi? Sie stellte

den schweren Korb nieder, den sie trug, und gab ihm die Hand: Du bist da Johannes. Du bist da Johannes. Erst wollte er lachen über die ein- fache Feststellung. Aber dann überkam ihn mit einemmale eine heiße Rührung, eine unsagbare Dankbarkeit. War es nicht, als spräche die Heimat durch den Mund des Mäd- chens, so still und selbstverständlich: Du bist da Johannes. Wo die Waldhänge zu Seiten des Eisack emporsteigen, auf halber Höhe, zwischen feldumstandenem Dorf uuo Berg einsamkeit, am Rande

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Südtiroler Heimat
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Pagina 3 di 8
Data: 15.11.1935
Descrizione fisica: 8
) hat kürzlich seinen Schülern das Kau en von Kaugummi untersagt, weil die Kaugummi englisches Erzeugnis ist. Der Direktor heißt Gregoretti und ist der Präsident des faschi stischen Kultnramtes, welches die deutschen Sprachkurse ein zurichten hätte. Schnee knirschte unter den Tritten. Wenn sein Mantel ei nen Busch zur Seite des Weges streiche, klirrt: es wie zartes, zerbrechendes Glas. Eine Stimme sang darin: will kommen Johannes. Wie eine rosenfaroene Wolke wehte ihm sein Atem voran in dem Lichte

der kleinen, alten Laterne, die ihn heute, wie vor vielen Jahren begleitete. Ost hatte Johannes im Traume sich so wandern sehn, den tanzenden Schein vor sich. Nun war der Traum em- pergetc-ucht, war Wirklichkeit geworden. Versunken hvar, was zwischen dem Heute und Ehedem lag: Haß, Blut^ ^ual. Versunken war dir Liebe, alles Wünschen, da-, cotredm nach Erfolg. Geblieben war das zarte Licht, der frostharte Weg, die Nacht, die Sterne, das unendliche Glück der Heun- kehr. Johannes konnte sich nicht entsinnen

Leben, von Leio, müde von Not und Verlassenheit. Doch sie alle einten sich aus demselben Wege. Dann erlosch auch das letzte Licht vor der Kuchen türe, nur aus ihren Fenstern fiel warmer, goloener .schein auf den weißen Schnee, ans dir Lindenstämme un Hau mauern., die dadurch ein geisterhaftes Leben b.camen. Nun war Johannes oben, aufatmend^ blieb er stehn. Fast wie ein Schluchzen klang es durch die stille. Der Schiern leuchtete durch die Nacht, groß und mächtig in ewiger Unvergänglichleit

waren. Lange noch stand er und lauschte, wir Glockenklang und Stimmen verwehten. Er sah zu den Gipfeln, di: unter den Sternen standen in traumhafter Helle und breitete die Arme aus, als wollte er das Land umfassen. Dann wandte er sich und schritt hinan zur Höhe, von wannen er gekommen. * Johannes saß in dem alten Hause in der Leutestube. Der Ruch von gebratenen Aepsrln und harzigem Rauch lag in in ihr wie einst. In der Tischplatte waren noch die Kerben, die er in seinem Bubenübermut hinein'e ch ritten

. Der alte Anderl saß im Osenwinkel und lachte rrz trn'end Zmiten und Runzeln. So ijcht's recht, schrie ec u.ro patscht- ver gnügt auf seine Knie, der Gnädige isch wieder da. Huem isch r kemmen und Sodom und Gomorrha hat' hintr sich gelaßn. Die Alte am Herd fuhr ihn an: halt ein mit so unziemliche Reden alter Ruach! Aber ein breites Lachen machte ihre Stimme schwach und verstohlen strich sie Johannes über den Arm, als sie ihm das Essen vorsetzte. Eine Weile später lag Johannes in seinem alten Bett

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Volksbote
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Pagina 6 di 12
Data: 13.04.1922
Descrizione fisica: 12
stand, dürfte von einem Schlaganfall betroffen worden sein. Das Alter machte sich mit seinen Gebrechen an ihm schon lange bemerkbar, doch war der Verstorbene nicht bettlägerig. Sein Brevier betete er bis zum Ableben. Heute fand die Beerdigung statt, die beredtes Zeugnis gab für die Beliebtheit des „Herrn Johannes'. Zu derselben waren 21 Priester, der Ge- meindeausschuß, die Feuerwehr, die Musik kapelle, die Reservisten und sehr viel Volk erschienen. Ein liebes Stück Alt-Tifens ist mit unserem

gekämpft. Der Herr Johannes hob in seinen alten Tagen noch mit berechtigtem Stolz hervor, daß es in einem von des Großvaters Kommandan ten ausgestellten Zeugnisse geheißen habe, „er habe wie ein Löwe gekämpft'. Kein Wunder, daß das „Hänsele' etwas von die sem Löwenmut geerbt und später auch Lan- desverteidiger geworden ist. Außer dem Jo hannes studierten noch zwei andere Brüder, die ebenfalls Priester wurden: Anton, der schon im Jahre 1882, 88 Jahre alt, als Koo perator in Tisens gestorben

und hier begra ben ist. und Peter, der 20 Jahre jünger als Donnerstag, den IS. April ISA. Johannes war, gestorben als Exposttus von Goldrain (Binschgau). Doch Johannes hat sich zunächst nicht dem geistlichen Stande zu- gewandt, sondern begab sich nach Vollen dung des Gymnasiums von Meran auf die Universität Innsbruck, um dort Rechtswis. senschast zu studieren. War Hans schon im Gymnasium ein lustiger Studio gewesen, so schloß er sich in Innsbruck dem Korps „Athesia', das damals noch zum Großteil

, wie er aber dann sich! glücklich gefühlt, als er den Absagebrief in das Postkastl geworfen hatte. Am 25. Juli 1872 zum Priester geweiht, wirkte Johan- nes als Kooperator in Katharinaberg,^ Schnalstal, Naturns, Villnöß, Tisens, Ka> stelruth. Partschins und zuletzt als Früh«! Messer in Tisens. Etwas hat Johannes von seinem Kriegsleben her mit ins Priester« leben genommen: die Liebe zur Büchse. Sei«! ne größte Freude war es, dieselbe auf de» Jagd, wenn die Beute auch nicht groß g«-I wesen, oder auf dem Scheibenstand

zu g«-I brauchen. Kein größeres Scheibenschießen! gabs im Land, an dem er nicht teilgenom«! men. Ein Vorzug verdient noch besonder«! hervorgehoben zu werden: Johannes wall ein warmer Studentenfreund, wozu er.frci*[ lich durch seine heitere Veranlagung hervor! ragend geeignet war. Der Votenmann halt«! in seinen Studienjahren diese Freundschasi! des Herrn Johannes in ausgiebigem Maß«! genossen und will ihm hiefür über dasGrai! hinaus dankbar sein. Diese Freundschaft de«! Herrn Johannes hat sich auch auf das Voll

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