Die Alpen während des Unterganges des weströmischen Reiches. 183 geschützteren Lage sondern ebenso auch noch in dem Vorgang zu suchen, daß der Boden des transalpinen Galliens es gewesen ist, auf dem zuerst während des Mittelalters außer Italien neu geartete, kräftige Reiche emporgewachsen sind, die einigermaßen den Namen von Kulturgebilden in Anspruch nehmen konnten. Diese Tatsache hat nicht nur die Grundlage für die bevorzugte Stellung ge schaffen, die den Franzosen dann über ein Jahrtausend
hindurch unten den Völ kern Europas zugefallen ist, sondern auch das Verkehrsbedürfnis zwischen Gallien und Italien selbst stets lebendig erhalten. Auch während der schwersten Zeiten des römischen Reiches findet sich die Erscheinung, daß auf jenem Flügel der Alpen der Völkerverkehr ohne gewalt same Ereignisse sich Bahn gebrochen hat; denn über eine der dortigen intakten römischen Heerstraßen, den Kleinen Sankt Bernhard oder Mont Genevre, zogen nach dem Tode Alarichs im Jahre 412 nach Ch. die Westgoten
unter Athaulf, nachdem die römische Politik jene geschickt aus Italien nach Gallien abzuschieben vermocht hatte. Zu den Andeutungen, die das Fortbestehen des friedlichen Verkehrs während der letzten Zeiten des weströmischen Reiches an jenen Linien markieren, gehört besonders die wachsende Bedeutung Grenobles, des alten Cularo, das bereits im dritten Jahrhundert ein Bischofssitz war und im Jahre 379 nach Ch. von dem Kaiser Gratian, dessen Tätigkeit wir bereits in den Ostalpen kennen gelernt
ist, sehen wir schon im Jahre 374 nach Ch. als Bischofssitz. Das Gebiet der Westalpen ist auf der gallischen Seite dann bis einschließlich der Dürance, d. h. südlich bis über die Paßlinie des Mont Genevre hinaus, gleichfalls den Bur gundern anheimgefallen, eine Entwickelung, die im Jahre 450 nach Ch. abgeschlossen gewesen sein muß, während der südlichste Rand der Alpen und mit ihm der ganze Komplex der ligurischen Küstenstraße noch bis zum Ende des weströmischen Reiches bei Italien verblieb und erst