-INerano, Samstag» 22. Oktober 1627 6, ?cchr fase. Lettrechnung Das vom Präfekten Ricci an die Podestà vom Mo Adige erlassene Rundschreiben betreffs der Doppelsprachigkeit der Anschriften Hai der Prosse jenseits des Brennero einen erwünschten Vorwand geliefert, um den Haß gegen den Sie- gerstaat Italien künstlich zu nähren. Das Staunen und die teutonische Entrüstung ist durchaus nicht gerechtfertigt. Es wird nicht schlecht getan sein, ein- für allemal die Aus landszeitungen, welche von einem »neuen
' De krete und von einer Verschärfung sprechen, zu dementieren. Nein! Es handelt sich blob um ein altes Dekret, vom Oktober 1S23, das der Prä- fekt mit seinem jüngsten Rundschreiben den Po destà, welche die Pflicht haben, über seine lücken lose Durchführung zu wachen, in Erinnerung brachte. Italien ist nicht Jugoslawien mit seinen Serben, Kroaten, Slovenen, Bulgaren, Maze doniern, Italienern, Türken und Mohameda- nern. Es ist auch keine Tschechoslowakei mit sei nen K Millionen Anderssprachigen. Italien
-ist ein Nationalstaat mit einer einzigen Staatssprache. Die Gesetze über die Benützung der Sprache, welche in Roma, Bologna, Milano In Kraft stehen, müssen auch für Bolzano gelten. In Italien ist kein Platz für eine pangermani stische „Südmark'. Die Brennerogrenze ist für uns eine natürliche Grenze und nicht eine strate gische, wie vielleicht aus Unwissenheit der fran zösische Professor Aulard beim jüngsten Kongreß der Minderheiten in Sofia gesagt Hai, um jenen vier deutschen Umstürzlern, die dori ans oer
Bildfläche erschienen sind und die wir noch Immer innerhalb der Grenzpfähle Italiens be herbergen, nachdem sie durch Jahre und Jahre unsere Venezia Tridentina und Venezia Giulia zu germanisieren versucht haben, ' die Stange halten. Nach Prof. Aulard hätten die verdeutschten Bewohner von Bolzano und die verkroatisier- ten Triestiner ein Recht darauf, so behandelt zu werden, wie man etwa, nehmen wir an, zwei kleine Auslandsrepubliken behandeln würde, die bloß aus strategischen Gründen Italien einver leibt
worden sind. Das, nicht mehr und nicht weniger, sollte der Sinn der Worte des franzö sischen Delegierten und Präsidenten des Kongres ses der Minderheiten sein, wenn man sich an den Bericht der „Münchner Neuesten Nachrichten' hält, als er verlangte, daß Italien mit „Loyali tät' gegen diese deutschen, bzw. jugoslawischen Gebiete vorginge, deren Bevölkerungen in Ita lien leben müssen, ohne daß sie gefragt wurden, ob dies ihnen auch recht wäre. Unter diesem Gesichtspunkte meint also der Franzose