angenommen. Gerhart Hanptrnann Der Dichter des sozialen Mitgefühls Am 15. November wurde der deutsche Dichter und Dramatiker Gerhart Hauptmann 70 Jahre alt. Aus diesem Anlaß bringt heute das Innsbrucker Stadttheater sein letztes Werk, . Vor Sonnenuntergang", zur Festauff führung. Jede Dichtung ist mit den gesellschaftlichen Daseins bedingungen der jeweiligen Zeitepoche verbunden. Sie spiegelt die Zeit, die Sitten, die Gebräuche wider. Sie gibt Einblick in die soziale Struktur einer Zeit. Daher
Proletariat wollte eine hüllenlose, nackte Wider spiegelung der Gesellschaft in der Literatur. Gerhart Hauptmann wurde em solcher mutiger Ver künder, der programmatisch ein Bekenntnis für die junge Generation dieser Zeit ablegte, der sich nicht wie viele an dere in den Dienst einer verheißenden bürgerlichen Gesell schaftsordnung stellte, sondern mit voller Kraft und mit überlegtem Bewußtsein sich ostentativ gegen eine solche Ge sellschaft stellte. Es lag in ihm nicht, vielleicht das Revol tierende
, das Revolutionäre des Daseins zu dokumen tieren, er erkannte aber, daß es nach der üblichen klein bürgerlichen Schablone des „abgemalten Konterfeis eines Lebensausschnittes" nicht möglich war, „naturalistisch" schöpfen und gestalten zu können. Damals legten die Ber liner Arbeiter ein Bekenntnis zur realistischen, naturali stischen Kunstrichtung ab: „Die Arbeiter wollen Wahrheit, wollen das Leben sehen, keine Lüge, keinen blauen Dunst." Der soziale Dichter Hauptmann war erhaben über die Vorwürfe des Kaisers
ist er der älteste Kardinal. betrachtung wurde ein Mitfühlen, ein Nichtverurteilen, ein Verstehen und Verzeihen. Gerhart Hauptmann wurde der Dichter des sozialen Mitleids und ist es bis heute geblieben. Am 20. Oktober 1889 wird durch die „Berliner Freie Bühne" sein erstes Stück, „Vor Sonnenaufgang", uraufgeführt. Eine neue Form ward gefunden, die ein Programm wurde: der Naturalismus. Es wurde das ent scheidende Datum des Anbruches einer neuen dramatischen Kunst, eine revolutionäre Tat. Der gut erzogene Bürgers
sohn sah nicht kritisch den sozialen Unterschied, sondern ge fühlsmäßig. Er, der gewohnt war, in Italien herumzu reisen, sah fremdes, trauriges Elend in seiner Heimat, sah den Reichtum auf der einen, die Armut des Proletariats auf der anderen Seite, und das öffnete in seinem Herzen das Mitleid. Das soziale Mitleid war es und nicht eine soziale Re volution, die in Gerhart Hauptmann den Schöpfer sozialer Dramen erstehen sah. Er zog dann mit einem sozialdemokratischen Redakteur durch seine Heimat