Hauptmann Falconers Rache. Diese Geschichte ist nicht erfunden; sie ist einer wahren Begebenheit nacherzählt von Rosemarie von Iankö. Der Hauptmann R. C. Falconer war ein Sonderling; das wußte jedes Kind in der schönen englischen Grafschaft Hert- fordshire, in der sich sein Landgut befand. Ein paar Jahre war es nun her, da entstieg dem Lokalzug des verschlafenen Oertchens B. der genannten Grafschaft ein etwa 55jahriger Herr mit energischer Miene, dem man den Kolomaloffizier so- gleich ansah
: die zu braunem Leder gegerbte Gesichtshaut sprach von der jahrelangen Einwirkung einer unbarmherzigen Tropensonne, ein steifes Bein, von dem manche wissen woll ten, es sei sogar eine Prothese, machte die vorzeitige Pensio nierung des ansonsten kräftigen Mannes erklärlich, der stahl- harte Blick, gepaart mit scharfer Kommandostimme, verriet jahrelange Befehlsgewohnheit und keinen allzu sanften Cha- rakter, der Neugierigen jede Fragestellung und gar jede An näherung von vornherein verwehrte. Hauptmann Falconer
zu werden, sondern kostenlos alles zugestanden zu erhalten, wonach an Reparaturen und Abänderungen ihm der Sinn stand. Ehe Falconer den Kauf abschloß, stellte er an den Agenten noch eine knappe Frage. „Nachbarn?" erkundigte er sich im Kom mandoton. Der Agent sprudelte über von begeisterten Ver sicherungen der überdimensionalen nachbarlichen Vorzüge. „Es wird Ihnen nicht schwer fallen, zu verbreiten," schnarrte der Hauptmann, „daß ich allein gelassen werden will!" Das wurde er denn auch. Denn wer den Schauermären
Hauptmann Falconer nichts. Er hielt keine Zeitung, er sah keine Menschen, sein Landgut lag ent legen und wohlumfriedet in sommerlicher Pracht. In einer Sternennacht indes, da er pfeiferauchend auf seiner Veranda saß, schrillten seltsame Klänge von nicht allzu ferne an sein Ohr: ein uralter Gassenhauer, von einer schrillen Frauenstimme gesungen, verpestete die schweigende Nacht, Lachen und Gröhlen junger, ausgelassener Stimmen gellte zwischen die Rhythmen des Grammophons. Der Hauptman erstarrte
— was ging da vor? Er konnte sich's nicht erklären und rief dem Diener. Der brauchte gar nicht auf Erkundung zu gehen: „Ferienlager, Herr," brummte er, „Urlauber in Zelten . . ." „Jag sie davon!" brüllte der Hauptmann, „dies ist mein Gut! Steht es nicht deutlich genug an den Toren? Jag sie davon!" Der Diener ging und kam wieder. „Sie sagen," meldete er, „es gefalle ihnen hier und Ihr mögt ruhig den Sheriff rufen. Im übrigen seien sie höfliche Leute, die Euren Gegenbesuch zu schätzen wüßten