zur Aflösung des Grazer Gemeinderathes Stellung genommen und einstimmig die Absendung einer Resolution beschlossen, in welcher er der abtretenden Gemeindevertretung von Graz zu ihrem, echt deutscher Gemeinbürgschast entspringenden Beschlusse seine vollste Zustimmung ausdrückte. — Die „Fr. schles. Pr.' in Troppau wurde wegen der Wiedergabe der Rede des WzebürgermeisterS Dr. Krommer im Gemeinderathe anläßlich der Sym pathie-Kundgebung für Graz konfisziert. Wem die Haltung der Regierung nach der Affaire Sraz

zwischen dem gegen den deutschen Gemeinderath von Graz geübten Vorgang und dem gegen Bürgermeister Podlipny von Prag be liebten ausdrängen würde. Dieser Letztere trug durch die aufrührerische Sprache seiner Proklamation die Hauptschuld an den Plünderungen und Zer störungen des Gutes deutscher Bürger von Prag; und ihm wie dem ganzen Gemeinderathskollegium wurde trotzdem auch nicht ein Haar auf dem Haupte gekrümmt. Wohl that der Kaiser damals den Aus spruch : „Der Bürgermeister von Prag ist an Allem schuld', und kaum ein halbes

Jahr später wurde Podlipny, dem bald Alles verziehen war, in feier licher Audienz gnadig vom Kaiser empfangen. Da gegen sticht nun die scharfe, über Graz aus einem verhältnißmaßig ganz unbedeutenden Anlasse ver- hängte Strafe merkwürdig ab. Die Deutschen sagen sich, daß seitens der Regierungen deS Landes mit zweierlei Maß gemessen wird. Gegen sie wird keine Nachsicht geübt, gegen ihre Sprache werden peinliche Erlasse herausgegeben und ihre autonomen Körperschaften werden ohne weiteres, wenn sie miß

liebig geworden sind, aufgelöst: — die Tschechen aber können zu Raub und Gewalt gegen sie schreiten, ohne daß Sühnung zu erreichen ist. In den letzten Jahren sind die Gemeindebehörden von Reichenberg, Wien und jetzt Graz aus politischen Gründen auf gelöst worden. DaS geradezu aufrührerische Prag war dagegen in seiner Gemeindevertretung geradezu sakrosankt. — Immer schriller werden die Disso nanzen, und das alte Verhältniß, da sich die Deutschen als Träger deS StaatSgedankenS fühlten, ist völlig

zerstört. Die Freitagsiitznng des Abgeordnetenhauses zeitigte einen durchsichtigen Versuch der Rechte», auf ihre Weise daSParlamentzur „Arbeit' zuzwingen. Graz hat auch die Majorität aus ihrer Hinfälligkeit aufgerüttelt, die Rechte zur aktiv.» Politik zurück geführt. Sie will die Obstruktion durchbrechen. Finanzminister Kaizl regte schlauer Weise im Kabmet eine Reihe volkSthümlicher Re formen, insbesondere von Steuernach lässen, an; die so oft geforderte Aufhebung der Tegmauthen, eine barbarische

Veite 2 „Tiroier Volksblatt' 8. Juni 1898 treu zur Dynastie und zum Vaterland halten, welche Verfassung und Gesetz respectleren, muss es überaus beiremdet erscheinen, ja Erbitterung hervorrufen, wenn sie sehen, dass die Regierung gerade bei jener Partei sich um Hilfe umsah, welche die Zerstörung des Staates und die Revolution der gesetzlichen Ordnung auf ihre Fahne geschrieben hat. Den Standpunkt der Grazer Arbeiterschaft zur Auflösung des Gemeinderathes in Graz kennzeichnet das dortige

.' Die Schwarzgelben?! Gehören dazu seit der Aera Thun nicht auch die k. k. Socialdemokraten? Eine erwünschte und eingebildete Aufregung. Das „Grazer Tagblatt', diese Verhetzungsmaschine, faselt fortwährend von einer riesigen Aufregung, welche infolge der Auflösung des Grazer Gemeinderathes unter den Deutschnationalen in Graz herrsche. In seiner gestri gen Abendausgabe versteigt sich die Pressbestie zu der Behauptung, „dass die Wellenkreise, die das Grazer Ereignis ziehe, immer größer werden'. Dies ist einfach

erlogen. In Graz, und anderswo noch weniger, kräht kein Hahn um den ausgelösten Gemeinderath. Im Gegentheile ist die Bevölkerung herzlich froh, wenigstens ein halbes Jahr von neuen „Gemeindeumlagen' ver schont zu sein, welche der verblichene Gemeinderath gleich den unnützen und anmaßenden Resolutionen so musterhast zu sabricieren verstand. Nur die „Professions deutschen' wissen immer von Wellenkreisen und Auf regungen zu berichten, die in Wirklichkeit nur in den Hirnkasteln von Verrückten

zur Beantwortung der Interpellationen über die Grazer Vorfälle. Dieser jedoch verzichtete wegen des Lärmes auf dasselbe, indem er die Beantwortung auf morgen in Aussicht stellte. Dr. v. Fuchs ertheilte hierauf Wolf das Wort, der jedoch warten zu wollen erklärte, bis Schönerer seine anfangs begonnene Rede zu Ende gesprochen habe. Schließlich gab der Präsident doch Schönerer das Wort, wo rauf sich die Bewegung langsam legte. Wolf hielt eine längere Rede zur Sprachenfrage. Zur Lage in Graz. Graz, 6. Juni

verantwortlich: Anton Eberlin. GekegrrcrpHischer KorrrsberrcSt. Herr Mörath, mag. pharm., Droguift in Graz, sendet mir eine Lifte von Rauchern aus verschiedenen Ständen zu, die sich über seine Erfindung, dar „Marathon', sehr belobend, ja mit Begeisterung ausspcechcn. Da ich an der Wahrheitsliebe der betreffenden Herren i zu zweifeln keine Veranlassung habe, so nehme ! ich das in Nr. 43 deS „Burggräfler' über „Mörathon' Gesagte vollinhaltlich zurück und freue mich, daß es Raucher gibt. welche Herr» j Möraths

Menge beigemischt, dem Rauch ein äußerst angenehmes Aroma verleiht und den Tabak besser und leichter genießbar macht. Graz, den 2. Juni 1998. Hochachtend Theodor Mörath, mag pharm. *) Die Redaktion hatte weder mir dem ersten „Ein gesendet' etwas zu thun, noch will sie sich mit diesem zu schaffen-machen. Herr Mörath möge sich an den „Einsender', eventuell an den Herausgeber des ..Burg gräfler' wenden.

8. Juni 1898 „Tiroler Bolksblatt' Seite 5 Gemeinderathssitzlmg. Den 3. Juni hielt unser Gemeinderathabermals eine Sitzung ab. Bürgermeister Dr. Jul. Perathoner ertheilte nach Eröffnung derselben dem GR. Lun das Wort zur Einbringung eines Dringlichkeitsantrages, welcher dahin gieng, dass sowohl dem aufgelösten Gemeinderathe der Stadt Graz, wie dem Landes ausschusse von Steiermark die Zustimmung zu dessen Verhalten inbezug auf die Auflösung des dortigen Gemeinderathes ausgesprochen

werde. Die Kundgebungen haben folgenden Wortlaut; „An den aufgelösten Gemeinderath der Stadt Graz: Der Gemeinderath der Stadt Bozen spricht dem aufgelösten Gemeinderathe der steirischen Landeshaupt stadt die vollsten Sympathien sür sein wackeres Ver halten aus.' 2. An den Landesausschuss von Steiermark. Der Gemeinderath der autonomen Stadt Bozen beglückwünscht den Landesausschuss von Steiermark zu dessen strammer Stellungnahme für die Rechte der autonomen Städte.' Nach Einbringung des Dringlichkeitsantrages erba

auf halb 9 Uhr einberufen, deren Hauptprogramm nummern die Vorgänge in Graz, und Stellung nahme zum Interdikt der »Bozner-Zeitung' find. Man ficht zum Voraus, daß die „deutschnationale' Hetze und die »Hetze gegen die Pfaffen' neuerdings angefacht wird in unserer Stadt, so daß es dem einheimischen ruhigen Bürger nicht vergönnt ist, sich eines ruhigen Daseins ;u erfreuen und auch der -fremde Gast sich von solchem Treiben angeekelt fühlen j wird. Zur Förderung des Fremdenwesens dienen

'. Ich habe nun diese Standesehre angeblich als Offizier verletzt, und zwar, weil ich als Vertreter, des Bauernbundes und als Land- tagsabgeordneter des deutschen Märktewahl- bezirke Leibnitz im Leichenzuge des in Graz bei den Unruhen im Herbste vorigen Jahres erschossenen deutschen Arbeiiers Retter mitge gangen bin. Als freier Staatsbürger, nicht als Offizier — denn dieser darf nicht Politik treiben — bin ich mitgegangen. Ich habe als Christ und Deutscher gehan delt. Als Christ, weil der Tod uns alle gleich macht

sich aber auf das entschiedenste dagegen, daß darin eine Anerkennung der Berechtigung der erfolgten Auflösung des Gemeinderathes öder ein Zugeständniß ^ener Gründe, welche die' Regierung für sich angeführt hat, «blickt , werden dürfe. (Folgen die Unterschriften, t Graz.^üm-4 Juni 1893. ? * ./Ans...Werschetz.- wlrd gemeldetgnechlsch.onentalisch.serbische Bischof Zmenänovic wurde am Sonntage vorm.ttag. als e^ sich in vollem'^ von semer Residenz zur Pfiugstfeier in die Kirche begab, durch ,,Mr. lS8... - den Sollicitator Popövics