. Alles draußen schien in diesem milden, tiefen Leuchten dahinzuschwimmen. Alle Konturen waren unwirklich und von einem ge heimen Leuchten wie ausgelöst. Sie hob den Kopf, richtete sich vorsichtig aus: „Almuth," sagte es neben ihr. „Elisa, Sie schlafen nicht?" Erschreckt langte Almuth nach dem Bett neben sich. Dort lag Elisa aus dem Rücken. Ganz ruhig lag sie. Die weiße Decke war eng um sie geschlungen. Unend lich schmal und Zerbrechlich, sah sie aus in dem geister haften Licht. „Nein, ich schlafe
nicht," Elisa wandte langsam den Kopf. In ihrem weißen Gesicht waren die Augen ganz groß und dunkel. „Fühlen Sie sich schlechter, Elisa? Soll ich den Dok tor rufen?" Elisa lächelte. Es war ein ganz kleiner Hauch eines Lächelns — ein Lächeln, das traurig machte. „Lasten Sie Doktor Schonert schlafen, ich brauche ihn nicht. Ich brauche überhaupt nicht mehr viel." „Elisa, was für Dummheiten, Sie werden gesund werden. Passen Sie auf, bestimmt werden Sie gesund. Sie wissen doch, was der Doktor gesagt
hat. Sie müssen den Mut haben. Mut ist die Hauptsache zum Gesundwerden." Elisa lächelte immer noch ganz wenig. Es war, als ob sie sagen wollte: Verzeih, wenn ich nicht glauben kann. Ich bemüh' mich ja, aber das tu' ich nur für euch — ich weih ja Bescheid. Almuth stand auf und ging an das Bett der Kranken heran. „Nicht mit bloßen Füßen", mahnte Elisa schwach. Rührung stieg in Almuth aus. Elisa, die Schwer kranke, dachte auch an alles. Unversehens konnte man auf einen Skorpion treten, eine Tarantel. „So, Elisa
als alles sein. Aber ich kann mir nicht Helsen. Thomas war alles für mich." Almuth streichelte Elisas Hände. „Wenn eine Frau leidenschaftlich geliebt wird, be antwortet sie diese Liebe mit ihrer ganzen Ausschließ lichkeit." Der Glücksschein in Elisas dunklen Augen blaßte. Es zuckte ganz schnell wie von Schmerz um ihre Brauen. „So ist es auch nicht, Almuth," flüsterte sie, „aber zu Ihnen kann ich es sagen. Wir sind ja vom Schick sal irgendwie zusammengebunden, und es gehört zu all dem, worum ich Sie bitten möchte, Almuth." Elisa atmete
mühsam. Ihre Hand bebte in der Al muths und war feucht vor Erregung. Die umschloß Elisas Finger mit einem festen Druck. „Almuth, haben Sie schon einmal einen Mann lieb gehabt, so lieb, daß Sie nichts anderes wußten, als nur für ihn zu sein, seine Liebe zu gewinnen? Ich sag' Ihnen, Almuth, eine solche Liebe ist Himmel und Hölle zugleich. Himmel, wenn man den geliebten Menschen ganz besitzt, und Hölle, wenn man fühlt, nur ein Stück chen von ihm gehört einem. So ist es mir mit Thomas gegangen