gang mich der Alten wieder näherte, hörte ich sie halblaut mit gesenktem Kopfe vor sich hinbeten. Ich war wunder bar gerührt und trat zu ihr hin und sprach: „Mit Gott, fromme Mutter, bete Sie auch ein wenig für mich!" — bei welchen Worten ich ihr einen Taler in die Schürze warf. Die Alte sagte hierauf ganz ruhig: „Hab tarnend Dank, mein lieber Herr, daß du mein Gebet erhört." Ich glaubte, sie spreche mit mir und sagte: „Mutier, habt Ihr denn mich um etwas gebeten? Ich wüßte nicht." Da fuhr
Er, daß Er ihn los werde. Gute Nacht." Nach diesen Worten wendete sie sich ganz ruhig nach der anderen Seite und steckte den Taler in ihren Neisesack. Alles, wüis die Alte tat, machte einen eigentümlichen Ein druck aus mich und ich sprach zu ihr: „Liebe Mutter, Ihr habt wohl recht, aber Ihr selbst seid es, was mich hier hält. Ich hörte Euch beten und wollte Euch ansprechen, meiner dabei Zu gedenken." „Das ist schon geschehen," sagte sie, „als ich Ihn so durch dorr Lindengang wandeln sah, bat ich Gott: er möge
Euch gute Gedanken geben. Nun habe Er sie und gehe Er sein schlafen!" Ich aber setzte mich zu ihr nieder aus die Treppe und ergriff ihre dürren Hand und sagte: „Lastet mich hier bei Euch sitzen die Nacht hindurch und erzählet mir, woher Ihr seid und was Ihr hier in der Stadt sucht; Ihr habt hier Leine Hilfe, in Eurem Alter ist man Gott näher als der: Menschen; die Welt hat sich verändert, seit Ihr jung wäret." „Daß ich nicht wüßte," erwiderte die Alte, „ich Habs mein Lebtag ganz einerlei gefunden
ganz habhaft werden können." Hier- mit schieden wir, denn der Posten der nahegelegenen Hauptwacke, bis zu ivelcher ich-ihn über den Platz be gleitet hatte, rief: „Wer da!" Er sagte mir noch, daß er die Wache ant Schlosse habe, ich solle ihn dort besuchen. Ich ging zu der Alten zurück und gab ihr die Rose und den Taler. Die Rose ergriff sie mit einer rührenden Heftigkeit und befestigte sie sich auf auf ihren Hut, indem sie mit einer etwas feineren Stimme und fast weinend die Worts sprach: „Rosen
die Blumen auf meinem Hut, Hätt' ich viel Geld, das wäre gut, Rosen und mein Liebchen." Ich sagte zu ihr: „Ei, Mütterchen, Ihr seid ja ganz munter aeworden, und sie erwiderte: „Munter munter, Immer bunter, Immer runder. Oben stund er, Nun bergunter, 's ist kein Wunder! „Schau Er, lieber Mensch, ist es nicht gut, daß ich hier sitzen geblieben, es ist alles einerlei, glaub Er mir, heut sind es siebzig Jahr, da saß ich hier vor der Tür, ich war eine flinke Magd und sang gern alle Lieder. Da sang