zu wollen. Längst war alles zur Ruhe gegangen, nur der alte Friedrich hielt die Totenwache. N Da öffnete sich die Türe von ToraS Zimmer, leise, geräuschlos. Im langen, weißen Nachtkleide, mit nackten Füßen, schlich sie Hurch den Korridor. An der Türe des AhnensaaleS blieb sie stehen und lauschte. Nichts regte sich, da legte sie die zitternde Hand aufs Schloß, ein leiser Druck und sie stand in dem weiten, nur von einer Ampel erleuchteten Raum. Friedrich waren die alten, ermüdeten Augen zugefallen, und näher
des Toten nieder, legte ihren Kopf an seine Brust und Träne auf Träne rann über ihre bleiche Wange. „Lieber, guter Onkel, warum bist du von mir gegangen? Warum läßt du deine Tora so allein? Wer wird mich nun lieb haben, wer mein Schutz sein?' Als ob eine Antwort auf ihre Frage erfolgte, so klang eS tief traurig : „Sei ruhig, Kind; der alte Friedrich kann dir die Liebe deS guten Onkels nicht ersetzen, aber sein treues Herz will dich schützen, für dich sorgen, so lange es schlägt. Ich habe es dem lieben
Toten versprochen und werde es treu halten. Aber nun nimm den letzten Abschied, man wird eS dir nicht gestatten, an seinen Sarg zu treten, ehe man ihn in die Gruft trägt, armes Kind.' „Ja, Friedrich, ich habe kein Recht, eS zu for dern. Die Tante hat mir auch verboten, in das Totenzimmer zu gehen; aber ich bin doch gekommen, einen Gruß sollte der Onkel von mir an mein Mütterchen mitnehmen und von mW eine letzte Gabe empfangen. Ich hatte nichts, als meine schöne, weiße Rose, die habe ich hingebracht