Loretto an oer Haller Straße, der alsbald 'in Begleitung des Werkmei- „Me Plätze besetzt.' Sie wollen wissen, ob einer ein guter oder ein I'öser Mensch oder eme dec vielen möglichen Zwi schennummern ist? — Sehr einfach. Beobachten Sie ihn in folgender Situation. Ein dicht'besetzter Zug. Station. Man steigt ein. Jemand tritt an die Tür des Wagenabteils, in dem^einer sitzt, und fragt mit der bescheidenen Miene des Bittstellers: „Bitte ist hier noch ein Platz frei?'' Wird er den Frager mit „Nein
' oder „Alles besetzt!' anbrüllen? . . In neunundneunzig von hundert Fällen ge schieht das. Für den im Kupee Sitzenden ist übri gens keine Antwort, so naheliegend wie diese. Merk würdiges Gesetz! Es kostet ihm sozusagen gar keine Ueberwmdung, den Bittsteller mit seinem „Alle Plätze besetzt!' ganz energisch abzmveisen. Etwa, 10, als habe man ihn soeben mit einer großen Zu mutung belästigt. Dabei macht es fast gar keinen Unterschied, ob tatsächlich alle Plätze besetzt sind oder ob sicher einer oder gar zwei frei find
oder ob mindestens UnklarlM darüber herrscht, da in der Station, in der der Zug eben hält, einige Leute aus- und einige zugestiegen sind. Einerlei, es ist so cinfäch und klärt die Situation so grmMich, wenn man „Alles befetzt!' schreit. Denn für die glückli chen Sitzinhaber ist ja keinesfalls etnxls verloren, eher ist es sogar eine kleine Annehmlichkeit, wenn ein Platz im Wteil frei bleibt. Wie anders malt sich die Situation im Kopfe des Eintrittverlangenden! Wie, er loll einer gro ben
, so verständlich. Warum sich in seiner Ruhe stören lassen? Aber seltsamerweise kann ich als Eintretender dieses Ruhebedürfnis gar nicht nach fühlen und gerate in große Wut, wenn ein ganzes Abteil auf so hochnäsige Art seine Interesselosigkeit Zu erkennen gibt: Setz dich oder setz dich nicht, uns ist das ganz gleichgültig. — Ja, sitzt ihr denn schon seit Erschaffung der Welt da? Seid ihr nicht auch einmal eingetreten und habt hübsch bescheiden ange fragt, ob kein Platz frei ist? — Aber leider vergessen
: „O ja, bitte, ein Platz ist noch frei!' Oder mit wohltuender Exaktheit: „Der zweite Platz vom Fenster drüben.' — Von meinen Reisen find mir mehrere solche Wahrheitskünder in Erinnerung ge blieben. Neulich ein lieber, hübscher Junge, den der