Seite 12. Nr. 21 Mm Md Rie-ttöstmekh. Wien. Am 17. Mai begannen in Wien die auf fünf Tage angesetzten Beratungen des neunten Kongresses der internationalen Liga der Prohibitionsgegner, woran Vertreter aus Dänemark, Deutschland, Eng land, Finnland, Frankreich, Holland, Italien, Oester reich, der Schweiz, der Tschechoslowakei und Ungarn teilnehmen. Nach einer Begrüßungsansprache des Bundesministers a. D. Heinl erklärte der Präsident des österreichischen Verbandes „Mäßig und frei", daß Zwang
, für die Brauindustrie und die Spirituserzeugung, für die Milchproduktion und überhaupt für Ackerbau und Viehzucht von Bedeutung ist. Diese Ausführungen wer den die Leute um Prof. Dr. Ude sicher in Harnisch bringen. „Mäßig und frei" ist ein sehr dehnbarer Be griff. Mancher hält sich für mäßig, wenn er täglich nicht mehr als drei Liter Wein hinter die Binde gießt, weil er dabei nicht berauscht wird. Er kann aber trotz dem seine Familie an den Bettelstab bringen. Und ,^rei" darf
oder sollte doch nicht jeder sein. Es gibt eine Freiheit, die zum Schlimmsten führen kann. Wer der Trunksucht ergeben ist und dadurch seiner Fa milie zum Untergang gereicht, wer in der Trunkenheit zu Exzessen neigt oder zu Verbrechen gegen das Leben anderer oder gegen die Sittlichkeit, soll nicht frei sein im Alkoholgenutz. — Einem bayerischen Blatte ent- nehmen wir folgende Notiz: „In der alten Kaiserstadt Wien starb dieser Tage im Patriarchenalter von 83 Jahren Kaspar Inthal, der langjährige Chefredakteur des Wiener „Vaterland
. — Kürzlich wurde der Präsident der kaisertreuen Volkspartei, Oberst Wolfs, verhaftet und dem Wiener Landgerichte eingeliefert, weil er öffentlich die Ungarn zum Einmarsch in Oester- reich aufforderte, falls Bela Kun ihnen nicht ausgelie- fert würde. Möglich, ja wahrscheinlich geht Bela Kun früher frei als Oberst Wolfs. Klugheit und Mäßigung war übrigens nie die starke Seite Wolsfs. Der Gaul geht oft mit ihm durch. Er hat der monarchistischen Sache oft schon mehr geschadet als genützt. Ihm gilt
ist, und sich Vollmachten geben zu lassen, sich aber um die Interessen der Länder nicht zu kümmern. Diese Kreise wollen auch nicht, daß die Länder eigene Anleihen aufnehmen. Warum nicht? Weil die Länder dann frei verfügen können. Es ist leider vorgekom men, daß in Ländern Transaktionen vorgenommen wurden, denen nicht beigepflichtet werden kann. Aber wie macht man es jetzt? Tirol hat beispielsweise eine große Wirtschaft, einen Musterhof gekauft, damit der Besitz der bodenständigen Bevölkerung erhalten