. Bei seiner Ankunft wurde er vom Präsi denten der Republik Frankreich auffallend ehrend empfangen. Man braucht kein Gedankenleser zu sein, um herauszubringen, daß die beiden Staats männer nicht nach Paris gefahren find, um sich die Stadt wieder einmal 'anzuschauen oder vom Wetter zu reden oder um sich allerlei Schmeiche leien zu sagen; geschehen ist letzteres allerdings im reichen Maße. Der Besuch hat eine hochpolitische Bedeutung und hat nichts anderes zürn Zwecke, als die sogenannte kleine Entente
, das ist das Bündnis zwischen Polen, Tschechien, Rumänien und Jugoslawien zu festigen und fester an Frank reich zu knüpfen. Die Kette, mit der sie an das mächtige Frankreich gefesselt werden sollen, ist keine eiserne, sondern eine glänzende, eine goldene. Der „Jntransigeant", eine bekannte Pariser Zei tung, ist in der Lage, mitzuteilen, daß Poincare und Benesch in einer Unterredung sich verständigt haben über die Gewährung eines Kredites (Dar lehens) von seiten Frankreichs an die Kleine Entente im Betrage von 1,2
Milliarden Franken. Das Blatt glaubt, daß dieser Kredit zur Bezahlung von in Frankreich bestellten Waren dienen soll. Polen hat von diesem Kredit 400 Millionen zu be kommen, 800 Millionen soll auf die Tschechoslowa kei, Rumänien und Jugoslawien verteilt werden. Der Anteil Jugoslawiens soll 300 Millionen be tragen, während die Tschechoslowakei und Ru mänien den Rest von 500 Millionen teilen würden. Tschechien, Serbien, Rumänien und Polen sind verschuldet bis über die Ohren und Frankreich leiht
ihnen gleichwohl 1200 Millionen Franken zur Bezahlung von in Frankreich bestellten „Waren". Oesterreichs finanzielle Lage mar vor einem Jahre nicht viel schlechter als die, in der sich Polen heute befindet und trotzdem mußte Dr. Sei pel förmlich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um nur die Hälfte dieses Betrages zu be kommen, den Frankreich heute, ohne mit einer Wimper zu zucken, der Kleinen Entente zur Ver fügung stellt, und wovon Polen ein volles Drittel erhält. Man braucht daher wohl nicht lange zu raten
, Außenminister Benesch, Kriegsminister Maginot, Marschall Fach und die sie begleitenden Generäle und andere Persönlich keiten beiwohnten. Nach Schluß der Manöver hielt Marschall Fach einen Vortrag über die militärische Lage Europas. Der „Petit Parisien", eine vielge lesene Pariser Zeitung, macht aus dem Zwecke, dem der Besuch diente, gar kein Geheimnis. Es fd>rcibt: „Nach den Besprechungen, welche stattgesunden haben, soll die natürliche Allianz, die den Tschecho slowakischen Staat und Frankreich eint