. Die Stimmung in Frankreich. Ein vorübergehend in der Schweiz weilender Franzose, „ein Mann in unabhängiger Stellung, dabei glühender Patriot', hat sich einem ' Gewährsmann der „N. Zürcher Nachr.' gegenüber am 18. Oktober über die Stimmung in Frankreich geäußert. Er sprach nicht von der Volksstimmung, sondern von den Kreisen, die über Krieg und Frieden entscheiden. In den mehr oder weniger öffentlichen politischen Zirkeln/ iil der Presse, in den Restaurants, Kabaretts ist der Ton aller Aeußerun- gen
auf den der Herren Briänd und Paincare zugeschnitten/' ' Dort wird man den Eindruck haben, daß „Sieg oder Untergang' die Pa« rvle sei. Ganz anders aber klingt es in intimen Kreisen, wo man ohne Rückficht auf die Straße denkt und spricht, wo Streberei und Pos fehlen, wo das höchste Ziel nicht der Sieg, sondern die sichere Aus? schaltung des Unterganges ist, wie dies die Liebe zu Frankreich dik- tiert. Dort glaubt man ebensowenig an den Sieg wie an die mög liche Vernichtung des Feindes, „die man im tiefsten Herzen
nicht ein mal wünscht. weil man keine künftige Pajallenfchaft zu England will. Schon darum beschäftigt man sich dort vielmehr nnd sehr ernst mit der anderen Frare, Frankreich vor der Vernichtung durch den Krieg zu bewahren und vor der Selbstvernichtung nach dem Kriege Dabei ist man vor allem des einen satt, der diplomatischen Effekte und Abenteuer a la Athen und Bukarest, mit ihren endlosen Enttän- schungen. . Man ist voller Zuversicht, bis in die nächste Zeit immer noch auf einen für Frankreich günstigen
Frieden rechnen zu dürfen, der ja auch im Interesse Deutschlands liegt, ist aber durchaus nicht davon überzeugt, daß dem auch noch so sein wird, wenn der Krieg bis zur Erschöpfung dauert. Die Augen derjenigen Kreise, von denen ich eben gesprochen habe und von denen, wie schon gesagt, sehr viel abhängt, schauen bereis nicht mehr auf dte Herren Briand und Poincars, sondern auf den „kommenden Mann', der den für Frankreich günsti gen Frieden bringen wird, wozu die beiden genannten Herren nicht in der Lage
sind. Man hört auch in diesen Kreisen bereits den Namen des „kom menden Mannes-, gibt ihn aber der Oeffentlichkeit nicht preis, eben w?il man in absehbarer Zeit den Frieden will, einen für Frankreich günstigen Frieden.' Die Ereignisse in Griechenland. Frankreich schwenkt ab? ^ Wie erinnerlich ist, wurde wiederholt durch Petersbirrger Meldungen die Stellungnahme Rußlands zu Griechenland da hin erklärt, daß es einer Beseitigung der Dynastie und Ein rissen in die inneren Verhältnisse des Landes abgeneigt sei