Festrede bei Gelegenheit der Hoferfeier d.i. bei der Grundsteinlegung zur Herz-Jesu-Kapelle beim Sandwirthhause in Passeier
die durch die Revolution völlig verwirrten kirchlichen Verhält nisse wieder einigermaßen zu ordnen. Daß er dieß aber nicht aus Religiosität, sondern aus Politik gethan habe, geht unzwei felhaft aus einer Aenßernug an einen seiner Vertrauten hervor, worin er das Konkordat die Schntzpocken der Religion nannte, und behauptete: „Fünfzig Jahre noch nud man braucht in Frankreich gar keine Religion mehr.' Durch das Konkordat mit dem hl. Vater wollte sich Napoleon nur sicher stellen, da mit die Priesterschaft und der religiös
gesiuute Theil des fran zösischen Volkes seinen ehrgeizigen Plänen nicht entgegentrat. Er wollte den Altar nur als Stufe benützen, nm sich auf den Thron eines Kaisers vou Frankreich emporzuschwingen. Als ihm dies gelungen war, als er im Jahre 180ö als rnhmge- krönter Kaiser von Frankreich ans der Höhe seines Glückes stand, warf er die Maske von sich, nnd jener Papst, der ihn zum Kaiser gekrönt uud gesalbt hatte, bekam seinen Uebernuith zuerst ^n fühlen. Von Schönbrnnn aus erließ er an: 17. Mai 1809
jenes Dekret, mittelst dessen er dem hl. Vater das Erbgut Petri' raubte, und erklärte, die päpstlichen Siaateu seien Frankreich einverleibt. — So also stand Napoleon damals auf der Höhe seines Glückes, aber auch seines Uebernmthes. Ihr könnt euch daher, Geliebteste, leicht denken, welchen Aerger, welchen Unmuth, welchen Gram dieser nbermnthige Mann werde empfunden haben, als er die Nachricht vernahm, seine Truppen seien von den Tiroler Lauern geschlagen worden, uud einer seiner tapsersten Feidberrn