Verbreitung und werden nach Tarif berechnet Nr. 46. Bruneck, Freitag den 18. Novcmbcr 1887. Deutschland und Frankreich. (Original-Correspondenz.) Der zweite Theil des heurigen Sommers war politisch, ungemein ruhig, dafür bringt, der Herbst der politi schen Sorgen nur um so mehrv Es ist ein seltsamer Zufall, daß die beiden „feindlichen Pole', daß Berlin und Paris, Deutschland mnd Frankreich gleichzeitig und gleichmäßig in den Vordergrund treten. - Deutschland wird durch eine schwere Sorge um das Leben
von ihm, daß er ein friedelieben der, gerechter, freisinniger Fürst ist, lauter Eigenschaften von denen sein Sohn und Erb-Prinz Wilhelm nicht viel be sitzen soll. Frankreich leidet wieder an einem anderen Uebel. Al lem Anscheine nach geht dort die Republik auf den letzten Wen. Daß sie mindestens ebenso corrupt, wenn nicht cor- rupter wie das Kaiserreich ist, hat man seit langem gewußt, Kur hat man's nicht eingestehen wollen, nun hat der Pro ceß Caffarel einen Einblick in die Sache gewährt. Es hat H gezeigt
, daß man in Frankreich unter der Republik Stel ln, Orden u. s. w. durch Einfluß des Herrn Wilson, des Schwiegersohnes des Präsidenten der Republik kaufen Herr Wilson scheint extra noch zwei Briefe, die bei den Untersuchungs-Akten waren, gefälscht zu haben. Die Polizei hat ihm im geheimen die Briefe, die offenbar kompromitti- rend waren, ausgeliefert, er hat daun an ihrer Stelle zwel , härmlose Briefe gelegt, dabei ist ihm aber das Malheur passirt, daß er Papier mit dem Wasserzeichen 1885 benutzt
in der Depütirten- kammer, der Gras von Paris auf der einen Seite, im Hin- ^ tergrunde auf der anderen General Boulanger, (der übri gens durch den Ordensschacher-Prozeß ebenfalls kompromittirt erscheint, da er mit den betreffenden weiblichen Agenten wenigstens im Briefwechsel stand) mit den Radikalen und dem Pariser Strassenpöbel — es sind nette Aussichten für die Republik! ^ Man sieht, Deutschland und Frankreich sind momen tan beide nicht zu beneiden! (5. politische Rundschau. Oesterreich-Uugarn