„Nemzet" hatte nämlich vor kurzer Zeit eine Unterredung mit dem früheren französischen Mi nister des Aeußern, Flourens, der erst vor wenigen Tagen aus Petersburg zurückgekehrt ist. Flourens versicherte, daß der (5zar außerordent liche Sympathien für Frankreich und dessen Po litik hege, und daran sei Oesterreich schuld, das durch den Eintritt iu deu Dreibund die An näherung Rußlands an Frankreich bewirkt habe. „Die Existenz der französisch-russischen Allianz, sagt Flourens weiter, kann heute nicht mehr
be zweifelt werden, obgleich fein solcher formeller Vertrag besteht als beim Dreibund. Auch kann ich mittheilen, daß schon während meiner Minister schaft gewisse Evelltllalitäten gemeinsam zwischen Frankreich und Rußland in Erwägung gezogen, verhandelt und festgcstellt wurden. Die hierauf bezüglichen Acten können füglich als Vertrag be trachtet werden. Eill eigentlicher Vertrag existirt deshalb nicht, weil das eine Provocation wäre, denn der Vertrag der Tripelallianz ist thatsäch- lich
es: „Wer seit einigen Monaten die in französischen und italienischen Zeitungen sich kund gebende Meinung aufmerksam verfolgt, nebenbei sich aber die Mühe gab nnd Gelegenheit hatte, die Ansichten und Absichten auch anderer der Politik theils näher, theils ferner stehenden Kreise.kennen zu lernen, wird eigenthümliche Erfahrungen gemacht haben. In Frankreich wünscht kein ruhiger und vernünftiger Mensch den Krieg, kein Bauer oder sonstiger Grundbe sitzer, kein Kaufmann, Jndustieller, Niemand
. Frankreich braucht, wenn es im Kriege mit Deutschland sich befindet, ge gen Westen nicht die geringste Deckung, da seine Flotte genügt, ebensowenig gegen Belgien, weil Deutschland nicht in der Lage ist, durch Belgien Vordringen zu können. Sein ganzes Streben ist darauf gerichtet, Deutschland nicht blos zu vereinzeln, sondern zu hindern, daß es seine Macht gegen Frankreich werfen könne. Zu diesem Zwecke kommt es mir vor allem darauf an, durch ein Bündniß mit Rußland Deutschland in die Nothwendigkeit
sehr geschmälert hat, daß der Dreibund in Verfol gung der für Oesterreich und England gleich erwünschten Politik Rußlands hindert, gegen Bulgarien, die Türkei und Rumänien seine letzten Ziele zu erreichen. Bricht der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland aus, so wird er sich leicht, abgesehen von Spanien, auf das ganze europäische Festland erstrecken. Welche Combinationen alsdann eintreten können, ist zu untersuchen überflüssig, wir haben das im Auge behalten, was sich heute über sehen läßt. Das sind drei