. Als Heinz nach der Tür sah, schob sich Frank Wille herein. „Bitterbrunn kommt zu Freudenstadt", verkündete er ver schmitzt. „Gott sei Dank, keiner hat mein hochverräterisches Tun bemerkt, niemand hat meinen Weg belauert. Diesmal bleibt mir also die Acht erspart. Aber was hast du denn?" Er setzte sich zu Heinz, der ihm mit bekümmertem Lächeln die Hand drückte. „Erzähle: wo drückt dich der Schuh? Ich mußte dich auf suchen, damit wir mal ungestört plaudern können, so, wie wir es früher gehalten
haben. Hat dich dein teurer Schwager wieder geärgert?" Heinz machte eine schwache Bewegung mit der Hand. Dann erzählte er von dem Streit um die Talsperre. Frank ging hoch. „So eine Niedertracht! Aber du hast ihn ja wohl nicht im Zweifel gelassen, daß ihr ihm auf die Finger sehen werdet. Also laß den Kopf nicht hängen. Es wird sich alles historisch entwickeln. Uebrigens: deinen Berliner Besuch habe ich eben getroffen. Der Berndt ist ein fabelhafter Kerl. Und seine Schwester! Oh, mein lieber Heinz, das hättest du nicht tun
sollen!" Er schüttelte mit komisch verzweifeltem Gesicht den Kopf, und Heinz sah ihn fragend an. „Jawohl", beteuerte Frank, „das hättest du nicht tun sollen! Hast du denn nicht einen Augenblick an die sorgsam gehütete Ruhe meines empfänglichen Herzens qedacht? Fünf Minuten nur habe ich mit den beiden gesprochen, und schon war der schönste Zank zwischen Berndts Schwester und mir im Gange." Er erhob sich und ging nun mit umsorgter Stirn im Zimmer auf und ab. „Du weißt doch: Menschen, mit denen
ich mich beim ersten Kennenlernen zanke, sind mir ungeheuer sympa thisch. Wird sie lange hierbleiben?" „Möglich", erwiderte Heinz. „Dann sehe ich schwarz, sehr schwarz sogar!" „Aber weshalb denn?" „Weshalb? Du fragst, weshalb? Weil ich mich dann in sie verlieben werde. — Schrecklich ist das!" Heinz lächelte schwach. „Ra schön, dann heiratest du sie eben!" Frank blieb mit fassungslosem Gesicht» vor dem Freunde stehen. „Was soll ich tun? Sag mal, bist du noch mein Freund? Oder hast du in Afrika
- jedes menschliche OeMlHarten?- Stell dir das doch bloß einmal vor: Frank Wille junior, der Enkel des großen Dichters, als treusorgendcr Familienvater und mit warnend erhobenem Zeigefinger vor seinen zahlreichen Nachkommen, die durchaus nicht einsehen wollen, daß ihr Er zeuger zu allen Zeiten ein Mustersohn und Musterschüler war! Zum Heulen komisch wäre das, lieber Heinz! Außerdem: Ich selbst bin natürlich von meiner Berufung zum großen Dichter in Stunden geistiger Verwirrung überzeugt, aber leider stehe