nachts wieder. Es ist viel Wahres daran aber es sttmmt doch nicht ganz. Gerade unsere höchsten und heiligsten Gefühle schließen immer etwas Räffelhaftes, Uner gründliches mit ein. Verstehen wir die Natur, die wir lieben? Sie hat hundert Geheimnisse, die wir nie begreifen werden." Kay schweigt und blickt zum Fenster hinaus, auf die schmale, von buntem Leben erfüllte Sttaße. „Sie werden es auch noch einmal erfahren", fährt Frank fort, und er fährt ihr leicht über das Helle Haar und geht
wie auf der Bühne. Wie immer summt sie dabei leise vor sich hin. „Wunderbar", sagt Frank mit glänzenden Augen. „Du siehst wunderbar aus, Meru." Sie lächelt ein wenig und zupft, wie alle Frauen auf der Welt, an ihrem blauen Gewand, obwohl es ganz richtig sitzt. „Du gefällst mir viel besser als in allen Saris, die ich bis her an dir gesehen habe —" „Es ist doch nur ein ganz einfaches —" „Ja, aber — also ich find's herrlich." Man kann ihr doch nicht sagen, daß es froh und glücklich macht, daß sie nicht mehr Sir
Phirozes Kleider trägt. „Ich komme Adieu sagen, Meru — ich gehe jetzt die Fahr karten besorgen. Um halb sechs geht unser Zug —" Sie wirft den Kopf hoch. „Nein", sagt sie hastig. „Das kann ich nicht, Frank." Ueberrafcht sieht er sie an. „Wie meinst du das?" „Ich kann nicht fahren, Frank — heute noch nicht —" „Fühlst du dich wieder nicht gut?" „Oh doch — doch — das ist es nicht. Ich — ich kann nur jetzt noch nicht fahren." „Aber, Liebe, du mußt doch einen Grund dafür haben —" „Hast du eine Zigarette
? Danke." „Nun, Meru?" „Nicht quälen, Frank — glaub' mir, ich muß laß mich noch hier —" Er schüttelt den Kopf. „Aber, Kind — du weißt doch, daß wir nicht sicher sind, und —" „Hier findet uns niemand." Er verbeißt mannhaft seine Enttäuschung. Nimmt schließlich einen Stuhl, rückt ihn ganz nahe neben den ihren, und setzt sich. „Meru — warum willst du mir nicht sagen, warum du plötzlich anders denkst als gestern?" Pause. „Als ich dich kennenlernte, Frank — da sagte ich: ,ich glaube, ich kann nur in Bombay
, nicht wahr? Und um einer Laune willen kann und darf ich dich nicht weiter in Gefahr lassen. Du mußt von hier fort. Sei vernünftig, Liebes. Ich besorge die Karten. Außerdem gehe ich noch zu einem Anwatt, um die ersten Schritte einzuleiten. In anderthalb Stunden bin ich wieder zurück." „Ja, Frank", sagt sie mechanisch. „Also, Meru — und nicht wahr, du bleibst hier und rührst dich nicht aus der Wohnung weg —" „Ja, Frank." „Du versprichst mir das!" „Ja, Frank." „So ist es lieb." Er küßt sie auf die kühlen