Maria, Spiegel der Gerechtigkeit : Betrachtungen und Vorträge für den Monat Mai
zu erlernten gab. So konnte Maria, als sie noch auf Erden war und Jesum auf den Armen trug, ausrufen- „Ich bin ein Feuer, das da Feuer tragt,' und zwar in einem andern Sinne, alS jene griechische Frau, des Hippokrates. Das Feuer bei dieser war außer ihr, bei Maria war es innerlich, erfüllte das ganze Herz, durchglühte Brust und Wangen und Augen. Ihr ganzes Aeußere ward Zum Verrà ther jenes glühenden Feuers in ihr, welches jede Empfindung, jedes Gefühl, jeden Wunsch und jegliche Thal Himmelwärts
erhob, wie dies die Natur des FeuerS ist. Mit dem heiligen IldephonS (Or. I. de Assum.) können wir Maria auch vergleichen mit einem vom Feuer ganz durchglühten Eisen, welches sich vom natürlichen Feuer kaum mehr unterscheidet, und indem sie sich von der Liebe des heil. Geistes ganz durchglühen ließ, hörte ihre Art zu wünschen, zu wollen und zu handeln auf, Aehnlichkeit mit der eines Menschen zu ha ben, und wurde göttlich. Der Rost und die Schlacken der Mensch, lichkeit verschwanden unter der Gewalt
' und Vergnügungssucht nicht für äußere Zeichen der im Herzen herrschenden Gottesliebe halten kann, so darf ich wohl nicht viel Aufhebens machen von der Liebe zu Gott, die angeb. lich in dem Herzen vieler Christen herrschet; denn Blick und Ge- beiden, Gang und Bewegung, Thun und Lassen verrathen es, daß nicht die heilige Flamme der Liebe Gottes, sondern das un- heilige und unheimliche Feuer der Liebe zur Sünde in ihnen glüht und brennt. Sollte das wohl auch von euch wahr fein, meine Zuhörer? Ich erschrecke